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Erni Mangold: "Auf gewisse Weise bin ich immer eine Anarchistin gewesen"

Von Nora Bruckmüller, 12. Jänner 2018, 00:04 Uhr
Erni Mangold: "Auf gewisse Weise bin ich immer eine Anarchistin gewesen"
Erni Mangold lüftet im Kino alte Familiengeheimnisse, dabei stets bei ihr: Ariel, der jüngste Nachfahre (Flavio Schily). Bild: Salon 5

Die Darstellerin über den Film "La Pasada", Demos als 90-Jährige und ihre Aufmüpfigkeit.

Die Rolle der Flora in "La Pasada" passt bestens zu einer starken Frau wie Erni Mangold. Flora macht gegen Lebensende reinen Tisch in einer schwierigen Familiengeschichte.
 

OÖNachrichten: Ist es gescheit, auch im realen Leben immer reinen Tisch zu machen?

Erni Mangold: Wenn man es kann, ist es gut. Wenn nicht, sollte man es lassen. Ich habe das als junges Mädchen getan. Das hat mir viele Unannehmlichkeiten eingebracht, was mir aber wurscht war. Ich bin dazu gestanden und habe deshalb immer ein bisserl Schwierigkeiten gehabt, weil ich etwas gegen den Strom geschwommen bin, das tue ich heute noch. Auf gewisse Weise bin ich immer eine Anarchistin gewesen. Auch politisch war ich stets eine ziemlich aufmüpfige bzw. aufmerksame Person.

Die Folgen von Aufmüpfigkeit muss man erst einmal aushalten.

Ja, ja und ja! Das ist oft mit vielen Mühen, viel Schmerz und Ärger verbunden. Aber ich habe mich durchgesetzt und mir am Ende immer gedacht: Die können mich auch alle gernhaben.

Das, was Sie sagen, hinterlässt ein positives Gefühl. Weil man anhand Ihres Lebenswegs sieht, dass es sich auszahlen kann.

Das ist auch das, was die jungen Menschen an mir mögen. Sie schätzen mich. Ich bin auch in meinem (lacht) entzückenden Alter von fast 91 Jahren bei einer Demo gewesen (bei der Frauen-Protest-Nacht gegen die neue Regierung am 18. 12., Anm.). Da waren fast nur junge Menschen, und die waren ganz begeistert von mir und haben sich sehr gefreut.

Warum eine Demo mit 90?

Weil ich politisch nicht einverstanden bin. Basta!

Wie stehen Sie zur "MeToo"- Debatte? Was haben Sie erlebt?

Wenn ich Ihnen jetzt alles erzähle, was ich früher mitgemacht habe, dann sitzen wir übermorgen noch da! Was ich dazu sagen kann: Wenn man früher Männern in den Hintern getreten hat, hat man eine geschmiert bekommen. Wenn du nein gesagt hast, haben sie gelacht und gesagt, du meinst eh ja. Beim Film wurdest du am Abend ins Hotelzimmer bestellt, um Verträge zu unterschreiben. Dann hieß es zuerst einmal: Zieh' dich einmal aus und zeig mir deinen Busen. Durchzukommen war nicht leicht.

Was war Ihre Strategie?

Einer hat einmal zu mir gesagt, wenn ich nicht mit ihm schlafe, komme ich in seinem Film nicht vor. Ich habe gesagt: Dann nicht, ich brauche deine Filme eh nicht, so schlecht wie die sind. Als ich 40 war, hat er mich dann doch engagiert, worauf ich gesagt habe: Schau, jetzt habe ich nicht mit dir geschlafen und bin doch in einem deiner Filme. Er meinte nur: Ja, die Zeiten haben sich halt geändert.

Nicht jeder versteht heute die Aufregung um die "MeToo"- Debatte, vor allem, dass Frauen lange schweigen.

Naja, ich war in meinem Beruf emanzipiert, aber privat war ich das überhaupt nicht. Aber die Frauen sind es heute in beiden Bereichen. Und wenn sie dann trotzdem den Mund halten, versteht man das halt nicht ganz. Natürlich, wenn du jung bist, hast du auch Angst, dass du völlig untergehst. Mir war das wurscht, ich hatte keine Angst, habe gekämpft und mir gedacht, wenn ich eine Rolle nicht bekomme, dann sollen sie mich gernhaben.

Zurück zum Film: "La Pasada" wurde mit sehr wenig Geld, aber viel Herzblut realisiert. Sie haben früh Ihrer Regisseurin und Freundin Anna Maria Krassnigg Ihre Unterstützung zugesagt. Hätte es diese auch gegeben, wenn Ihnen der Inhalt nicht gefallen hätte?

Ich mache alles, wenn ich mit jemandem befreundet bin, ich ihm helfen kann, und hau’ mich in jede Rolle voll hinein. Ich muss da nicht lange überlegen. Ansprechen muss mich aber immer irgendetwas. Bei Anna Maria Krassnigg weiß ich, dass sie sehr gut schreibt. Und selbst wenn ein Text etwas hohl ist, kann man noch etwas daraus machen. Höchstens, ein Text ist so schlecht, dass es mir die Schuhe auszieht – dann nicht.

Erni Mangold bei "Tag X - FRAUEN*Protest-NACHT
Foto: ReSisters

Erni Mangold bei "Tag X - FRAUEN*Protest-NACHT".
Bild: ReSisters


ZUM FILM

Mangold spielt in „La Pasada – Die Überfahrt“ eine Frau, die als Mädchen ihren eigenen Weg gegangen ist, mit Folgen für drei Generationen. Formal wie inhaltlich werden Erinnerung und Jetzt, Alt und Jung, Liebe und Groll, Theatrales und Film verbunden.

In Oberösterreich läuft "La Pasada" im Moviemento Linz und im Kino Freistadt.

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