Zeugnisverteilung für Oberösterreichs Köche: Hier speist man vorzüglich

Wer ist der beste Koch im ganzen Land? So lautet die spannende Frage, wenn alljährlich im ausklingenden Winter der neue Gourmetführer Falstaff erscheint. Er hat für viele ein besonderes Gewicht. Denn hier werten die Gäste, die auch den Umsatz bringen.

Gestern war es wieder so weit. Die "Zeugnisverteilung" der Gourmets fiel gut aus für Oberösterreich und brachte einiges an Bewegung in die Hitliste. Als "Noten" werden Gabeln verteilt.

Lukas Nagl ist neue Nummer eins

Neue Nummer eins ist Küchenchef Lukas Nagl vom Restaurant "Bootshaus" im Hotel "Das Traunsee" in Traunkirchen. Er errang 96 von 100 Punkten (plus zwei Punkte) und knöpfte dem "Mühltalhof" in Neufelden die Führungsrolle ab.

Das Mühlviertler Restaurant steht nun unter Leitung von Junior Philip Rachinger. Der verlor einen Punkt und hält bei 95 Punkten als Nummer zwei. Dafür sprang Vater Helmut Rachinger mit seinem neuen Lokal "Fernruf 7" mit 88 Punkten und zwei Gabeln als bester Neuling in Oberösterreich ein.

Erfreulich für viele Feinschmecker ist, dass es weitere 19 Restaurants und Gasthäuser neu in die Gourmetränge schafften, darunter die "Bergdiele" von Oliver Rechberger in Leonding, "Charle’s & Frank’s" in Atzbach, "Hoch2" in Maria Schmolln und Lukas Kienbauers neues Steak-Lokal in Schärding.

In der Gesamtwertung der längst erfassten Gourmetlokale schließt als Nummer drei in Oberösterreich Rainer Stranzinger vom "Tanglberg" in Vorchdorf an.

Erich Lukas, der Linzer Lokalmatador, liegt mit seiner "Verdi" auf Rang vier, musste aber eine Abwertung um einen auf 94 Punkte hinnehmen, was ihn eine von vier Gabeln kostete. Souverän und mit unveränderten 94 Punkten schaffte es Elisabeth Grabmer mit Sohn Clemens auf Rang fünf. Ebenfalls unverändert wurde Georg Essig vom "Essig’s" in Linz mit 93 Punkten bewertet, was ihm landesweit Rang sechs beschert. Freude dürfte es auch unter den zahlreichen Aufsteigern in den "hinteren Rängen" geben. Von einer auf zwei Gabeln schafften es "Schauflinger’s Gasthaus" in Vorchdorf und das "Herberstein" in Linz. Von null auf eine Gabel kamen "Ragginger" in Nußdorf, die "Spitzwirtin" in Alkoven, "Bauböck" in Andorf, das "AmPlatz" in Asten, das "Freistädter Brauhaus", und der "Hois’n Wirt" in Gmunden. Bundesweit steht unangefochten die Familie Reitbauer vom "Steirereck" in Wien an der Spitze mit dem Maximum von 100 Punkten.

 

Helmut Rachinger

Er ist ein alter Hase und doch ein Neuling. Denn der hochdekorierte Gourmetkoch aus Neufelden im Mühlviertel hat neu angefangen. Sohn Philip hat den Kochlöffel im Mühltalhof übernommen. Alt und Jung wollen sich nicht in die Quere kommen. Wobei alt bei Helmut Rachinger mit seinen Mitte 50 relativ ist.

Seit knapp einem Jahr ist er in seinem neuen Reich, dem „Fernruf 7“, zu Gange. Das war die Telefonnummer im ehemals landwirtschaftlichen Kleinhäusl gegenüber dem Mühltalhof. Heute gibt’s dort Jause auf hohem Niveau. Das wurde belohnt. Helmut Rachinger ist mit 88 Punkten und zwei Gabeln der beste Neueinsteiger.

Lukas Kienbauer

Er wollte nie etwas anderes als Koch werden, auch wenn die Frau Mama ihn gerne einen Studenten gesehen hätte.

Lukas Kienbauer , vom Aussehen her gerade trocken hinter den Ohren, hatte bereits mit seinem ersten Lokal „Lukas“ am Schärdinger Stadtplatz als Neueinsteiger des Jahres 2018 bei Gault-Millau Erfolg.

Jetzt wird der Mut, ein zweites Lokal eröffnet zu haben, im Falstaff honoriert.

„Lukas Steak“, ebenfalls am Schärdinger Stadtplatz situiert und seit rund einem halben Jahr offen, zeigt mit 83 Punkten und einer Gabel aus dem Stand vor, was mit Rindfleisch gourmettechnisch alles drinnen ist.

Die Grabmers

Die Jungen kommen. Elisabeth Grabmer, die langjährig top bewertete Spitzenköchin aus Grieskirchen, hat sich ihren Sohn Clemens zur Seite geholt. Denn irgendwann müssen die Wanderjahre ja vorbei sein. Das wird im neuen Falstaff für die Waldschänke unverändert mit 94 Punkten, drei Gabeln und Rang fünf in Oberösterreich belohnt.

Elisabeth Grabmer ist damit die beste Köchin Oberösterreichs und das in einer Branche, die nicht mit Weiblichkeit an der Spitze gesegnet ist. Patron und Gemahl Heinz Grabmer hält dem Gespann den Rücken frei. Das Abenteuer Fortino in Wels ist Geschichte und damit auch die Hin-und-her-Raserei.

Scherleiten

Das Gut heißt Scherleiten, liegt in Schlierbach und würde intuitiv der Aussichtslage entsprechend Kirchdorf an der Krems zugeordnet werden. Christine Otte ist als Küchenchefin eines der seltenen weiblichen Exemplare, die es in der männlich dominierten Genussbranche zu etwas gebracht haben.

Mit Ehemann und Sommelier Michael verkörpert das Paar, was Genussideal ist. Wohnen und Kochen am selben Ort. Die hunderte Jahre alte Gaststube ist ein Hit. Das Restaurant Scherleiten ist noch immer ein Geheimtipp, obwohl seit vielen Jahre hier genossen wird. Diesmal gibt’s unverändert 90 Punkte, zwei Gabeln, und Rang zehn in der Hitparade.