Sieger Kristoffersen: "Ich liebe Österreich"
KITZBÜHEL. Die Serie ist gerissen, Superstar Hirscher war in Kitzbühel auch als Zweiter zufrieden. Michael Matt hatte großes Pech.
"Ich habe schon im Training gemerkt, dass es nicht so einfach geht. Das war kein leichter Tag, aber mit 80 Punkten bin ich sehr zufrieden." Marcel Hirscher hat in Kitzbühel nicht nur gegen die starke Konkurrenz und die tiefe, selektive Piste, sondern auch gegen seine eigene Müdigkeit angekämpft. Nach fünf klassischen Slalom-Erfolgen in Serie musste der 28-jährige Annaberger diesmal auf dem Ganslernhang in Kitzbühel seinem Rivalen Henrik Kristoffersen den Vortritt lassen.
Der Norweger, der seit Schladming 2017, also seit 362 Tagen, auf einen vollen Erfolg gewartet hatte, behielt mit 0,97 Sekunden Vorsprung auf Hirscher die Oberhand. Übrigens zum zweiten Mal in der Gamsstadt – nach 2016.
Klar, dass Marcel morgen beim "Night Race" in Schladming zurückschlagen und mit dem großen Hermann Maier, der 54 Weltcup-Rennen gewonnen hat, gleichziehen will. "Diese Heimrennen – Kitzbühel und Schladming – habe ich in meinem Kalender ganz dick unterstrichen."
"Klassisch verfahren"
Doch nicht nur sein erster Herausforderer Kristoffersen, der mit seinem 16. Sieg den Rückstand im Slalom-Weltcup auf Hirscher auf 99 Punkte reduzierte, ist in blendender Form, sondern auch Michael Matt. Der Flirscher tauchte zwar in "Kitz" nicht in der Ergebnisliste auf, hätte aber das Zeug dazu gehabt, wie sein ebenfalls anwesender Bruder Mario auf dem Ganslernhang zu triumphieren.
Doch Michael – nach dem ersten Lauf auf Rang zwei gelegen – verlor in der Entscheidung die Orientierung. "Ich habe mich klassisch verfahren, vielleicht auch durch die Sicht ein bisschen drausbringen lassen. Es ist ärgerlich."
Kristoffersen zeigte hingegen Nerven aus Drahtseilen, der 23-Jährige erntete im Ziel den verdienten Applaus des sehr fairen Kitzbüheler Publikums. Und das, obwohl er in der jüngeren Vergangenheit angesichts der Dominanz von Hirscher das eine oder andere Mal seinem Frust freien Lauf gelassen hatte.
Doch jetzt ist die Erleichterung riesig: "Ich freue mich sehr, ich liebe Österreich. Gerade hier ist die Stimmung bei den Weltcuprennen immer großartig", betonte Kristoffersen nach seinem bereits elften Stockerlplatz in diesem Winter.
Video: Ausgerechnet in Kitzbühel hat Marcel Hirschel seine Siegesserie beendet. Beim Slalom am Ganslernhang reichte es nur für Platz zwei. Dafür konnte der Norweger Henrik Kristofferson endlich über seinen ersten Slalomerfolg in dieser Saison jubeln. Dabei hätte auch ein Tiroler Geschichte schreiben können.
Vor seinem Triumphzug auf dem "Ganslern" war Henrik siebenmal Zweiter und dreimal Dritter geworden. Jetzt folgte die Krönung, die ihm mit 74.000 Euro versüßt wurde. "Es ist ein gutes Gefühl, ich bin rundum zufrieden."
Kitzbühel war für die Norweger eine Reise wert. Am Freitag hatte Aksel Lund Svindal vor Kjetil Jansrud den Super-G gewonnen. Nur in der Abfahrt gingen die "Nordlichter" leer aus.
Fellers belohnter Angriff
Das dritte Topergebnis bei vier Ausfällen (zuletzt zwei in Folge) in dieser Saison fuhr Manuel Feller ein, der einen Steinwurf von Kitzbühel entfernt aufgewachsen war. Der Tiroler erzielte als Fünfter das beste Karriere-Resultat auf dem Ganslernhang. "Natürlich wollte ich hier ganz vorne hineinfahren, aber das Resultat ist akzeptabel. Ich habe im Finale noch das Beste herausgeholt, das gibt mir Selbstvertrauen", sagte Feller, der sich seit geraumer Zeit mit Rückenproblemen herumschlägt. Nach dem ersten Durchgang war Manuel nur an 13. Stelle klassiert.
Hirscher, Matt und Feller sind wohl für den Olympia-Slalom in Pyeongchang gesetzt, in Schladming rittern Marco Schwarz (gestern 16.) und Christian Hirschbühl (out) um das vierte Ticket. (alex)
„Ich bin bedingt zufrieden“
Österreichs Ski-Herren haben Kitzbühel wie schon 2016 ohne Sieg verlassen. Es gab allerdings drei Stockerlplätze – für Matthias Mayer im Super-G, Hannes Reichelt in der Abfahrt und Marcel Hirscher im Slalom. „Das ist ja auch was, ich bin bedingt zufrieden. Wenn wir hier gewonnen haben, war es oft so, dass wir bei Olympischen Spielen nicht so gut abgeschnitten hatten“, analysierte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: „Wenn du Kitzbühel gewinnst, dann fällt ja auch etwas ab. Wenn du nur Zweiter oder Dritter bist, wird die Motivation noch größer.“
Die Organisatoren begrüßten an den drei Renntagen rund 90.000 Zuschauer, die Abfahrt am Samstag sahen bis zu 1,54 Millionen TV-Konsumenten auf ORF eins.
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