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Argentinien: Eine Selbstdemontage mit Anlauf

23. Juni 2018, 00:04 Uhr
Argentinien: Eine Selbstdemontage mit Anlauf
Die Körpersprache von Argentiniens Superstar Lionel Messi verheißt nichts Gutes. Die „Albiceleste“ steht mit dem Rücken zur Wand. Bild: APA/AFP

NISCHNI NOWOGROD. Die Hauptprobleme für den tiefen Fall des Vizeweltmeisters liegen in der Struktur des Verbandes, den internen Verflechtungen und der speziellen Rolle von Lionel Messi.

Noch lebt die Chance auf den Einzug ins WM-Achtelfinale, doch die Zeiten sind sehr turbulent beim zweimaligen Champion Argentinien, der gegen Kroatien 0:3 unterging. Lionel Messi & Co. müssen am Dienstag (20 Uhr) gegen Nigeria gewinnen und darauf hoffen, dass Island zeitgleich gegen Kroatien nicht oder mit einem Tor weniger Unterschied siegt. Klingt kompliziert, ist aber nicht aus der Welt.

So sehr die Fußball-Welt auch vom Auseinanderbrechen der Argentinier geschockt ist – im Land des Vizeweltmeisters von 2014 selbst kommt die Selbstdemontage wenig überraschend.

"Schande", "Ende eines Zyklus" und "Völliger Neuanfang" sind jene Schlagworte, an denen man in der argentinischen Presse derzeit nicht vorbeikommt. Dass Jorge Sampaoli bereits der achte Teamchef in zehn Jahren ist, sagt eigentlich alles über das Innenleben aus. Die Hauptprobleme liegen in der Struktur, den internen Verflechtungen, Interessen und Intrigen.

Stets mitten im Zentrum der Probleme: Messi. Der Trainer ist ihm nicht gut genug. Zudem fordert Argentiniens Nummer 10 eigene Freunde wie Javier Mascherano und Lucas Biglia in der Anfangself, die ihren fußballerischen Zenit schon längst überschritten haben. Das alles wäre dann akzeptabel, wenn Messi diese interne Vormachtstellung auch auf dem Platz rechtfertigen würde. Leider passiert dies schon seit Jahren nicht ausreichend. Da hilft es auch nichts, dass ihn ausgerechnet Teamchef Sampaoli nach dem 0:3 gegen Kroatien verteidigte. "Messi bekommt nicht die Bälle, die er benötigt, um stark zu sein."

Argentinien: Eine Selbstdemontage mit Anlauf
"Argentiniens Nationalteam lebt seit Jahren in völliger Anarchie und ohne jegliche Führung.“ Diego Simeone, argentinischer Ex-Teamspieler Bild: GEPA

Teamchef besonders unpopulär

Messis Glück im Unglück: Der Teamchef selbst bekommt noch viel mehr Kritik als der Spielmacher ab. In 13 Spielen hat er kein einziges Mal die gleiche Mannschaft aufgestellt. Insgesamt kam er auf 89 verschiedene Akteure. Der 58-Jährige war als großer Hoffnungsträger gekommen, nachdem er bei der WM 2014 in Brasilien mit Chile erst Spanien aus dem Turnier kickte, und dann erst im Elferschießen im Achtelfinale scheiterte. Argentiniens Verband bezahlte im Vorjahr umgerechnet 1,5 Millionen Euro, um ihn vorzeitig aus seinem Vertrag beim spanischen Erstligisten FC Sevilla herauszukaufen. Beim 0:3 gegen Kroatien gestikulierte er zwar wild, und wurde auch ausfällig. Am Ende war der Trainer mit kurzem Leibchen statt Sakko und voller Tatoos an den Oberarmen jedoch die Hilflosigkeit in Person.

Die Stars von einst gehen mit dem Fußballverband hart ins Gericht. Atletico-Madrid-Trainer Diego Simeone meinte: "Die Albiceleste lebt seit vier Jahren in völliger Anarchie, ohne jeglicher Führung. Es gibt keinen Plan, alles ist auf Zufall aufgebaut und die Kabine ist ein Pulverfass ..."

Keine Frage: Es wird nach dieser Weltmeisterschaft einen völligen Umbau geben. Bei Trainer Sampaoli ist nur die Frage, ob er erst nach der WM oder doch schon sofort gefeuert wird. Das größte Problem: Sampaoli würde im Fall einer Entlassung eine Abfertigung in der Höhe von 17 Millionen Euro zustehen. "Er soll doch reden, was er will", richtete der nach seiner Auswechslung gegen Kroatien wütende Sergio Aguero dem Noch-Teamchef aus.

Daheimgebliebene als Sieger

Die großen Sieger sind jene Spieler, die nicht bei der WM dabei sind. Allen voran Stürmer Mauro Icardi. Der Inter-Mailand-Angreifer, der derzeit von Europas Top-Klubs gejagt wird, war ausschließlich aus persönlichen Gründen nicht nominiert worden. Um ihn herum wird die nächste argentinische Nationalmannschaft aufgebaut werden. In der dann wohl auch für Lionel Messi kein Platz mehr sein wird. (haba)

 

Pressestimmen: „Argentinien zerfällt in Stücke“

„Ritter der Verzweiflung. Argentinien zerfällt in Stücke. Das Spiel der Nationalmannschaft war eine Katastrophe, jetzt droht das Aus.“
Ole.com.ar, Argentinien

„Das Erreichen der nächsten Runde ist praktisch eine Utopie. Das Schicksal scheint vorzusehen, dass Argentinien in der Vorrunde ausscheidet. Und dass Messi, einmal mehr, ohne WM-Titel bleibt.“
Diario Popular, Argentinien

„Schlimmste WM-Niederlage seit 1958. Ein Albtraum.“
Cronica, Argentinien

„Ein Volleyschuss, der die Seele gefrieren ließ. Die Partie endete bereits zu diesem Zeitpunkt. Denn das Team war eingeschüchtert angesichts seiner eigenen Enthauptung. Messis schlimmster sportlicher Tag seines Lebens.“
La Nacion, Argentinien

„Argentinien liegt in Trümmern. Caballeros Patzer löst die Katastrophe aus. Argentinien steht am Rande des K.o., eine absolute Katastrophe. Messi ist bei dieser WM einfach nicht präsent.“
AS, Spanien

„Grausam und gerecht zugleich. Im argentinischen Rucksack waren nur Steine.“
Sport, Spanien

„Argentinien leidet, Maradona kaut Fingernägel.“
Süddeutsche Zeitung, Deutschland

 

Der Liveticker zum Nachlesen:

 

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