Kulm weht ein rauer Wind entgegen
BAD MITTERNDORF. Skiflug-Weltcup: Österreichs Adler schafften beim Heimspiel keinen Podestplatz. Die Traditionsveranstaltung ist an der Grenze der Finanzierbarkeit angelangt.
Alles war für ein großes Skiflug-Fest am Kulm in Bad Mitterndorf angerichtet. Doch weder der Wind noch die heimischen Adler spielten am Weltcup-Wochenende so wirklich mit. Der gestrige Bewerb musste abgesagt werden, am Samstag belegte beim Sieg des Norwegers Andreas Stjernen mit Clemens Aigner der beste Österreicher Platz sieben. Zu allem Überfluss kam auch noch ein Einbruch in den Container der ÖSV-Springer dazu.
In der Nacht auf Sonntag machten Diebe am Kulm dicke Beute. Gestohlen wurden unter anderem Sportschuhe, eine Hose und Jacke von Gregor Schlierenzauer, Windponchos von Stefan Kraft und Clemens Aigner sowie eine Haube von Michael Hayböck. Co-Trainer Harald Rodlauer, seit Jahren im Zivilberuf Polizist, nahm dies zum Anlass und zeigte Polizeischüler Aigner, wie man eine Anzeige aufnimmt.
Aigner zeigte dafür im ersten Fliegen, dass zumindest bei ihm die Formkurve nach oben geht. Der 24-jährige Tiroler, der mit wenig Erwartungen in die Steiermark gekommen war, schaffte mit 215,5 und 216,5 Metern sein erstes Weltcup-Top-Ten-Ergebnis. Womit ihm auch die Nominierung für die diese Woche in Oberstdorf stattfindende Skiflug-WM sicher war. Wo auch Kraft (9. am Kulm), Hayböck (12.) und Manuel Poppinger (19.) an den Start gehen. Nicht aber Gregor Schlierenzauer, der stattdessen im Training weiter an seiner Form feilen soll. Im Poker um einen Platz bei den Olympischen Spielen ist der Tiroler weiter im Rennen. Kuttin wird seinen Vorschlag aber erst nach der WM an das ÖOC weitergeben.
Gestern konnte der Cheftrainer keine weiteren Aufschlüsse für seine Entscheidung gewinnen. Starker Seitenwind machte die Austragung des zweiten Wettkampfs unmöglich.
Während die Veranstalter mit einer Ausfallversicherung abgedeckt sind, müssen sich die 6000 Zuschauer mit einem Gutschein für eine Folgeveranstaltung auf dem Kulm in zwei Jahren begnügen.
Fliegen an der Kippe
Vorausgesetzt die gibt es. OK-Chef Hubert Neuper sieht die Traditionsveranstaltung nach 26 Weltcup-Bewerben an einer Grenze der Finanzierbarkeit angelangt. Fakt ist, dass der Weltcup 2018 mit einem ordentlichen Minus abschließen wird. Neuper habe seit fünf Jahren mit sieben oder acht Ministern geredet. "Man findet Gehör, aber es kommt nichts dabei heraus." Für ihn steht die Veranstaltung an der Kippe. "Ich möchte das aber nicht als selbstmitleidig verstanden wissen – ich habe einen Realitäts- und Faktenbericht abgegeben. Ich hau’ nicht die Flinte ins Korn, aber so will ich nicht mehr."
Neuper wiederholte, dass es nun Gespräche geben müsse und dann eine Entscheidung. "Man soll wissen, dass der Hut brennt. Ich kämpfe bis zum Umfallen, nur wenn es sinnlos wird, ist es Zeit, weiterzugehen."
Mit der Veranstaltung an sich war Neuper zufrieden, vor allem mit dem Zustand der Schanze und seinen Mitarbeitern. Nicht aber mit den Hauptakteuren. "Vom Sportlichen her wissen wir, dass es aus österreichischer Sicht bessere Zeiten gegeben hat." (fei)
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Video: Das einzigartige Skiflugspektakel in Bad Mitterndorf am Kulm wurde zwar nicht durch einen heimischen Sieg gekrönt, das Feiern ließ man sich aber überhaupt nicht nehmen. So gratulierten unsere Ehren-Adler dem Japaner Noriaki Kasai mit einem selbst vorgetragenen Ständchen.
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