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Abstiegsgefahr, kaum Geld: Die Linzer Handballer sind in größter Not

Von Roland Vielhaber, 28. März 2017, 00:04 Uhr
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Vor einer Zerreißprobe: Klemens Kainmüller (links), Luka Kikanovic   Bild: GEPA pictures/ Amir Beganovic

LINZ. Nach 44 Jahren in der höchsten Liga droht dem HC Linz der Gang in die Zweitklassigkeit.

Was waren das für Zeiten, als Ewald Humenberger, Zoltan Cordas oder der Ägypter Ahmed Belal Mitte der 90er Jahre Linz zur Handball-Hochburg machten. Unvergessen bleibt, wie die alte Linzer Stadionhalle auf der Gugl ausverkauft war und der Siegeszug im Europacup in der Saison 1993/94 erst im Finale durch den spanischen Vertreter Alzira gestoppt wurde. Vom Ruhm der vergangenen Tage kann man sich aber gerade im Sport nichts kaufen. Der letzte der sieben österreichischen Meistertitel für Linz liegt 21 Jahre zurück, der Abstieg aus der höchsten heimischen Liga seit dem Jahr 1974 ist in bedrohliche Nähe gerückt. Selbst ein Sieg im letzten Play-off-Spiel bei Bruck in zwei Wochen könnte nicht reichen, um der Relegation zu entgehen. „Wir sind schockiert darüber, was zuletzt auf dem Parkett passiert ist“, sagt Klubpräsident Christian Kropf.

Von Linz in die Handball-Welt

Dabei wollten sich die Linzer nach mageren Jahren in dieser Saison endlich wieder nach oben orientieren. Kropf, sein verstorbener Vater Alfred hatte einst den Verein nach finanziellen Turbulenzen gerettet, sah ein Licht am Ende des Tunnels: „Die Altlasten sind vom Tisch.“ Vorbei sein sollten die Jahre, in denen die besten Eigenbauspieler zur Konkurrenz abwandern. So ist es noch gar nicht so lange her, dass die Trauner Zwillinge Alexander und Maximilian Hermann bei Linz eine feine Handball-Ausbildung erhielten, nun stürmen die Nationalteamspieler in der deutschen und damit besten Bundesliga der Welt. Auch fehlt es aktuell nicht am Nachwuchs, rund 200 Kinder sind beim Klub gemeldet. Doch in der Handball Liga Austria schießen nicht bis zu den Haarspitzen motivierte ehrenamtliche Funktionäre Tore, sondern meist recht gute und damit für Linz nicht leistbare Legionäre. Sprich: Die Konkurrenz hat fast durchwegs mehr Budget, dabei hat Linz heuer den Jahres-Etat auf 450.000 Euro aufgestockt.

Was machten also die anderen Vereine in der Handball Liga Austria anders oder besser?

Tatsache ist: Handball hat in Linz nur eine kleine Lobby, die Infrastruktur ist außerdem veraltert. So ist die Halle in Kleinmünchen rund 40 Jahre alt. Die Beschallung ist ohrenbetäubend schlecht, und ein Buffet für die treuen Fans (weniger als 400 sind es in den seltensten Fällen) muss bei jeder Partie mühevoll auf- und abgebaut werden. Frage nicht, was deshalb Oberösterreichs Handball-Gemeinde nach wie vor über die sündteure Renovierung des Linzer Stadions denkt. Nicht selten kommt daher der Wunsch nach einer modernen Ballsporthalle zu Tage.

