"Tanzen ist mein Jungbrunnen"

Ob Boogie Woogie, Cha-Cha-Cha, Tango, Walzer oder Line-Dance – wenn Annemarie Infeld Musik hört, ist sie nicht mehr zu halten. "Ich tanze für mein Leben gern", sagt die Linzerin. Seit ihrer Jugend sei die Bewegung zur Musik ihre große Leidenschaft. "Und das ist bis heute so geblieben, daran ändert auch das Alter nichts", fügt die 78-Jährige fröhlich lachend hinzu.

Sie bezeichnet sich selbst als "pumperl g’sund" und schreibt dies unter anderem ihrer Bewegungsfreude zu. "Ich schwinge regelmäßig das Tanzbein und bewege mich überhaupt viel, den Lift im Haus benütze ich nur, wenn ich schwere Einkaufstaschen zu tragen habe, sonst gehe ich die zwei Stockwerke lieber zu Fuß", erzählt Infeld.

Kein Arzt, keine Tabletten

Seit zehn Jahren war die Linzerin nicht mehr beim Hausarzt, Medikamente braucht sie keine. "Mein früherer Allgemeinmediziner ist mittlerweile in Pension gegangen. Wenn ich doch einmal krank werden sollte, muss ich mir also einen neuen Arzt suchen", sagt die lebensfrohe Linzerin.

Die Liebe zur Musik und zum Tanzen liegt Infeld im Blut. "Auch meine Mutter tanzte gern und sehr gut, und beide Elternteile musizierten mit viel Leidenschaft," erzählt die Pensionistin. Der Vater habe sogar vier Instrumente gespielt. Das Tanz-Gen dürfte auch auf Infelds Tochter übergesprungen sein. "Sie hat viele Jahre im Staatsopernballet getanzt", erzählt die Linzerin stolz.

Keine Tanzmöglichkeiten

Das einzige Problem, das die rüstige End-Siebzigerin plagt, ist der Umstand, dass es in Linz kaum noch Möglichkeiten für Senioren gibt, das Tanzbein zu schwingen. "Früher konnte man jedes Wochenende woanders tanzen, weil es in vielen Lokalen Live-Bands gab – vom Rosenstüberl und dem Café Central, wo es jeden Sonntag Fünf-Uhr-Tee gab, über den Theresiensaal auf der Blumau und den Märzenkeller bis zum Café Landgraf in Urfahr", zählt die gelernte Industriekauffrau auf.

Zuletzt sei sie bei einem Besuch eines Jugendfreundes, dessen Wahlheimat mittlerweile Las Vegas ist, am Linzer Seniorenball im Brucknerhaus gewesen. "Da hat man deutlich gesehen, dass es viele Pensionisten gibt, die gern tanzen", sagt Infeld. Am Parkett habe es nur so "gewuselt".

So richtig frönen kann Infeld ihrer Leidenschaft jedoch nur, wenn sie ihren langjährigen Bekannten in Las Vegas besucht: "Dort gehen wir dreimal pro Woche tanzen und haben einen Riesenspaß."

Wenn der Freund nach Linz kommt, schämt sich die rüstige Seniorin hingegen für das dürftige Tanzangebot: "Ich habe sogar schon dem Bürgermeister geschrieben und ihm vorgeschlagen, in den Volkshäusern Tanzveranstaltungen anzubieten. Aber leider habe ich bis heute keine Antwort bekommen."