"Der Pass": Nicholas Ofczarek jagt in den Alpen den irren "Krampuskiller"
Am Freitag läuft die düstere Serienkiller-Eigenproduktion auf dem Bezahlsender Sky an.
Eine grausam entstellte Leiche, exakt an der österreichisch-deutschen Grenze theatralisch im Schnee platziert. Mit der motivierten Jungkommissarin Ellie Stocker (Julia Jentsch) aus Deutschland und ihrem österreichischen Konterpart, dem vom Leben gezeichneten Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek), setzen die Behörden ein denkbar ungleiches Duo auf den Fall des "Krampuskillers" an. Ab Freitag, 25. Jänner, ermitteln Stocker und Winter in Skys neuer, düsterer Eigenproduktion "Der Pass".
In der Hauptrolle des lose an die skandinavische Serie "Die Brücke" angelehnten Achtteilers – gedreht zwischen November 2017 und April 2018 – glänzt Burg-Schauspieler Nicholas Ofczarek. Diesen reizte vor allem die Dynamik zwischen den Hauptcharakteren, wie er den OÖN verriet. "Winter ist desillusioniert, hat längst aufgehört, sich zu beklagen. Obwohl er selten nüchtern ist, ist er zumindest von seiner Persönlichkeit her ein nüchterner Mensch, der das Leben so nimmt, wie es kommt", so der 47-Jährige. "Stocker hingegen steht am Beginn ihrer Polizeikarriere und hat noch Ideale und Visionen."
Das Katz-und-Maus-Spiel mit Serienmörder Gregor Ansbach (Franz Hartwig) bringt die Ermittler nicht nur physisch und psychisch an ihre Grenzen, auch die charakterlichen Vorzeichen beginnen sich zu drehen. Ofczarek: "Gemeinsam erleben Stocker und Winter in den acht Folgen eine hochspannende Entwicklung: Sie wird von den Geschehnissen zunehmend ernüchtert, er hat plötzlich wieder ein Ziel vor Augen."
Mörderisches Zottelwesen
Sein zur Obsession werdendes Ziel? Natürlich den "Krampuskiller" Ansbach stoppen! Dieser hat sich die archaischen Bräuche der Grenzregion Salzburg-Berchtesgarden zum Vorbild genommen und bestraft als mörderisches Zottelwesen die Bösen mit dem Tod. Denn die Menschheit kranke an Konsumwahn, Oberflächlichkeit und Gier – und nur durch eine Mordserie könne er die Aufmerksamkeit auf diese fatale Entwicklung lenken. Für Darsteller Franz Hartwig ist Ansbach trotzdem "bis zu einem gewissen Grad sogar sympathisch". Denn: "Ohne Gewalt und Mord glorifizieren zu wollen: Gregor Ansbach ist jemand, der sich etwas traut. Er versucht, seine Ideen von einem einfachen Leben im Einklang mit der Natur zu verbreiten. Nur wendet er die komplett falschen Mittel an."
Ähnlich gepolt ist der bei den Krampus-Ermittlungen assistierende Sektenführer Brunner, den Lukas Miko verkörpert. Für den Wiener fügen sich die Männerrollen in "Der Pass" perfekt in unsere Zeit ein: "Diese Figuren sind alle gekränkte Narzissten. Sie instrumentalisieren Angst, um Menschen an sich zu binden. Sie markieren den starken Mann, schlüpfen aber flott in die Opferrolle, wenn es ihnen nützt. Ein Blick auf die Weltpolitik reicht, um zu sehen, wie aktuell das doch ist." In diese Kategorie fällt auch Journalist Charles Turek, der das mörderische Treiben als Karriereturbo missbraucht. Dessen Darsteller Luca Gregorowicz empfindet die Tatsache, dass "Der Pass" keine klaren Gut-böse-Schemata bedient, als besonders erfrischend: "Im deutschen Film und Fernsehen biedern sich die Figuren ja oft an: Sie sind immer brav und machen alles richtig. Hier ist es komplett anders. Jede Figur hat ausgeprägte Ecken und Kanten. Darum wirken sie auch so real."
Ofczarek und Wolfgang Ambros
Real ist auch die Liebe Nicholas Ofczareks zu Wolfgang Ambros’ "De Kinettn wo i schlof", das er in der Serie lauthals intoniert. Und doch: "Ich muss beschämt zugeben, dass ich die ‚Kinettn‘ vorher nicht kannte. Diese Ambros-Phase ist total an mir vorbeigegangen. Ich musste das Lied erst lernen." Kein Problem für den Ex-"Jedermann", der auch bereits eine gewagte Idee für eine "Der Pass"-Fortsetzung hegt: "Ich könnte ja wie einst Bobby Ewing aus der Dusche steigen, und alles, was bisher geschah, war nur ein Traum."
OÖN-Kritik „Der Pass“
Mit der Eigenproduktion „Der Pass“ beweist Sky Österreich einen langen Atem. Die epische Geschichte um einen alpinen Serienmörder vereint Krimi-Elemente mit Gesellschaftskritik, Mythologie, Drama und Thriller. Dass „Der Pass“ unter dieser Last nicht einknickt, ist dem fein austarierten Drehbuch und dem exzellenten Ensemble geschuldet. Empfehlung!
Die Darsteller
Nicholas Ofczarek muss als Gedeon Winter private Probleme und einen soziopathischen Killer bändigen.
Julia Jentsch gibt die idealistische Kommissarin Ellie Stocker, die an der Realität zu verzweifeln droht.
Franz Hartwig lässt als „Krampuskiller“ Gregor Ansbach seinen mörderischen Trieben freien Lauf.
Lukas Miko hängt als charismatischer Sekten-Guru Brunner mittendrin im blutigen Geschehen.
Lucas Gregorowicz ermittelt als Journalist Turek auf eigene Faust – und mit einigen Hintergedanken.
Chapeau, für diese fesselnde Serie.
Liest sich wie die fürchterlichen Tatort-Folgen, die bei anfälligen Menschen Depressionen hervorrufen. Es wäre besser, humorvolle Serien zu produzieren, die zeigen, wie schön das Leben sein kann; und nicht so düstere Werke. Zum Glück kann mir das nichts anhaben, denn sowas schaue ich mir erst gar nicht an.
Das wäre ja grottenlangweilig, wenn nur mehr humorvolle Serien und Filme produziert würden, mMn. Geschmäcker sind verschieden und es wird ja niemand gezwungen es sich anzusehen.