"Du bist a Polizist, ka Sozialarbeiter"
Kino: "Cops" erzählt den Polizeialltag zwischen Versagensangst und Gruppendruck
"Geil! Du bist mein Hero!", sagt einer der Polizisten der Spezialeinheit WEGA im Film "Cops" zu Neuling Christoph "Burschi" Horn, gespielt von Laurence Rupp ("In 3 Tagen bist du tot"). Er hat einen Menschen erschossen, einen psychisch kranken Mann, der ein Messer gezogen hatte. Ein Routineeinsatz mit Beamtin Maria, gespielt von der Gramastettnerin Maria Hofstätter, ist ausgeartet und gipfelt in einer elementaren Entscheidung: töten oder leben lassen?
Als Zuschauer glaubt man lange, man sei im falschen Film: Junge Männer, die den Tod eines Menschen bejubeln? "Sicher geht’s mir gut", sagt Christoph zu seiner Freundin Nicky (stark: Anna Suk), als sie gleich danach Sex haben. Er lacht ein bisschen. "Den anderen müsstest sehen."
Intrigen und Spielchen
Doch "Cops" ist auf viele Arten ein richtig guter Film. Weil die Entscheidung, die Christoph getroffen hat, in einem Stoff mündet, der vom Erwachsenwerden erzählt. Und vom fragwürdigen Mythos des Mannes als kalte, schweigsame Erledigungsmaschine und von jedem, der sich die Frage stellt: Will ich Teil eines Systems bleiben? Ist es so wertvoll, alle Intrigen, Spielchen und moralischen Fehler auszuhalten?
Christoph jedenfalls ist traumatisiert, überfordert, arbeitet aber weiter, weil er sich ja beweisen will – dargestellt von einem überragenden Rupp, der nicht zu unterdrückende Trauer so intensiv verkörpert wie die Aggression, die ihn regelrecht explodieren lässt. Er ist im freien Fall und will sich irgendwo festhalten.
Zur Verfügung steht Roland Düringer als sein Vater Heinz. Ein Beamter, der sich nach einer depressiven Episode um exzessive Rapid-Fans im Stadion kümmert. Düringer verleiht ihm eine schöne, liebevolle Note. Eine verschmitzte noch dazu, wie es nur Düringer kann. Doch sein Bub lehnt ihn, den Weichgewordenen, ab: "Du bist a Polizist, ka Sozialarbeiter."
Auf der anderen Seite hat Christoph seinen Chef Blago. Anton Noori spielt diesen harten, vom Leben geprügelten Hund prächtig. Der Neuling hat ihn auf ein Podest gestellt, das bröckelt, je öfter er dem "Burschi" zu verstehen gibt, dass er "zum Problem" wird, wenn er nicht funktioniert.
Trotz dieser Gegensätze erliegt Regisseur Stefan Lukacs nie der Versuchung, in Schwarz-Weiß-Denken abzugleiten. "Cops" ist ein überraschender, vielschichtiger Genrefilm, der durch Mark und Bein geht. Exzellent gespielt, mit Dialekt-Dialogen, die einen wie Schüsse treffen. Über dieses Langfilmdebüt wird man in Österreich noch lange sprechen.
Kino: "Cops", Regie: Stefan Lukacs, Österreich 2018, 92 Minuten.
OÖN Bewertung: