Geklopfte und gestampfte Lebensfreude

Ssst, ssst, tack, tack – der Mann könnte auch vom Reinigungspersonal sein, wie er mit Tattoos übersät samt Holzbesen in der Hand die dunkle Bühne kehrt. Frauen und Männer stoßen dazu, bis der Holzboden am Ende von acht Leuten im Takt gekehrt und traktiert wird. Das Publikum kann gar nicht anders, als im Rhythmus zu wippen. Es ist die legendäre Eröffnungsnummer des 1991 in England uraufgeführten und seitdem stets weiterentwickelten "Stomp"-Programms, das die perkussive Kraft von Blechkübeln, Plastiktonnen, Spülbecken, Einkaufswagerln und Basketbällen ans Licht bringt. Und jedes Mal bäumen sich die Szenen zu einem Crescendo mit krachendem, dann wieder hauchzartem Finale auf. Im Casino der südfranzösischen Stadt Toulouse klatschen die mehr als 1000 Fans von der ersten Nummer an mit. Gut eineinhalb Stunden lang rackert und schwitzt diese herausragende Straßengang. Sinn und Witz entschlüsseln sich pochend, aber ohne ein einziges Wort.

Vom 29. Jänner bis 3. Februar 2019 präsentieren die OÖN das Rhythmusspektakel im Linzer Brucknerhaus. Dominik Schad, der studierte Schlagzeuger aus dem Allgäu, ist der einzige Deutsche von knapp 100 "Stompern" weltweit. "Es ist nicht nur Percussion – aber auch nicht nur Tanz", sagt der 28-Jährige im Gespräch mit den OÖN. "Stomp" vereine unendlich viele Talente zu einem taktvollen Ereignis – "und man lernt Menschen kennen, die sogar im Rhythmus Chips kauen". Der Mödlinger Johannes "Yoyo" Bohun, einst erster deutschsprachiger Stomper, hatte ihn zur Show nach Hannover eingeladen. Kurz danach flog Schad zum Casting nach London, wo er unter mehr als 100 Bewerbern genommen wurde.

Die Engländerin Chelsey Foster ist Tänzerin. Sie war 14, als sie "Stomp" zum ersten Mal gesehen hat. "Das war in London, aber hätte mir jemand gesagt, dass ich neun Jahre später selbst Mitglied dieser irren Truppe bin, ich hätte denjenigen für verrückt erklärt." In Toulouse ist sie die "Bin Bitch", die so genannte Tonnenschlampe. Das kann sich von Stadt zu Stadt ändern, jeder Stomper beherrscht mindestens vier Rollen, die allesamt die Spitznamen der ehemaligen Original-Darsteller tragen: Der strenge "Sarge" und Anführer der Show. Daneben bearbeiten "Mozzie", die komische Figur, "Cornish", sein weibliches Pendant, und der athletische "Particle Man" alles, was so herumsteht. "Potato Head" ist der rhythmische Mittelpunkt, er hält den Laden zusammen, ganz im Gegensatz zum verrückten "Dr. Who".

32 Wochen im Jahr ist die "Stomp"-Formation auf Tour, unmittelbar vor dem Gastspiel in Frankreich waren die acht in Asien. Das Publikum bemerkt diesen Stress nicht. Vielmehr entwickelt sich bei der Streichholz-Nummer sogar eine Art musikalischer Poesie, die sofort wieder in stampfende Lebensfreude übergeht. Wer aus dieser Show mies gelaunt herauskommt, der hat auch sonst wenig Spaß.

 

"Stomp", 29. 1. bis 3. 2. 2019, Brucknerhaus Linz, Karten gibt es bei den OÖN in Linz, Wels und Ried im Innkreis sowie unter der OÖN-Ticket-Hotline 0732 / 78 05-805, Ermäßigung für OÖNCard-Inhaber.