Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Man landet hier, und dann beginnt man zu laufen"

Von Helmut Atteneder, 10. Dezember 2018, 00:05 Uhr
"Man landet hier, und dann beginnt man zu laufen"
"Ich gebe zu, dass ich als Kleinkind manchmal lieber Urlaub am Strand gemacht hätte." Bild: Travell

Der Wiener Max Hollein leitet seit August das Metropolitan Museum in New York.

Seit Anfang August leitet der Wiener Max Hollein das Metropolitan Museum of Art (Met) in New York. Der versierte und erfolgreiche Kunstkenner will das riesige Haus mit einer der bedeutendsten kunsthistorischen Sammlungen der Welt in der Fifth Avenue nach turbulenten wirtschaftlichen Zeiten wieder zu alter Größe führen.

Herr Hollein, sind Sie im Schmelztiegel namens Big Apple schon angekommen?

Max Hollein: Ich bin mitten im Schwung. Man landet sehr rasch, und dann fängt man an zu laufen. Das Met ist eine faszinierende Institution, ein sehr großes Museum, das in der Stadt eine ganz wesentliche Rolle spielt. Es ist intensiv und voller Möglichkeiten. Das ist der grundlegende Unterschied zu den Häusern, die ich bis jetzt geführt habe. Dem muss man mit offenen Armen begegnen, aber man muss auch sehr klar darauf schauen, das zu machen, was für die Institution am besten ist.

Max Hollein und das Metropolitan Museum of Art in New York mit zwei Millionen Stück aus fünf Jahrtausenden – ist das schon eine Freundschaft oder noch ein Herantasten?

Die Annäherung, Teil der Familie zu werden, passiert sehr rasch. Ich bin mitten drinnen in diesem unglaublich großen Mikrokosmos und stolz darauf, dass ich es innerhalb von ein paar Wochen geschafft habe, überall hinzufinden. Das ist schon rein logistisch gesehen eine große Leistung.

Wie begegnet man Ihnen?

Es ist eine typisch amerikanische Haltung, auf einen neuen Direktor mit sehr offenen Armen heranzutreten. Jetzt geht es darum, gemeinsam einen guten Weg für das Haus zu finden. Und auch für die 2600 Mitarbeiter. Es ist wichtig, dass sie sich gut aufgehoben und anerkannt fühlen, für das, was sie tun. Die Mitarbeiter sind mit einer enormen emotionalen Bindung ausgestattet. Das muss man entsprechend kultivieren.

"Man landet hier, und dann beginnt man zu laufen"
"Ich bin gerne genau zu diesem Zeitpunkt gekommen, weil so eine kurze Revision immer auch neue Beweglichkeit schafft.“ Max Hollein, hat das „Met“ in wirtschaftlich schwierigen Zeiten übernommen Bild: Travell

Das Met hat turbulente wirtschaftliche Zeiten hinter sich. Was haben Sie hier vorgefunden?

Ich glaube, dass das Haus bewusst einen Direktor ausgewählt hat, der holistisch auf das Museum schaut. Meine vordringliche Aufgabe ist die gesamte Außenwirkung des Hauses. Ich habe mit dem wirtschaftlichen Direktor gemeinsam einen 360-Grad-Blick auf das Met. Was in den letzten paar Jahren vielleicht nicht so geglückt ist, war ein gewisses Auseinanderklaffen im Einnahmen-Ausgaben-Bereich. Wobei, wir haben derzeit ein Defizit von zehn Millionen Dollar, bei einem 320-Millionen-Dollar-Budget – ich sehe das nicht als Krise. Es ist eine immer wiederkehrende Aufgabe in allen Museen, die Ziele zu justieren. Das Met ist ein unglaublich aktives Haus, es wird nichts reduziert. Das Defizit wird 2020 gelöst sein. Da sehe ich kein Problem. Ich bin gerne genau zu diesem Zeitpunkt gekommen, weil so eine kurze Revision immer auch eine neue Beweglichkeit schafft.

