Kraftplatz Kulm: ÖSV-Adler wollen zu alter Stärke finden
Stefan Kraft und Co. freuen sich nach gut verlaufener Qualifikation auf das Skifliegen.
"Ich liebe dich" stand auf einem Werbeemblem, das ein Flugzeug gestern über dem Kulm hinter sich herzog. Es könnte von Österreichs Skispringern stammen, die sich in der Qualifikation für den Skiflug-Weltcup in Bad Mitterndorf in "ihrem Wohnzimmer" gut aufgestellt präsentierten. Heute und am Sonntag (14.15 Uhr, jeweils live auf ORF eins) soll die verpatzte Vierschanzentournee endgültig vergessen gemacht werden.
"Es ist wie eine Achterbahnfahrt. Das erste Mal hast du die Hosen voll und dann willst du es immer wieder machen", kam Stefan Kraft gestern über die Faszination Skifliegen ins Schwärmen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebten die erfolgsverwöhnten ÖSV-Adler aber auch zuletzt. Kraft belegte bei der Tournee, die er im Vorwinter noch gewinnen konnte, nur Platz 20.
Doch das soll Schnee von gestern sein. Wer "WR 253,5 m" auf seiner Haube als Hinweis auf seinen eigenen Skiflug-Weltrekord aufgestickt hat, kommt dementsprechend gerne wieder ins Fliegen. Vor allem an diesem Ort, einem ganz besonderen Kraftplatz. "Die Stimmung hier am Kulm ist einfach genial, ich freue mich jedes Mal auf diesen Event. Ich glaube schon, dass uns das nach diesen durchwachsenen Wochen beflügeln kann", sagte der 24-Jährige, der gestern in der Qualifikation mit einem Satz auf 216 Meter Platz vier belegte.
Hayböcks besondere Beziehung
Nur einen Meter kürzer und damit auf Platz sechs flog Zimmerkollege Michael Hayböck. Den Kirchberg-Theninger verbindet mit dem Kulm eine ganz besondere Liebe. "Ich habe hier vor acht Jahren meine Freundin kennengelernt – beim Anstellen am Lift. Und als der Andi Goldberger 1996 Weltmeister wurde, war ich mit meinem Vater als kleiner Bub unter den Zuschauern. Da wurde die Begeisterung fürs Skispringen in mir so richtig geweckt", erinnert sich der 26-Jährige.
Auch er ist nach der bisher verkorksten Saison auf Wiedergutmachung aus. "Ich war zwar zuletzt nicht hundertprozentig fit, aber mit jedem Sprung ist das Feeling hier besser geworden", sagt Hayböck.
Ein gutes Gefühl bewiesen aber auch die bekannt flugstarken Norweger. Qualifikations-Sieger wurde Daniel Andre Tande (216,5 Meter) vor Andreas Stjernen (215,5). Noch nicht lief es dagegen für Kamil Stoch. Der überlegene Tournee-Gewinner musste mit Platz 16 (202 Meter) Vorlieb nehmen. Zu wenig für den ehrgeizigen Polen. "Ich weiß, dass ich das sicher noch um einiges besser kann."
Besuch von Lukas Müller
Ein ganz besonderer Mann wird den ÖSV-Adlern diesmal am Kulm die Daumen drücken. Zwei Jahre nach dem fatalen Unfall, der Lukas Müller am 13. Jänner 2016 beinahe das Leben gekostet hätte, kehrt er an den Ort des Unglücks zurück.
Im dichten Schneetreiben war der Kärntner als Vorspringer auf den Vorbau der Schanze gekracht. Der ehemalige Junioren-Weltmeister brach sich den sechsten und siebenten Halswirbel und sitzt seither im Rollstuhl. Dass er nun die Rückkehr wagt, macht ihn stolz. "Es ist in einer Kette von Sachen das Letzte, das mir bei der Aufarbeitung fehlt", sagt Müller.
Seine früheren Teamkollegen wollen dem 25-Jährigen einen tollen Empfang bereiten. Vielleicht sogar mit einem Erfolgserlebnis.
"Mister Kulm" Hubert Neuper
Das Skiflug-Spektakel abseits der Piste
Kulm auf einen Blick
Programm: Heute: 1. Bewerb (14.15 Uhr live ORF eins)
Sonntag: Qualifikation (12.30), 2. Bewerb (14.15 Uhr/live ORF eins)
Ergebnisse Qualifikation:
1. Daniel Andre Tande (Nor) 187,4 Punkte (216,5 m), 2. Andreas Stjernen (Nor) 185,5 (215,5), 3. Jernej Damjan (Slo) 185,1 (216,5), 4. Stefan Kraft (Ö) 185,0 (216), 5. Robert Johansson (Nor) 183,9 (212,5), 6. Michael Hayböck (Ö) 183,7 (215); weiters: 13. Clemens Aigner (Ö) 173,5 (208,5); 16. Kamil Stoch (Pol) 169,4 (202); 20. Manuel Poppinger 165,6 (203,5); 35. Gregor Schlierenzauer 144,1 (186,5); weiters, nicht für heute qualifiziert: 42. Daniel Huber 127,3 (174); 47. Florian Altenburger (alle Ö) 119,2 (161,5)
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