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Der Riese aus Florenz kommt nach Linz

Von Karin Schütze, 12. Februar 2019, 00:04 Uhr
Der Riese aus Florenz kommt nach Linz
Michelangelos "David" befindet sich seit 1873 in der Galleria dell’Accademia in Florenz. Bild: Joerg Bittner (Unna)

Michelangelos "David" ist ab 14. Februar als Replikat in der Linzer Tabakfabrik zu sehen

Lässig steht er da, fast ein wenig überheblich. Einzig sein prüfender Blick, die hervortretenden Adern seiner rechten Hand und die angelegte Steinschleuder verraten den Kampf, den David – der spätere König von Juda und Israel um 1000 vor Christi – im nächsten Augenblick mit dem Riesen Goliath führen und gewinnen wird.

Zwischen 1501 und 1504 in Florenz entstanden, gilt die aus einem einzigen Marmorblock von Michelangelo (1475–1564) gehauene, 5,17 Meter hohe und rund sechs Tonnen schwere Skulptur als Inbegriff männlicher Vollkommenheit, obwohl Davids Proportionen von Modelmaßen abweichen. Der Grund: Die Statue, die heute in der Galleria dell’Accademia in Florenz in einem eigens für sie errichteten Kuppelraum steht, war ursprünglich für luftige Höhen gedacht – einen äußeren Strebepfeiler der Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz. Michelangelo hatte sie aus starker Untersicht konzipiert.

Protest gegen David, den Riesen

Kurzfristig bevorzugte die Signoria, die Stadtverwaltung von Florenz, einen Platz vor dem Palazzo Vecchio, direkt bei der Loggia dei Lanzi, dem Symbol der freien Florentiner Bürger. Unter deren Protest bezog David seinen Platz: "Il gigante!", der Riese, schrien die empörten Massen. Verstört haben dürfte sie nicht seine Freizügigkeit, sondern dass Michelangelo die Bibel umgedeutet hatte: Der David des Alten Testaments ist als schmächtiger Hirte beschrieben.

Allen anfänglichen Protesten zum Trotz zog David als muskulöser Athlet bis 1873 die Blicke Staunender auf sich. Gegen Goliath war er gewappnet, nicht aber gegen Wind, Regen und Vogelexkremente. 1873 brachte man ihn in der Galleria dell’Accademia in Sicherheit. Vor dem Palazzo Vecchio steht seitdem eine Marmor-Kopie.

Zweimal verletzter David

Schon 40 Jahre vor Michelangelo hatten sich zwei Bildhauer für eine David-Statue an dem zwölf Tonnen schweren Carrara-Marmorblock versucht, ihre Arbeit jedoch aufgegeben.

1501 erhielt Michelangelo den Auftrag von der Florentiner Wollweberzunft – spinnefeind mit den 1494 aus Florenz vertriebenen Medici. Für deren Protegé Michelangelo eine heikle Lage. 1512 erzwangen die Medici ihre Rückkehr in die Stadt.

Dass dies auch David zu spüren bekam, war jedoch ein Unfall: Eine bei heftigen Auseinandersetzungen im Palazzo Vecchio aus dem Fenster geworfene Bank zertrümmerte seinen linken Arm. Der junge Architekt Giorgio Vasari sammelte die Bruchstücke ein und verwahrte sie 31 Jahre, bis er sie Cosimo I. übergab. Der Medici-Herzog ließ die Statue restaurieren.

479 Jahre später sollte David noch einmal verwundet werden: 1991 schlug ihm ein psychisch Beeinträchtigter einen Teil seiner linken Zehen ab. Wirbel um die Statue gab es auch 2017. Ein Gerichtsbeschluss verbietet seitdem alle Abbildungen für kommerzielle Zwecke ohne Erlaubnis der Galleria dell’Accademia. Dass ein Double bald in Linz zu bestaunen ist, ist etwas Besonderes.

 

Zur Ausstellung in Linz

„Die großen Meister der Renaissance“ von 14. 2. bis 12. 5. in der Linzer Tabakfabrik ist die weltweit größte Präsentation der berühmtesten Werke der Renaissance. Zu sehen sind Replikate von Werken da Vincis, Michelangelos, Botticellis und Raffaels aus 13 Kunstmetropolen – vom „Letzten Abendmahl“ und der „Geburt der Venus“ bis zur Nachbildung der David-Skulptur. Mehr Infos: www.die-grossen-meister.com

Öffnungszeiten: Mi. bis Mo., 10–18 Uhr. Eine Hörführung via Audioguide ist im Ticketpreis inkludiert (werktags 16,50 Euro, WE: 18,50 Euro).

OÖN-Ticket-Hotline: 0732 /78 05-805.

Rabatt für OÖN-Leser: Am 16./17. 2. sowie 23./24. 2. erhalten OÖNcard-Inhaber 20 Prozent Rabatt, sonst 2 Euro Vergünstigung. Nur im Vorverkauf!

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Autorin
Karin Schütze
Redakteurin Kultur
Karin Schütze
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2  Kommentare
2  Kommentare
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jago (57.723 Kommentare)
am 13.02.2019 18:19

Nach was für einem Gesetz kann ein Gericht so einen langen Schutz bestimmen?

Gerichte dürfen in einer Demokratie nicht auch noch legislativ tätig werden, es ist eh schon skandalös, dass die Regierungen die Gesetze selber schreiben, nach denen sie regieren müssen.

Aber die Italiener himmeln ja den VERDI nicht heimlich an grinsen

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MARDANG (45 Kommentare)
am 12.02.2019 18:14

Für Repliken so einen Eintrittspreis zu verlangen ist ein Wahnsinn!
Hoffentlich geht keiner hin!

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