Neue Studien zeigen Erfolge bei zielgerichteter Lungenkrebstherapie
Immer mehr Neuerkrankungen von Lungenkarzinomen: 2020 werden mehr als 5000 Österreicher davon betroffen sein.
Neue wissenschaftliche Studien von Wiener Wissenschaftern belegen deutlich die Fortschritte der Medizin bei der medikamentösen Behandlung von Patienten mit einer bestimmten Form nicht mehr operabler Lungenkarzinome. Bei Kranken mit sogenannten EGFR-mutierten Tumoren lässt sich durch einen Wechsel der verwendeten spezifisch wirksamen Medikamente die Dauer des Ansprechens verdoppeln.
"Etwa 15 Prozent der Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom haben ein EGFR-mutiertes Karzinom", sagt Maximilian Hochmair, auf Lungenkrebs spezialisierter Onkologe am Otto-Wagner-Spital in Wien. Für diese Patienten gibt es mittlerweile mehrere zielgerichtete Medikamente, die nur bei dieser Form der Erkrankung wirken. EGFR-mutiert bedeutet, dass die Tumorzellen an ihrer Oberfläche vermehrt Rezeptoren für den EGF-Wachstumsfaktor bilden und so mehr Wachstumsimpulse an den Zellkern senden. Das macht die Erkrankung aggressiver.
Das Problem ist, dass – egal welches der Medikamente zunächst verwendet wird – die Entstehung "einer erworbenen Resistenz gegenüber der Behandlung unausweichlich" ist.
In einer Studie erhielten nun 67 Patienten zunächst eine Behandlung mit dem spezifisch wirksamen Tyrosin-Kinase-Hemmer Afatinib. Wenn Zeichen einer auftretenden Resistenz auftraten, wurde auf das auch dann noch wirksame Medikament Osimertinib gewechselt. Insgesamt hatten 92,5 Prozent der Patienten auf die Ersttherapie angesprochen. Bei 19,4 Prozent war das Karzinom verschwunden, bei 73,1 Prozent geschrumpft. Im Mittel wurde eine Wirkung 13 Monate lang festgestellt, bis Resistenz auftrat.
Trotz dieser Teilerfolge sieht die Situation beim zu 85 bis 90 Prozent durch das Rauchen bedingten Lungenkarzinom ausgesprochen bedenklich aus. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt nur 15 Prozent. Laut Statistik Austria wurden 1990 in Österreich 3471 Lungenkrebs-Neuerkrankungen registriert. 2009 waren es bereits 4360 dieser zumeist tödlich verlaufenden Erkrankungen. Im Jahr 2020 werden in Österreich laut den Berechnungen der Gesundheitsstatistiker 5224 Österreicher an einem Lungenkarzinom erkranken. Nach wie vor werden auch in Österreich 50 Prozent der Lungenkarzinome erst in einem unheilbaren Stadium diagnostiziert.