Demenz und Schmerz gehören oft zusammen
Mindestens jeder zweite demente Mensch leidet an Schmerzen, viele täglich - aber nicht alle werden versorgt.
Menschen mit mittlerer und schwerer Demenz verlieren sukzessive die Fähigkeit, sich mit Worten auszudrücken. "Oft können Betroffene dann nicht mehr klar sagen, ob, wann und wo sie Schmerzen haben", sagt Primar Nenad Mitrovic, Leiter der Abteilung für Neurologie am Salzkammergutklinikum Vöcklabruck.
Kopfweh und Neuralgien
Gelegentlich gibt es die Annahme, Menschen mit Alzheimerkrankheit würden aufgrund ihrer Erkrankung keinen oder lediglich geringeren Schmerz verspüren. Dies ist wissenschaftlich widerlegt, die Schmerzwahrnehmung wird verändert, von einer Verminderung als Automatismus der Alzheimerkrankheit ist derzeit jedoch nicht auszugehen. "Mindestens jeder zweite demente Mensch hat Schmerzen, viele Tag für Tag – seien es eine drückende Zahnprothese, ein Rückenleiden, eine Neuralgie oder Kopfweh", sagt der Neurologe. Optimal versorgt würden 25 bis 45 Prozent. 15 bis 25 Prozent der dementen Menschen mit Schmerzen würden aber gar keine Linderung erfahren. Demente Menschen würden ihre negativen Empfindungen oft in anderer Form ausdrücken. "Das reicht von Verhaltensänderungen bis hin zu Ruhelosigkeit oder Abwehrhaltung", sagt Primar Mitrovic.
Mimik und Körperhaltung
"Wenn der Betroffene nicht mehr sprechen kann, ist es wichtig, auf seine Mimik zu achten, auf die Körperhaltung, die Atmung". Dafür gibt es für Mediziner und Pflegepersonal eine eigene Skala. Mit dieser lassen sich Verhaltensweisen, die auf Schmerz hindeuten, dokumentieren. Damit soll verhindert werden, dass Schmerzen chronisch werden und Patienten dauernd leiden müssen.
Zielgruppenspezifische Schmerzeinschätzung bei Menschen mit Demenz und starken kognitiven Einschränkungen
– Dem Goldstandard annähern
Wer Schmerzen bei Menschen mit Demenz und starken kognitiven Einschränkungen einschätzt, benötigt geeignete Instrumente, geübtes Beobachten und guten Austausch.
Der Expertenstandard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) „Schmerzmanagement in der Pflege bei chronischen Schmerzen“ sagt, dass jeder Patient mit chronischen Schmerzen ein individuell angepasstes Schmerzmanagement erhält, das zur Schmerzlinderung, zum Erhalt oder Erreichung einer bestmöglichen Lebensqualität und Funktionsfähigkeit sowie zu einer stabilen und akzeptablen Schmerzsituation beiträgt und schmerzbedingten Krisen vorbeugt.
Quelle: Tobias Münzenhofer
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