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Ein Haus gegen Einsamkeit

Von Barbara Rohrhofer, 28. November 2018, 00:04 Uhr
Ein Haus gegen Einsamkeit
Bild: privat

Das "Lebenshaus" in Oberneukirchen ist ein Beweis dafür, wie gut Alt und Jung in einer Gemeinde zusammenhelfen und -leben können.

Ein knallrotes Kinderwagerl neben einem Rollator, ein glücklich lachendes Baby neben der alten Dame, in deren Gesicht ein langes Leben seine Geschichten gezeichnet hat.

Im Lebenshaus in Oberneukirchen gehen Menschen jeden Alters ein und aus. Manche wohnen hier mit ihrer kleinen Familie, andere kommen jede Woche zum Kaffeeplauscherl, zum Spielen, zum Basteln, zum Gedächtnistraining, zum Backen und Kochen. Oder man schaut vorbei, weil man im Secondhand-Geschäft nach einer warmen Winterjacke sucht, weil man hier einen Schwangerschaftskurs belegt oder mit Yoga zur Ruhe kommen will. Seit 15 Jahren gibt es das Lebenshaus. "Eine Zeit, in der wir hier Hausgeburten hatten, aber auch Menschen beim Sterben begleitet haben. Geburt und Sterben – bei uns passiert eben alles, was zum Leben gehört", sagt Elisabeth Freundlinger, Obfrau des Vereins Hilfswerk-Lebenshaus.

Der Treffpunkt am Donnerstag ist das wahrscheinlich wirksamste Medikament gegen Einsamkeit. "Viele kommen zu unseren Runden, wenn sie in Pension gegangen sind. Andere, wenn der Partner gestorben ist. Der Mensch braucht ganz einfach Gemeinschaft", sagt Freundlinger und bestätigt damit aktuelle Studien, die besagen, dass ältere Menschen besonders häufig von Isolation betroffen sind und dazu neigen, traurig und depressiv zu werden.

Hier in Oberneukirchen gibt’s ein Patentrezept dagegen. Im Lebenshaus ist immer jemand da, der ein offenes Ohr hat – auch deshalb gilt dieses Projekt als zukunftsweisend.

Zweimal pro Woche können Angehörige ihre demenzkranken Verwandten hierher bringen. Von 8 bis 17 Uhr werden sie im "Lebensgarten" – wie sich der große, helle Raum nennt – mit Dingen des Alltags beschäftigt und auf Wunsch sogar gebadet.

Heute werden Nüsse aufgeschlagen, Erdäpfel geschält und Sterne aus dem Lebkuchenteig ausgestochen, den Anna Bräuer zuhause vorbereitet hat. Sie ist die Vizebürgermeisterin der Mühlviertler Gemeinde Oberneukirchen und gleichzeitig Leiterin des Lebenshauses, das der soziale Mittelpunkt der Gemeinde Oberneukirchen ist.

Während die Kekserl im Ofen sind, setzt sich Schwester Maria Angelika mit der Demenzgruppe im Kreis zusammen und stimmt ein Lied an, das sich tief ins Gedächtnis gegraben hat und auch bei Demenz noch abrufbar ist. "Lebt denn der alte Holzmichl noch?" singen die Frauen, die fast alle 90 Jahre alt sind – und man staunt, wie textsicher sie alle sind und wie Musik ein Lächeln in die Gesichter jener Menschen zaubert, die viel von ihrem Leben bereits vergessen haben. Im Raum nebenan treffen sich junge Mütter mit ihren Kindern zur Spielgruppe im "Wichtelhaus". Heute werden Nikoläuse gebastelt. Es riecht nach Uhu, Kaffee und Jausenbrot. Die Kinder wuseln herum, die Mütter tauschen sich aus. "Das hier ist ein wichtiger Fixpunkt für mich", sagt eine Teilnehmerin. Denn auch in der Lebensphase des Mutterwerdens sei es wichtig, sich auszutauschen, Fragen zu stellen, sich angenommen zu fühlen. Dass die Mutterberatung im gleichen Haus ist, ist ein geplanter Glücksfall.

Von Glück können die Organisatorinnen auch sprechen, dass es in Oberneukirchen so viele ehrenamtliche Helfer gibt. Ohne sie wäre es nicht möglich, dass es ein gut ausgestattetes Secondhand-Geschäft mit Kleidung in allen Größen gibt und dass ein mobiler Mittagstisch organisiert werden konnte. "Wir liefern nicht nur das Mittagessen, sondern haben auch Zeit, mit den Menschen zu plaudern und zu schauen, ob alles passt", sagt Elisabeth Freundlinger.

Und wie im echten Leben liegen auch im Lebenshaus Freud und Leid nah beieinander. Nach dem Tod ihres Mannes und einer schweren Erkrankung ist Elfriede Lepschy ins betreubare Wohnen im Lebenshaus gezogen. Hier fühlt sie sich rundum wohl – und hat sich noch einmal verliebt. Das Leben schreibt ja doch immer wieder auch schöne Geschichten.

Lebenshaus des Hilfswerks

Das Lebenshaus in Oberneukirchen, das 2003 eröffnet wurde, versteht sich als Betreuungs- und Dienstleistungszentrum für alle Generationen. Neben neun betreubaren Wohnungen sind hier drei Mietwohnungen für Jungfamilien sowie zwei Wohneinheiten eingerechnet, in der Menschen mit Behinderungen von der Diakonie betreut werden.

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