Es war kein Zufall, dass man Sie ans Met geholt hat – Sie kennen die Kunstszene in den USA, gelten als Erneuerer, kennen sich in Kunstgeschichte und mit Zahlen aus. Haben Sie vor Ihrem Antritt irgendwo zwei, drei Sätze hingekritzelt und eine Vision für das Haus formuliert?

Das Met ist sicher eines der führenden, wenn nicht sogar das führende enzyklopädische Museum der Welt. Wir müssen zeigen, dass die Entwicklung der Kulturen lange nicht so linear ist, wie wir sie darstellen. Die Kulturen sind untereinander synchron und viel komplexer. Weiters müssen wir noch mehr darstellen, dass die Objekte auch in ihrem sozialen, historischen und religiösen Kontext gelesen werden können. Wir haben zum Beispiel eine Rüstung von Heinrich dem Achten. Das ist ein hervorragendes Beispiel von größter Handwerkskunst, das aber gleichzeitig auch ein Propagandainstrument der damaligen Zeit war. Diesen Zusammenhang müssen wir stärker lesbar machen.

Ab wann wird man im Met Ihre Handschrift sehen können?

Wir machen 50 Ausstellungen im Jahr. Es wäre vollkommen falsch zu sagen, jetzt beginnt das Hollein-Programm, oder diese Ausstellung ist Hollein. Das wäre auch für die Institution vollkommen uninteressant. Eine Handschrift wird man in allen Bereichen sehen, aber nicht, weil der Direktor das sagt. Wir haben hier 200 exzellente Kuratoren und ich möchte, dass alle ihre eigene Handschrift sehen und ja nicht die des Direktors. Meinen Bezug zu Österreich wird man hier im nächsten Jahr sehen, wenn wir eine große Ausstellung über Maximilian, den letzten Ritter machen.

Wie sehr hat Ihr Vater, Hans Hollein, Ihren Lebensweg beeinflusst, mussten Sie sich emanzipieren, oder ist genau Ihr großartiger Weg auch Ihrem Vater geschuldet, der Ihnen Freiheiten gelassen hat?

Ich bin glücklich aufgewachsen. Meine Eltern waren extrem kunstinteressiert. Ich habe vom Kleinkindesalter an keine Wahl gehabt, ich musste in Museen gehen und war sofort in einem künstlerischen Umfeld. Das habe ich mir am Anfang gar nicht ausgesucht und ich gebe zu, dass ich manchmal lieber Urlaub am Strand gemacht hätte. Aber man saugt das auf, und fängt an, sich dafür zu interessieren. Auf der anderen Seite bin ich einen sehr eigenen Weg gegangen. Ich habe Wien bewusst verlassen, aber es war keine Flucht. Ich glaube, wenn mein Vater und meine Mutter noch leben würden, würden sie sich sehr über meinen Weg freuen.

 

Max Hollein und das „Met“

Max Hollein
Der 49-jährige Sohn des Architekten Hans Hollein (gest. 2014) studierte Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte. 1996 ging er als Projektleiter des Guggenheim-Museums nach New York. Von 2001 bis 2015 leitete er drei Museen – darunter das Schirn – in Frankfurt, danach das „Fine Arts Museen“ in San Francisco.

Max Hollein ist mit der Modedesignerin und Autorin Nina (ihre Großeltern lebten in Sarleinsbach) verheiratet, drei Kinder.

Metropolitan Museum of Art
Das „Met“ ist mit seinen drei Häusern das größte Kunstmuseum der USA, mit einer der bedeutendsten kunsthistorischen Sammlungen der Welt. Diese beinhaltet rund zwei Millionen Objekte aus fünf Jahrtausenden.

Das Haus in der Upper East Side wurde 1872 eröffnet und liegt dem Central Park gegenüber. Rund 7,3 Millionen Besucher kamen zu den 55 Ausstellungen im Geschäftsjahr 2017/18. Das Budget beträgt 260 Millionen Euro.

mehr aus Kultur

Deutscher Schlagerstar mit 95 Jahren gestorben

Österreichs Filmkritiker erklären "Oppenheimer" zum Film des Jahres

Nach der Renovierung: So schön wird die Lehar-Villa

Breitenecker übergibt ProSiebenSat.1Puls4-Geschäftsführung an CEO-Duo

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen