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Wahrzeichen und Beschützer Cristo in Rio ist 90

Von Martina Farmbauer, 17. Oktober 2021, 10:30 Uhr
Wahrzeichen und Beschützer Cristo in Rio ist 90
Bild: APA/EPA/Antonio Lacerda

Die Christusstatue ist als Symbol für Rio de Janeiro weltbekannt. Seit 12. Oktober 1931 thront sie über der brasilianischen Stadt, die sich in all der Zeit sehr verändert hat.

Der Zuckerhut und die Christusstatue sind die Ersten, die den Blick auf Rio de Janeiro einfangen. Doch der Christus steht auf dem Corcovado noch eine Stufe höher. Tausende Touristen besuchten die Statue vor der Corona-Pandemie täglich. Doch in der "Trem do Corcovado", der Bergbahn bis etwas unterhalb der Statue, ist derzeit viel Platz.

Die Aussicht auf die zwischen Bergen und Meer gelegene Stadt ist von dort aus noch etwas atemberaubender als vom Zuckerhut. Zudem bekommt man einen guten Eindruck von der Gliederung der Metropole. Die südliche Zone mit Copacabana und Ipanema, der Norden mit dem Maracana-Stadion, das Zentrum mit den Gebäuden der brasilianischen Moderne – schicke Viertel am Strand und Favelas, die sich an Hügeln hinaufziehen.

Das Neue zählt

Während in einer europäischen Stadt wie etwa Wien von damals bis heute viel gleich geblieben sein mag, hat Rio gleich mehrere Verwandlungen hinter sich. Alte Häuser wurden abgerissen, neue, hohe Gebäude gebaut und ganze Viertel dem Erdboden gleichgemacht. Andere entstanden. Das Alte, es wird in Rio und Brasilien kaum geschätzt und bewahrt. Das Neue, die Zukunft, das ist das, was zählt. Könnte der Christus sprechen, würde er uns viel erzählen.

Dabei steht der "Cristo Redentor" (Christus, der Erlöser) immer mit offenen Armen da – nicht nur für Rio, nicht für Brasilien, sondern für die ganze Welt. 30 Meter weit sind die Arme ausgestreckt. "Man sagt, Gott sei Brasilianer, und so wählte Jesus Christus Rio, um alle mit seinen offenen Armen zu segnen", sagt das "Girl from Ipanema", Helo Pinheiro, die in den 1960er-Jahren als Schulmädchen zu dem berühmten Song inspirierte. Später arbeitete sie erfolgreich als Model.

Sie ist dankbar, dass sie zur Christusstatue aufschauen kann, die nahezu von jedem Punkt der Stadt aus zu sehen ist. Manchmal taucht sie plötzlich zwischen zwei Gebäuden auf – nach einer Kurve oder aus den Wolken. Und auch wenn es in der Stadt hoch hergeht, der Christus bleibt auf dem Corcovado und schaut auf die Cariocas, die Bewohner Rios.

Vielleicht kommt daher die gute Laune der Städter, die sich ihres Sonderstatus bewusst sind. "Rio ist eine wunderbare Stadt, die nur von Gott gesegnet und von Natur aus schön sein kann", sagt Helo Pinheiro und zitiert eine Zeile aus dem Song "Pais Tropical" des brasilianischen Sängers Jorge Ben Jor, Legende des Samba-Rock.

Zur Heiligen Stätte erklärt

Auch der 710 Meter hohe Corcovado ist vom tropisch-üppigen Stadtwald Floresta da Tijuca umgeben. Zu ihrem 75. Geburtstag im Jahr 2006 wurde die Christusstatue zur Heiligen Stätte der katholischen Kirche erklärt. In einer Kapelle auf der Rückseite des Fußes der Statue finden unter anderem Taufen und Hochzeiten statt. Padre Omar Raposo, ein Popstar unter den Pfarrern Rios, leitet das Santuario Cristo Redentor seit rund 15 Jahren.

Der brasilianischen Ingenieur Heitor da Silva Costa und der französische Bildhauer Paul Landowski gelten als Väter des Monuments, um das sich viele Legenden ranken. Als er anfing, für die Biografie über die Christusstatue zu recherchieren, stieß der Journalist Rodrigo Alvarez auf eine Geschichte voller Mythen und Lücken, wie er kürzlich in einer Live-Übertragung zum Erscheinen des Buches "Redentor" sagte. "Ich habe eine Menge Unsinn entdeckt." Nicht einmal die katholische Kirche, auf deren Initiative der Wettbewerb für die monumentale Statue in den 1920er-Jahren ausgeschrieben wurde, habe gewusst, dass Prinzessin Isabel von Brasilien bereits 1888 ein Christus auf dem Corcovado vorschwebte.

Cristo mit Fußball-Leiberl

Fakt ist, dass die Bauarbeiten nach mehreren Jahren abgeschlossen wurden und die Beton- und Speckstein-Statue am 12. Oktober 1931, dem Tag der Schutzpatronin Brasiliens, "Nossa Senhora da Aparecida" (Unsere liebe erschienene Jungfrau), eingeweiht wurde.

Aber der Cristo ist nie fertig. Er wird immer anders geschmückt und beleuchtet. Zu Weihnachten etwa bekommt er eine spezielle Illumination, im Brustkrebsmonat wird er rosa angestrahlt. Zum Finale der Copa Libertadores, des wichtigsten südamerikanischen Fußballturniers, "trägt" er das Trikot des Fußballclubs Flamengo Rio de Janeiro.

Touristen drängen sich zu seinen Füßen, ein Blitz schlägt in seinen Finger ein, Helikopter umfliegen ihn. Bisweilen hört er auch Schüsse. Oder ist es ein Feuerwerk?

Kriminalität und Gewalt, der Niedergang Rio de Janeiros nach dem Wechsel der Hauptstadt nach Brasilia 1960, die Krise nach den Olympischen Spielen in Rio 2016, die zunehmende Armut in der Corona-Pandemie – wenn es nach dem "Girl from Ipanema" geht, dann ist dem Cristo zu seinem Geburtstag mehr zum Weinen als zum Lachen zumute. "Ich glaube, dass ich seit einigen Jahren wirklich traurig bin, wegen der Pandemie, der unruhigen Politik, der Umweltprobleme und des Mangels an Liebe für andere", sagt Helo Pinheiro.

Aber dennoch sorgt der Christus für die Stadt, überwacht die Metropole, segnet sie. Die Cariocas verehren das Wahrzeichen seit jeher sehr. Sie freuen sich seit 90 Jahren über die Existenz ihres Beschützers.

Weltweit berühmte Statuen

Statue der Einheit (Indien): Am 31. Oktober 2018 wurde die mit 182 Metern höchste Statue der Welt im Bundesstaat Gujarat eingeweiht. Sie stellt den indischen Unabhängigkeitskämpfer Vallabhbhai Patel (1875–1950) dar, der sich gegen die britische Kolonialherrschaft aufgelehnt hatte.

Lenin-Denkmal (Russland): Den Hauptplatz der sibirischen Stadt Ulan-Ude dominiert der auf einem Podest ruhende Kopf von Wladimir Iljitsch Lenin (1870–1924). Mit einer Gesichtshöhe von 7,7 Metern und etwa 42 Tonnen Gewicht ist dieses Denkmal die größte Porträtbüste der Welt.

Kleine Meerjungfrau (Dänemark): Die 1913 an der Uferpromenade aufgestellte Bronzefigur, erschaffen vom Künstler Edvard Eriksen, wurde zum Wahrzeichen Kopenhagens. Dabei handelt es sich allerdings um eine Kopie. Das Original wird von den Nachfahren Eriksens aufbewahrt.

Freiheitsstatue (USA): Auf Liberty Island im Hafen von New York steht die – ohne Sockel – rund 46 Meter hohe, 1886 eingeweihte Kolossalstatue, die die römische Göttin der Freiheit darstellt. Geschaffen von Frédéric-Auguste Bartholdi, ist sie ein Geschenk des französischen Volkes an die Vereinigten Staaten.

Bild: APA/EPA

Manneken Pis (Belgien): Das wasserlassende Original des belgischen Bildhauers Hieronymus Duquesnoy wurde bereits 1619 als bronzene Brunnenfigur in Brüssel platziert. Die 61 Zentimeter kleine Statue wird immer wieder verkleidet, dafür stehen fast 1000 Kostüme zur Auswahl.

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