Für die Aussöhnung von Unterhaltung und Literatur zu langweilig
So war die Premiere der Büchersendung "Gottschalk liest?" am Dienstag im Bayerischen Fernsehen
Es hätte auch die Eröffnung eines Möbelhauses sein können, aber es wurde eine sogenannte Literatursendung. Am wichtigsten mag gewesen sein, dass der sich langweilende Thomas Gottschalk wieder zu Publikum vorgelassen wurde, als er am Dienstag um 22 Uhr im Bayerischen Fernsehen die Premiere seiner vierteljährlichen Sendung "Gottschalk liest?" moderierte. Noch am Montag war bekannt geworden, dass sich der zeitlos Blonde nach mehr als 40 Jahren Ehe von seiner Frau Thea getrennt hat. Und der Verdacht wollte nicht verfliegen, dass Gottschalk diese Neuigkeit zeitnah zur Ausstrahlung seiner Auftaktsendung ins Freie gelassen hat, um dem Format an Breite zu ermöglichen, was ihm an Tiefe fehlt. In Augsburg, wo diese 45 Minuten Geplauder im Parktheater des Kurhauses Göggingen aufgezeichnet wurden, schließe sich ein Kreis, sagte Gottschalk. Denn dort hatte ihm einst Frank Elstner die Moderation von "Wetten, dass..?" übertragen. Tatsächlich spricht Gottschalk auch nicht so gerne über Bücher. Das liegt ihm nicht. Bei Sarah Kuttners neuem Roman "Kurt" verwechselt er auch gleich die Heldinnen. Als ihm Kuttner auch noch erklärt, dass man nicht lesbisch wird, sondern eben lesbisch ist, wenn man auf Frauen steht, hört der 68-Jährige gar nicht mehr zu. Am meisten interessiert er sich für sich selbst – und wer nicht stört, der darf bleiben. Also freut sich Gottschalk, dass Ferdinand von Schirach ("Kaffee und Zigaretten") enthüllt, dass im Bayerischen Hof in München eine Thomas-Gottschalk-Suite existiere, die genau so eingerichtet sei, "wie Sie heute angezogen sind". Als der ehemalige Strafverteidiger dort abstieg, habe er um ein unaufgeregteres Zimmer gebeten. Mehr sei zu Schirachs Buch dann aber nicht zu sagen.
Im Acht-Minuten-Takt rutschen die Gäste auf der Couch weiter, während die Flüchtigkeit gestelzt eingefädelter Witze auf Texte regnet, die von Dauer sein wollen. Am eifrigsten macht Vea Kaiser bei Gottschalk mit. Neben der Autorin von "Rückwärtswalzer" fühlt sich der Showmaster wohl, da presst er auch Hochkultur aus sich heraus, nach der niemand gefragt hat. Auf Kaisers Vermutung, dass wir alle mehr Latein können, als wir glauben, hebt Gottschalk zur lateinischen Rezitation von Ovids "Metamorphosen" an. Weil er dann doch nicht mehr als drei Bücher geschafft habe, schloss der Abend mit dem Bildband "Wendejahre" des Fotografen Daniel Biskup.
Für die Aussöhnung von Unterhaltung und Literatur war Gottschalks Literaturpremiere zu langweilig.
Ein Porträt von Thomas Gottschalk lesen Sie hier.
Schuster bleib bei deinen Leisten!...
Reich-Ranicki, schau oba!
Traurig, wenn "Kultursendungen" so tief sinken.....