Bestechung, Doping, Zwangsabstieg: Das ist Salzburgs Gegner
Olympique Marseille: Salzburgs Gegner im Semifinale der Fußball-Europa-League hat turbulente Zeiten hinter sich
Österreichs Fußball-Meister FC Salzburg muss sich am Donnerstag (21.05 Uhr, Puls 4) auf einen "Hexenkessel" gefasst machen. Das Stade Vélodrome in Marseille wird im Europa-League-Semifinal-Hinspiel aus allen Nähten platzen. "Der Enthusiasmus ist so groß, dass wir die Arena dreimal füllen hätten können", verrieten Klubverantwortliche nicht ohne Stolz. Rund 67.000 Fans kommen in den Genuss der großen Show. Es ist wieder chic, zu Olympique zu gehen.
Die Mannschaft rund um Superstar Dimitri Payet, der sich bei der EURO 2016 in Frankreich in die Auslage gespielt hat, versprüht den Glanz vergangener Tage. Marseille hat die jüngsten drei Pflichtspiele gewonnen und 13 Tore geschossen – fünf beim 5:2 gegen RB Leipzig, drei beim 3:2 in Troyes, fünf beim 5:1 gegen Lille.
Trainer Rudi Garcia (vormals AS Roma) kann sein Offensivkonzept in aller Ruhe durchziehen. Das ist ungewohnt für Olympique, jenen 1899 aus der Taufe gehobenen Verein, der neunmaliger Meister ist und das geschafft hat, was Paris SG noch fehlt: Marseille eroberte die Champions League – und zwar am 26. Mai1993 gegen den AC Milan. Basile Boli entschied mit seinem "Goldtor" das Finale in München. Damals standen Größen wie Kult-Torhüter Fabien Barthez, Rudi Völler, Marcel Desailly, Didier Deschamps oder Alen Boksic in jenem Team, über dem der mächtige Präsident Bernard Tapie thronte. Unter ihm spielte Geld keine Rolle. Sein Motto lautete: "Koste es, was es wolle."
Wer hoch steigt, kann auch tief fallen. Noch dazu in Windeseile. Nur ein Jahr nach dem internationalen Triumph stand "OM" vor einem Trümmerhaufen. Die Himmelblauen verloren 1994 den Meistertitel 1992/93 auf dem grünen Tisch und wurden zum Abstieg in die 2. Liga gezwungen.
Tapie, der nicht nur Transferpolitik und Aufstellung diktierte, sondern auch Spieler dazu nötigte, Verletzungen zu "ignorieren" und Operationen zu verschieben, bezahlte für seine kompromisslose Gangart. Der heute 75-Jährige musste für acht Monate ins Gefängnis, weil er vor einem Liga-Match gegen Valenciennes die Schiedsrichter bestochen hatte.
Mysteriöse Injektionen
Darüber hinaus war das Champions-League-Finale Gegenstand von 13 Jahre dauernden Untersuchungen, die dann doch irgendwie im Sand verlaufen sollten. Anfang 2006 hatte Marseilles ehemaliger Mittelfeldakteur Jean-Jacques Eydelie in einem Interview mit der Sportzeitung "L’Equipe" behauptet, dass vor dem Endspiel alle Kicker mit Ausnahme von Völler Injektionen erhalten hatten. Plötzlich schwebte auch noch das Dopinggespenst über Olympique.
Der Klub, der zwischenzeitlich vor dem wirtschaftlichen Ruin stand, schien wie ein Schiff auf hoher See von einer Turbulenz in die nächste zu taumeln. Den Beliebtheitswerten auf nationaler Ebene tat dies keinen Abbruch. In diversen französischen Umfragen geht "OM" als populärster Verein des Landes hervor.
In amerikanischen Händen
Paris Saint Germain existiert in der 862.000 Einwohner zählenden Hafenstadt nur als Fußabtreter – und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Vor dem Fan-Shop in Marseille liegt eine Matte mit dem Logo von PSG, auf dem sich der Anhang liebend gern die Schuhe abputzt.
Seit 2010 gewinnt Olympique wieder Titel – und noch mehr Herzen. Auch die Finanzen sind endlich geordnet. Im Oktober 2016 übernahm der US-Unternehmer Frank McCourt die Anteile der Mehrheitsaktionärin Margarita Louis-Dreyfus. Ein guter Schritt.