Die Kunst des guten Lebens
"Neid ist eines der dümmsten Gefühle und Selbstmitleid sinnlos", sagt Rolf Dobelli. Im Gespräch mit den OÖN erklärt der Bestseller-Autor, welche "Werkzeuge" aber sehr wohl zu einem guten Leben beitragen können.
In seinem gleichnamigen Buch über die "Kunst des guten Lebens" (Piper Verlag, 20,60 Euro) stellt er 52 "gedankliche Werkzeuge" vor, die ein gutes Leben zwar nicht garantieren, es aber wahrscheinlicher machen. Eins gleich vorweg: "Allein mit der Art und Weise, wie man über sich und die Welt denkt, kann man schon sehr viel für seine Lebensqualität tun." Das brauche zwar ein wenig Training – aber es bringt eine Menge. Und das sind Rolf Dobellis Top-5-Tipps dafür:
1. Die Fünf-Sekunden-Nein-Regel
Für Rolf Dobelli ist das eine der besten Daumenregeln für ein gutes Leben. Denn: "Wie oft werden Sie um einen kleinen Gefallen gebeten? Wie oft kommt es vor, dass Sie gleich zusagen? Und wie oft haben Sie das noch im selben Moment bereut?" Darum rät Dobelli, niemals spontan Ja zu sagen, sondern bei all den täglichen Kleinigkeiten erst fünf Sekunden zu überlegen. "Diesen Hinweis habe ich mir von Charlie Munger, dem Geschäftspartner von US-Investor Warren Buffett, abgeschaut. Er entscheidet in fünf Sekunden – und in 99 Prozent der Fälle lautet seine Antwort Nein", sagt Dobelli im Gespräch mit den OÖN. "Wenn Sie das beherzigen, brauchen Sie nie mehr irgendwelche Entschuldigungen oder Ausreden zu erfinden und Lügen aufzutischen."
2. Betreiben Sie mentale Buchhaltung
"Dass Geld nicht glücklich macht, ist ein Allgemeinplatz, aber ich rate Ihnen, einen Betrag festzulegen, der Sie nicht aufregt – egal ob das drei, fünf oder zehn Euro sind." Wenn ein Kaffee dann zum Beispiel einmal einen Euro mehr koste, mache das nichts mehr aus. Und genau darum geht es: Wichtiger als das Geld sei, dass man aufhört, sich darüber aufzuregen, und lieber seine innere Ruhe bewahrt.
3. Hören Sie auf, verbissen Ihr Glück zu suchen ...
... und räumen Sie stattdessen Ihr Unglück weg, rät Rolf Dobelli. Das bedeute nichts anderes, als darauf zu schauen, belastende Dinge loszuwerden. Dazu zähle vor allem Neid – Dobelli zufolge "die dümmste Emotion, die es je gegeben hat". Wie man das schafft? "Hören Sie auf, sich mit anderen zu vergleichen. Das bringt schon viel." Im Grunde sei Erfolg ohnehin zu 99 Prozent Zufall. "Das fängt schon damit an, wie intelligent wir sind, denn das liegt in unseren Genen. Eine große Rolle spielen auch die Umstände, wie unsere Eltern waren, wo wir geboren wurden, welche Freunde wir haben – all das kann niemand planen." Wenn man also auf jemanden neidisch sei, solle man sich einfach vor Augen führen, dass derjenige einfach mehr Glück hatte. "Dafür hat es das Schicksal bei Ihnen ja vielleicht in anderen Bereichen besser gemeint..."
4. Schluss mit Selbstmitleid!
"Noch so eine blöde Emotion, die zu überhaupt nichts gut ist – und dem guten Leben im Weg steht", sagt Rolf Dobelli. Denn in diesem Zustand sei man weit davon entfernt, etwas zu verändern. "Und das wäre ja die Lösung", sagt Dobelli. Hier könne es helfen, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken: "Sie hatten Pech mit Ihren Eltern? Falscher Ansatz. Statt Vater und Mutter die Schuld zu geben, seien Sie lieber dankbar, in Österreich auf die Welt gekommen zu sein – und nicht etwa in Nordkorea, da wären die Chancen auf ein gutes Leben mit Sicherheit noch schlechter", sagt Dobelli und hat noch einen Ratschlag am Rande: "Wer mit 40 seinen Eltern noch immer die Schuld an seinem Unglück gibt, ist so unreif, dass er es nicht anders verdient hat."
5. Und nicht zuletzt: Investieren Sie in Erlebnisse statt in Dinge
"Ein Auto macht glücklich, wenn Sie daran denken, nicht wenn Sie es fahren. Denn dann sind Sie mit Ihrem Kopf woanders – beim Verkehr, bei der Arbeit", sagt Dobelli. Bei Erlebnissen sei das nicht der Fall. "Und nur nebenbei gesagt – aber nicht minder wichtig: Auch Ihr Job ist ein Erlebnis!"