Das Linzer Bruckner Orchester hat ein Problem: Es ist zu gut
Der Triumph mit Bruckners Fünfter im Wiener Musikverein offenbart ein Strukturproblem.
Wenn nach Anton Bruckners Fünfter des Bruckner Orchesters im Wiener Musikverein das Publikum auf der Galerie im Stehen applaudiert, Bravo-Rufe unter anderem für die Hornisten, für die Trompeter, für Paukist Leonhard Schmidinger die über 80 Minuten aufgebaute Spannung entladen, dann ist die von Chefdirigent Markus Poschner angestoßene Leistungssteigerung auch in einem der honorigsten Konzertsäle der Welt aufgeschlagen. Wie ernst Poschner und die Musiker ihre Aufgabe nehmen, offenbarte die finale Probe am Samstag, wenn bis wenige Minuten vor dem Konzert an Betonungen und dramaturgischen Kontrasten herumgeschraubt wird.
An jenem Werk Bruckners mit der neuralgischen Notenfolge, die von der Band "White Stripes" und dem Song "Seven Nation Army" zur Stadiontauglichkeit popularisiert wurde. Und doch ist das Bruckner Orchester im Konzert der Größten nicht vollständig angekommen. Die Gründe dafür liegen nicht im Künstlerischen und schon gar nicht darin, dass sich Musiker von Orchester-Inspektor Martin Edtmayr – von der glänzenden Umgebung des Goldenes Saales berührt – fotografieren lassen. Nein, das Orchester stößt an die Grenzen seiner eigenen Strukturen, wenn es die Größten im sinfonischen Wettstreit herausfordern will.
Die unzähligen Dienste im Musiktheater, wofür das Orchester einst personell aufgestockt wurde, pflastern die Musiker-Dienstpläne zu. Ausschlaggebend dafür ist ein Künstler-Kollektivvertrag, der die Herausforderungen internationaler Strahlkraft nicht einpreist, sondern zusätzliche Aktivitäten verhindert. Eine Einladung der Salzburger Festspiele könnte das Bruckner Orchester aktuell nicht einmal annehmen: Die Bestimmungen schreiben in den theaterfreien Sommermonaten Freizeit vor.
Der ehrwürdige Musikverein
Die großen Ambitionen scheitern also am Kleingedruckten. Eine Lösung könnte das Vorbild der Wiener Philharmoniker sein, die im Angestelltenverhältnis des Bundes die Musiksäule der Wiener Staatsoper darstellen – und als Verein Tourneen, Festivals und sinfonische Konzerte bestreiten.
Mit den 650.000 Euro von der Stadt Linz für die weitere Konzerttätigkeit im Brucknerhaus (die OÖN berichteten) ist ein Marktwert des Bruckner Orchesters definiert.
Nüchtern: Backstage-Bereich im Musikverein.
Der strukturelle Umbau samt Änderung der Gesellschaftsform durch das Land Oberösterreich als Eigentümer wäre also der nächste Schritt, will das Orchester nicht wie bisher rund 10.000 Euro (u.a. plus Personalkosten und Instrumente-Transport) in die selbst organisierten Marketing-Unternehmungen im Musikverein stecken.
Landeshauptmann Thomas Stelzer und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka haben sich diesmal vom musikalischen Sog des Orchesters in der neunten Reihe verführen lassen. Das Luxusproblem ist also bekannt.
Samstag Bruckners Fünfte im Wiener Musikverein, Sonntag Tristan und Isolde im Musiktheater, das ist schon eine Leistung!
Die Musiker des BO brauchen sich sicher nicht vor der Elbphilharmonie zu fürchten, doch spielen sollten sie dort gegen eine gute Gage, die auch den Musiker_innen zugute kommt.
Markus Poschner hat einen guten Draht zu den OÖN, aber klar, auch unter Russel Dennis Davis hatte das BO tolle internationale Auftritte, auch in der Carnegie Hall in NYC.
Wann ist eigentlich das Gastdirigat Herrn Poschners mit den Bayreuthern in Abu Dabi? Auf dem Programm steht "Waklküre", die Besetzung wäre interessant.
Offenbar ist die Propaganda-Abteilung des Brucknerorchesters seit Monaten bemüht, dem Orchester einen Status umzuhängen, den es nicht verdient.
Beamtete Musikanten sind sie, die wohl eingebettet in Subventionen ihrer Tätigkeit nachgehen, in der üppigen Freizeit auch noch "Stunden" geben, sich in diversen Gruppen als "Kammerer" darstellen ....... also verhungern wird keiner.
Sollen sie doch einmal in der Elbphi aufspielen, dann sehen sie, wo sie stehen.
Konzerte im "Goldenen Saal" gab es auch schon unter RD, da wurden Eintrittskarten in den besten Sitzreihen um Euro 20 verscherbelt.
Ihr Kommentar klingt nach Neid und Hass und ja in der Elbphi sehr gerne! Wäre nicht das erste große Haus in dem das BOL begeisterten Zuspruch erntet!
Da hat jemand das Problem erkannt - zumal das Bruckner Orchester in jedem Konzertsaal dieser Welt bezahlen muss, um spielen zu dürfen, lediglich im Brucknerhaus in der Nachbarschaft verdient es etwas. Na wenn das kein Strukturproblem ist...
wenn das brucknerhaus ein vergleichbares orchester einlädt, kostet das mehr.
A.) Was hat das mit guten Musikern zu tun und B.) spielen Sie einmal 2 Stunden Fagott Oboe oder Trompete usw. vielleicht wissen sie dann warum man Pausen braucht!
Zu gut oder zu gierig?
Die von der Gewerkschaft ausverhandelten Pausenzeiten und sonstige eigenartige Einschränkungen könnte man jederzeit durch Verzicht oder Vertragsänderung loswerden.
Tatsächlich geht es ums Extrageld für zusätzliche Auftritte.
Wenn mitten in einem Stück die Probe unterbrochen werden muss, um die Mittagspause minutengenau einzuhalten und ansonsten Probleme mit der Gewerkschaft drohen, stimmt da auch kulturell einiges nicht. Gute Musiker würden das nicht lange zulassen.
Also sie haben ja mal gar keine Ahnung von dem Ganzen! Mittagspause? So weit ich weiss probt das Orchester von 10:00-13:00 und von 19:00-22:00 (oder eben Vorstellung)
Wo ist da Ihre Mittagspause???
mitten im stück wenn das stück 70 minuten dauert...
man sollte keine großen Töne spucken, wenn man keine Ahnung von der Materie hat! Die besten Musiker und Orchester der Welt handhaben das so und es hat seine Gründe. Zudem gibt es so etwas wie eine Mittagspause gar nicht. Also erst erkundigen und dann mitreden!