Wird Fußball-Bundesliga per Gesetz "erheblich bedeutend"?
Fernseh-Exklusivrechtegesetz: Nachdem der ORF die Rechte an der heimischen Bundesliga verloren hat, will die Politik jetzt nachhelfen. Um fehlendes Verhandlungsgeschick zu reparieren?
Der Zug in Richtung Pay-TV ist beim Sport längst abgefahren. Die TV-Rechte an der Champions League teilen sich Sky und DAZN, und seit heuer ist sogar die heimische Fußball-Bundesliga live und exklusiv nur noch beim Bezahlsender Sky für eine Abogebühr von mindestens 19,99 Euro im Monat zu sehen. Der ORF konnte oder wollte im Gegensatz zu anderen (SRF und den heimischen Privaten Puls 4 und Servus TV) nicht mehr mitgehen. Standardargument: zu teuer.
Jetzt will man offenbar mangelndes Verhandlungsgeschick beim ORF mit einer Gesetzesänderung reparieren. Gestern traten Medienminister Gernot Blümel (VP) und FP-Sportminister Heinz-Christian Strache vor die Medien und kündigten eine Evaluierung des so genannten Fernseh-Exklusivrechtegesetzes an.
Dieses Gesetz aus dem Jahr 2001 regelt per Verordnung "Ereignisse von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung" und quasi das Recht eines Großteils der heimischen Bevölkerung auf eine – abgesehen von den GIS-Gebühren – kostenfreie TV-Berichterstattung dieser Ereignisse.
Vorbilder hinter Bezahlschranke
Dazu gehören Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften, aber auch der Wiener Opernball und das Neujahrskonzert. Diese Liste soll jetzt erweitert werden – "um welche bedeutenden Ereignisse ist noch unklar", sagt Gernot Blümel. Konkreter Anlassfall ist die Pay-TV-Schranke für die österreichische Fußball-Bundesliga. Sportminister Strache: "Hier verschwinden Vorbilder der österreichischen Jugend hinter einer Bezahlschranke. Wir haben bei diversen Sportarten Breite sicherzustellen." Da gehe er nach einem Gespräch mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz d’accord. Süffisanter Nachsatz: "Auch er hat manchmal gute Ideen."
So einfach ist es allerdings auch wieder nicht, per Gesetz in bestehende Verträge der Pay-TV-Sender und Streamingdienste einzugreifen. Die Vorschlagsliste der Regierung muss noch der EU-Kommission zur Genehmigung vorgelegt werden.
Ob man im Epizentrum der freien Wirtschaft die österreichischen TV-Regulierungsversuche positiv bewertet, ist freilich offen.
Erhebliche Bedeutung
Diese Ereignisse sind laut Fernseh-Exklusivrechtegesetz von „erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung“ und müssen mindestens 70 Prozent der Gebührenzahler im Free-TV zugänglich gemacht werden:
Olympische Sommer- oder Winterspiele, Fußball-EM und -WM, sofern an diesen Spielen die österreichische Nationalmannschaft teilnimmt, sowie das Eröffnungsspiel, die Halbfinalspiele und das Endspiel, Finale österreichischer Fußballcup, Alpine und Nordische Ski-WM, Neujahrskonzert und Opernball.
Brot und Spiele ...
A propos: Ich würde gerne Übertragungen aus der Wiener Staatsoper (nicht den Opernball!) und von den Salzburger und Bregenzer Festspielen sehen! Wann kommen die?