Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

High Noon im TV: Ein Duell jagt das andere

Von Helmut Atteneder, 26. September 2017, 00:04 Uhr
High Noon im TV: Ein Duell jagt das andere
Die Mutter aller TV-Konfrontationen: Heute vor 57 Jahren standen sich Richard Nixon und John F. Kennedy gegenüber. Bild: APA

Nationalratswahl 2017: 27 Mal duellieren sich Spitzenkandidaten vor der Wahl am 15. Oktober. Ein Rekord

Es begann mitten im Sommer. Am 26. Juni lud Puls-4-Moderatorin Corinna Milborn Bundeskanzler Christian Kern zum "Sommergespräch". Und das Werben im Fernsehen um Stimmen bei der Nationalratswahl am 15. Oktober endet drei Tage vor dem Urnengang – mit der Elefantenrunde der Spitzenkandidaten im ORF. Es wird dies die 61. Wahlsendung in ORF, Puls 4, ATV und Servus TV sein – und das 27. Duell zweier oder mehrerer Kandidaten.

Noch nie wurden die – diesmal rund 6,4 Millionen – Wahlberechtigten mit derartig vielen Duellen, Elefantenrunden, Talk-Shows und Analysen überschwemmt. Es gilt das Motto: Nach dem Duell (Gestern standen sich Christian Kern, SPÖ, Ulrike Lunacek, Grüne und Matthias Strolz, Neos in zwei Duellen gegenüber) ist vor dem Duell: Heute klopft Claudia Reiterer um 20.15 Uhr auf ORF 2 Ulrike Lunacek und Christian Kern ab.

Für diese inflationär anmutende Sendungsgestaltung gibt es zwei gute Gründe: Erstens, weil’s in Österreich im Gegensatz zu Deutschland (nur zwei TV-Duelle) Tradition hat. Und weil es Quote bringt.

Am Sonntag durfte Puls 4 über durchschnittlich 560.000 Zuseher bei einem Marktanteil von 18,1 Prozent jubeln. Zu Spitzenzeiten verfolgten sogar 728.000 Zuseher das erste Elefantenduell. Ein noch nie erreichter Wert seit Bestehen des Privatsenders.

Den Allzeit-Rekord aller TV-Konfrontationen in Österreich hält übrigens die "Elefantenrunde" vom 21. November 2002: Die von Elmar Oberhauser geleitete Diskussion mit Alfred Gusenbauer, Wolfgang Schüssel, Herbert Haupt und Alexander Van der Bellen sahen 1,839 Millionen Menschen (Marktanteil 60 Prozent).

Der Politwissenschafter Peter Filzmaier sieht in der inflationären TV-Duellerei keine Abnützungsgefahr für die Kandidaten: "Es ist nur eine Verlagerung von der Straße und dem Festzelt ins TV-Studio. Persönliche Kontakte mit Handschlag sind nicht mehr das, was sie früher einmal waren."

Persönliche Kontakte haben sich aber in die virtuelle Welt verlagert. Ein kleines Filmerl vom Händeschütteln im Bierzelt wird umgehend über Social-Media-Kanäle verbreitet. Virtuelle Realität des Jahres 2017: Wirkt persönlich, ist aber unpersönlich.

Die Wirkung von TV-Duellen im Sinne von "Wähler umstimmen" ist trotz zahlenmäßiger Überschwemmung ein Wunschtraum. Medienwissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass man beim eigenen Lieblingskandidaten eher die Stärken und beim Gegenkandidaten die Schwächen sieht. Filzmaier: "Es ist praktisch unmöglich, einen Anhänger der Gegenseite ins andere Lager zu holen."

Wozu dann der Aufwand? Es geht um die Unentschlossenen, immerhin rund 20 Prozent der Wahlberechtigten.