Durchhalte-Parolen

Am Umfeld liegt es aber laut Kropf nicht, dass die Mannschaft „sich unter ihrem Wert schlägt“. Auch Trainer-Neuling Manuel Gierlinger nimmt er aus der Schusslinie. Vielmehr gibt es Durchhalteparolen: „Wir müssen alle Kräfte bündeln. Zusammenstehen.“ Deshalb folgte gestern mit Nermin Adzamija und dem Team eine Besprechung. Auch der Sportdirektor gesteht: „Dass wir derart in den Abstiegskampf verwickelt sind, damit habe ich nicht gerechnet. Ich kann nicht verstehen, warum die Mannschaft nicht leistet, was sie eigentlich leisten kann.“ Nachsatz: „Wir spielen 44 Jahre in der höchsten Liga. Da will sich keiner nachsagen lassen, dass er der erste war, der mit Linz abgestiegen ist.“

Haben die Linzer den Ernst der Lage vielleicht langfristig unterschätzt? Torhüter-Ikone und Handball-Landespräsident Ewald Humenberger (49) zur Situation: „Der Sport ist kein Wunschkonzert. Ein Abstieg wäre aber sicherlich eine Katastrophe.“

Nicht nur für den Verein, sondern für ganz Handball-Oberösterreich. Einen B-Ligisten gibt es nicht, die Landesliga besteht nur noch aus zehn Mannschaften, und die teils aus B-Teams. Humenberger spricht daher wohl allen Beteiligten aus dem Herzen: „Ich hoffe, die Linzer schaffen es.“

 

Wussten Sie, dass...

  • ... der HC Linz AG bisher 64 Spiele in verschiedenen Europacup-Bewerben bestritten hat? 25 Mal gingen die Linzer als Sieger vom Parkett, vier Mal gab es ein Remis. Die ersten Spiele gingen 1976 gegen Budapest mit 24:32 und 20:27 verloren.
  • ... die Europacup-Höhepunkte ein 25:24 über Barcelona im Jahr 1983 und ein 19:18 über Kiel (1995) sowie der Finaleinzug im IHF-Cup 1993 waren? Gegen Alzira verloren Torhüter-Legende Ewald Humenberger und Co. auswärts 19:23, zu Hause schlug man den haushohen Favoriten in der ausverkauften alten Gugl-Halle 22:21.
  • ... dass das letzte Europacup-Heimspiel im November 2010 gegen Laibach mit 25:28 verloren ging?
  • ... dass der HC Linz 1972 gegründet wurde und seit 1974 in der höchsten Liga Österreichs spielt. Die Linzer wurden sieben Mal Meister (1978, 1979, 1980, 1981, 1994, 1995 und 1996)?
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4  Kommentare
4  Kommentare
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beisser (10.412 Kommentare)
am 29.03.2017 09:09

Ja, damals war Linz noch eine wirkliche Sportstadt. Man kann das aus heutiger Sicht gar nicht mehr glauben.
Vom Fußball im Stadion ging es bei mir oft direkt zum Handball in die Sporthalle. Zu Schenk, Partzer, Krygier, Fraiss, Fitzka, Schmiedbauer ... usw
(Bitte mögliche falsche Schreibweise der Namen zu entschuldigen) - Unvergessen auch die "Schlachten" gegen Krems und ein Stadionparkplatz, der diesen Namen auch verdient hatte.

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A1111 (130 Kommentare)
am 28.03.2017 10:07

Und wieder scheitert es an der Infastruktur, Sportstadt Linz lebe hoch

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primavera13 (4.190 Kommentare)
am 28.03.2017 09:32

Mir fehlt das Spiel gegen Großwallstadt das dann Europacupsieger wurde. ASKÖ Linz gewann ca. 1980 das Heimspiel tgegen den Favoriten in der ausverkauften alten Sporthalle auf der Gugl vor 4000 Zuschauern 25:24. Auswärts verlor ASKÖ Linz extrem ersatzgeschwächt mit 4 Toren. Kreiläufer Fitzka konnte etwa nicht mitfahren, weil ihm sein Dienstgeber nicht frei gab! Wo gibts denn sowas. Mit Fitzka wäre ASKÖ Linz sicher aufgestiegen. Großwallstadt wurde dann Europacupsieger.

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marchei (4.370 Kommentare)
am 28.03.2017 12:18

naja, einem Angestellten/Arbeiter muss der Chef ja nicht freigeben, wenn der sein Hobby pflegt.

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