Legales Doping aus dem Wald
Blaue Lippen und Zähne zu haben, ist nicht unbedingt ein Schönheitsideal. Aber es überführt die Schlingel, die sich am Topf Waldheidelbeeren vergreifen und heimlich davon naschen.
Jedes Leugnen – „ich habe nichts gemacht“ – ist überflüssig. Das wäre das Gleiche, wenn Hummeln mit den auffälligen Pollenhöschen herumschwirren und dem Nest glaubhaft machen wollen, dass sie sich nie an Nektar und Pollen delektiert haben.
Und so ist es auch bei den Heidelbeeren aus dem Wald. Zahnputzphobiker greifen wahrscheinlich lieber zu Zuchtheidelbeeren, die heuer bereits früher reif sind.
Sicher mag ich auch gerne Beeren aus der Zucht. Ein Ausflug ins Blaue ist mir dennoch lieber. Schon allein des Abenteuers und des Aromas wegen, den der Waldboden verströmt. Wenn der Suchinstinkt geweckt ist, gibt es kein Halten mehr. Mit Argusaugen durchstreife ich das Unterholz nach den teilweise schwarz schimmernden Beeren, die als „Kaviar des Waldes“ bezeichnet werden. Außerdem finde ich es feiner, wenn das gefüllte Körbchen mit Beschäftigung verbunden ist und Arbeiterhände blau gekennzeichnet sind. Genuss geht nicht nebenbei, und wenn Beeren wie gebratene Tauben in Augenhöhe in den Mund fliegen, ist das für mich schlichtweg fad.
Aber auch geschmacklich schmecken mir die kleinen Waldheidelbeeren besser. Entweder pur, oder um eine Kindheitserinnerung aus dem Dickicht an Rezepten zu holen: als Heidelbeernocken. Dazu einen Palatschinkenteig aus Mehl, Eiern, Salz, Milch zaubern. Die Milchmenge soll homöopathisch sein, damit der Teig etwas fester wird. Wer will, darf gerne auch ein, zwei Eier mehr verwenden.
Danach die Heidelbeeren (nicht zu viel) untermischen, Nocken aus dem Teig stechen, in einer heißen Pfanne mit Butter herausbacken und mit Staubzucker bestreuen. Statt Heidelbeeren passen auch Himbeeren sehr gut.
Die Kolumne schreiben abwechselnd Karin Haas und Philipp Braun, das Genussteam der OÖNachrichten.
p.braun@nachrichten.at
eine kleine Anekdote,
Kriegsende Besatzungszeit, ich mit meiner Mutter im Mühlviertel Heidelbeere brocken wir schaffen zwei 10 Liter Kübeln um sie beim Lebensmittelgeschäft König Bürgerstrasse zu verkaufen.
Doch leider hatte der russische Soldat am Brückenkopf einen schlechten Tag und kippte die Beeren in die Donau…..