Viele TV-Duelle ermöglichen den Spitzenkandidaten ein gebetsmühlenartiges Wiederholen ihrer Botschaften. Großformatige Nahaufnahmen in HD-Qualität sind aber auch gefährlich. Sie verzeihen nichts. Ein Schwitzen der Kandidaten, und seien sie auch nur verkühlt wie Franz Vranitzky 1995 im Duell mit Wolfgang Schüssel, wird schnell als politische Schwäche ausgelegt. Alois Mock wurde 1986 gegen Vranitzky ein zur Entspannung gedachter Saunabesuch vor der Konfrontation zum Verhängnis. Mocks Gesicht war aufgedunsen und mit dicker Schminke "behandelt" worden.

Es begann heute vor 57 Jahren

Die Geschichte von Politiker-Konfrontationen im Fernsehen begann heute vor 57 Jahren. John F. Kennedy gegen Richard Nixon am 26. September 1960 gilt als Mutter aller TV-Konfrontationen. Der schlecht rasierte und schwitzende Nixon hatte gegen den eloquenten Herausforderer (er reiste in einer klimatisierten Limousine an und wirkte jugendlicher und frischer) keine Chance.

1975 begann die Geschichte der Kandidatenkonfrontationen im ORF. Bruno Kreisky ließ dabei Josef Taus keine Chance.

 

Nationalratswahl 2017 - TV-Duelle


Quoten bisheriger TV-Duelle:

  • Hofer – Lunacek (ORF) 676/22*
  • Strolz – Kern (ORF) 620/22
  • Elefantenrunde (Puls4) 560/18
  • Strache–Lunacek (Puls4) 322/12
  • Strache – Strolz (Puls4) 279/9
  • Kern – Strolz (Puls4) 186/8
  • Kern – Lunacek (Puls4) 185/6

Reichweitenrekorde:

  • Elefantenrunde im ORF am 21.11.2002 1,839 Mio./60 %
  • Gusenbauer – Schüssel 14.11.2002 1,75 Mio./56 %

Elefantenrunden: ATV (1.10.), ORF2 (12.10.), jeweils 20.15 Uhr

Heute treffen um 20.15 Uhr in ORF2 Christian Kern (SPÖ) und Ulrike Lunacek (Grüne) aufeinander.


*durchschnittliche Reichweite bei über 12-Jährigen i. T./Marktanteil in Prozent
 

mehr aus Kultur

Anton Bruckners Meistersinger

Meister des Stahls: Richard Serra ist tot

Trauer am Landestheater: Fritz Breitenfellner ist tot

Song Contest: Oberösterreicherin Kaleen mit Startnummer 6 im 2. Semifinale

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

5  Kommentare
5  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
il-capone (10.334 Kommentare)
am 26.09.2017 13:19

Seichte Gschaftlhuawa-Shows,
zum Wohle der Quote.

Wer braucht das eigentlich, ausser ideologische Mitläufer 🤔☹

lädt ...
melden
antworten
oblio (24.740 Kommentare)
am 26.09.2017 09:16

Dass dieser Artikel unter "Kultur"
"abgelegt" wird, macht diese Kandidaten
nicht besser als sie sind: Dampfplauderer!
Die Parteien und Listen schicken ihre
Vorzeigekandidaten in die Wahlschlachten,
um für Stimmenfang zu sorgen!
Welche Kompetenzen die nach der Wahl haben,
ist ein verschwindender Prozentsatz, denn
dann wird ja mit den anderen Mitgliedern
der jeweiligen Partei oder Liste der eine
oder andere Beschluss gefasst!
Ich sehe die Personen im Focus lediglich
als bessere Pressesprecher an! zwinkern

lädt ...
melden
antworten
felixh (4.875 Kommentare)
am 26.09.2017 07:53

aber jeden Tag muss ich es auch nicht haben. Puls4, OÖ24, mORF, usw...

habe die Politiker keine Arbeit?

lädt ...
melden
antworten
Megaphon (2.504 Kommentare)
am 26.09.2017 04:51

Dass 1975 der Beginn der TV Kandidatenduelle war stimmt leider nicht. Das begann am 28. Jänner 1970 mit dem legendären Duell Klaus gegen Kreisky im österreichischen Fernsehen.

lädt ...
melden
antworten
jago (57.723 Kommentare)
am 26.09.2017 20:20

Ja, stimmt traurig

Seit anno dazumal sind die Schwätzer an der Macht.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen