Eine Ausstellung im Ars Electronica Center zeigt, wie Bürger moderne Erfinder werden.
Mit der Schau "Beyond the Lab: the DIY Science Revolution" betont das Linzer Ars Electronica Center eine seiner Stärken: Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Technologie und Menschen zu präsentieren. Wie das in diesem Fall geht, macht bereits die Übersetzung verständlicher: "Jenseits des Labors: Revolution der selbst gestalteten Wissenschaft".
Die Entwicklung zum Do It Yourself (DIY) beschränkt sich eben nicht nur auf das Bauen von Möbeln oder das Bierbrauen, sondern hat längst in Bereichen Einzug gehalten, die ansonsten Behörden und Unternehmen obliegen. Diese spielen bei den sieben Fallbeispielen, die im AEC ausgestellt sind, auch eine Rolle. Aber erst, nachdem ein Bürger seine Not in die Tugend gewandelt hatte, eigene Lösungen für Probleme zu finden.
Sehr beeindruckend ist, wie entschlossen Tim Omer zur Tat schritt – der Brite gilt als "der Diabetes-Hacker". Mit Schautafeln kann man nachvollziehen, wie er begonnen hat, die Messung seiner Blutwerte zu verbessern. Der IT-Experte hat, ausgehend von einem alten Messgerät, etwa ein Mini-Überwachungssystem entwickelt, das seine Werte (durch einen Sensor unter der Haut) direkt auf sein Smartphone überträgt.
Die Zeitung "The Guardian" berechnete, dass ein Standard-Messsystem 4000 Pfund pro Jahr kostet, Omers nur 1000 Pfund. Kritiker, die ihn vor Risiken warnen, entgegnet er, dass er seinen Körper doch am besten kenne.
Dieser Pat legt offen, was man an der Schau auf den ersten Blick kritisieren könnte: Sie erhebt normale Menschen zu Experten hochkomplexer Bereiche. Doch im Grunde ist das falsch. Denn sie sind Experten – ihrer Sache. Das sollte man nicht ablehnen, sondern geprüft nutzbar machen, wie zwei ausgestellte Fälle zeigen.
Lisa F. Crites hat nach ihrer Brustkrebs-OP ein Shirt entwickelt, mit dem sie duschen konnte – ohne Angst vor einer Infektion durch das nicht sterile Wasser aus dem Hahn. Und Debby Elnatan hatte die Idee zum "Upsee" – einem Anzug, mit dem sie ihren gelähmten Sohn (2) an sich schnallen kann. So hat sie ihn – aufgerichtet, einmal nicht im Rollstuhl – nah bei sich und freie Hände. Das ist Gold wert und schon im Verkauf. (nb)
Infos, Hintergrund
Die Schau "Beyond the Lab" wurde vom "Science Museum of London" als Wanderschau konzipiert, das Linzer AEC war von Anfang an eingebunden. Zu sehen wird sie an 29 Orten in Europa sein, in Linz bis
5. Juni, dann in Budapest.
Der Linzer Kepler Salon am Montag widmet sich mit der Frage "Der Anatomiesaal der Zukunft?" dem Thema. 19.30. Alle Begleittermine: aec.at
Der lokale Beitrag des AEC zur Schau war, Künstler einzuladen, Wissenschaft mit Design zu verbinden. Links das Werk von Anouk Wipprecht – mit dem futurelab schuf sie Headsets in Einhorn-Form. Tragen sie Kinder mit ADHS, können Elektroden ihre Gehirntätigkeit messen. Erkenntnisse für die Forschung, von Kindern ganz spielerisch erhoben.