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Seine Show war der Wilde Westen

23. Jänner 2017, 00:04 Uhr
Seine Show war der Wilde Westen
Buffalo Bill Bild: Buffalo Bill Memorial Museum

100 Jahre nach dem Tod des legendären Buffalo Bill begab sich Gustav A. Dworzak auf Spurensuche durch die USA.

Das Jahr 1870: Die Arbeiter der Kansas Pacific Railway hatten es nicht leicht, den vorgegebenen Zeitplan zur Fertigstellung der neuen Eisenbahnlinie einzuhalten. Überdurchschnittliches Arbeitstempo war gefragt. Und wer schwer arbeitet, ist immer hungrig. So stellte die Bahnleitung einen jungen Mann ein, einen gewissen William Frederick Cody, der die Fleischversorgung garantieren sollte. Herr Cody nahm seinen Auftrag ernst und schaffte es, in einer Saison 4280 Bisons zu erlegen, was ihm den Namen ‚Buffalo Bill‘ einbrachte. Kurz darauf beanspruchte jedoch Bill Comstock den Titel für sich, denn auch er hatte Ähnliches vollbracht. Zur Abklärung, wer diesen ‚Beinamen‘ in Zukunft tragen dürfe, wurde ein Wettschießen veranstaltet, das Mr. Cody 69:46 gewann. Und ab diesem Zeitpunkt war sein Name mit dem Pseudonym ‚Buffalo Bill‘ untrennbar verbunden.

Geboren wurde William Frederick Cody in der Nähe von Le Claire im Bundesstaat Iowa, einem heute 4000 Einwohner zählenden Städtchen am Mississippi. Hier beginnt auch unsere Reise, die in Colorados Hauptstadt Denver enden wird.

Seine Show war der Wilde Westen
Die restaurierte Front Street in Dodge City wie sie um 1880 ausgesehen hat. Bild: Dworzak

Nicht ganz leicht zu finden war das Haus, in dem der junge Mr. Cody aufwuchs. Wir fahren 20 Minuten von Le Claire Richtung Norden und finden beim Ort McCausland an der Kreuzung der 230th Avenue mit der Bluff Road besagtes Gebäude, ein stattlicher Ziegelbau. Landwirtschaftliches Gebiet ringsum, einige Bisons und Longhorn Rinder grasen auf der Weide. Das Wohnhaus ist für Interessierte von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

In Le Claire selbst, am Ufer des Mississippi Rivers, hat die Stadt ein Museum eingerichtet, das neben Exponaten von Buffalo Bill ein Sammelsurium verschiedener Ausstellungsstücke zeigt. Der sympathische ältere Herr hinter dem Pult bietet uns gleich Kaffee an – natürlich im Plastikbecher – als er hört, von wo wir angereist sind. Während des Small Talks gesteht er: "Ja, ja, bin wirklich schon 70. Muss aber noch arbeiten, denn meine Pension aus Südafrika ist zu gering, um hier zu überleben." Wir haben ihm natürlich nicht gesagt, dass er bei uns bereits ab 50 nahezu chancenlos sei, Arbeit zu bekommen. Denn er würde es sicher nicht verstehen, als Jobwilliger vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt zu werden.

600 Kilometer zu Pferde

Sehr früh zieht es den ehrgeizigen und Energie geladenen jungen Cody hinaus in den "Wilden Westen". Als exzellenter Reiter heuert er beim legendären Pony-Express als Reiter an und riskiert Kopf und Kragen, um die Postsäcke sicher durchs Indianerland zu transportieren. Es wird ihm nachgesagt, eine 600 Kilometer lange Etappe in einem Stück in nur zehn Tagen bewältigt zu haben, wobei er lediglich zum Pferdewechsel Pause machte. Mr. Cody betätigt sich als Regierungs-Pfadfinder im Fort Larned Kansas und übernimmt in dem weitläufig ebenen Gebiet Spezialdienste, die selbst der erfahrenen US-Kavallerie zu gewagt erscheinen.

Heute ist dieses Fort mustergültig renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich. Die Räumlichkeiten vermitteln das Leben von damals, vieles ist im Originalzustand: Mannschaftsräume, das Gefängnis, Krankenrevier, Küche, das Depot – ein Zeitsprung 150 Jahre zurück in die Vergangenheit. Und wer schon einmal hier in Kansas weilt, das geprägt ist von Getreidefeldern, riesigen Rinderfarmen und nie enden wollenden Highways, der besucht das benachbarte Dodge City, ehemaliger Endpunkt diverser Viehtrails, Stadt von Sheriff Wyatt Earp und des Revolvermannes Doc Holliday.

Im gesetzteren Alter arbeitet Mr. Cody gerne als Führer im Indianerland Wyoming und begleitet unter anderen den russischen Großherzog Alexis bei diversen Jagdausflügen. Cody gründet mit Partnern eine Rinder-Ranch, ist auch politisch engagiert und wird von der demokratischen Partei beinahe in die Landesregierung von Nebraska gewählt.

Seine Show war der Wilde Westen
Eine Dame heißt vor Buffalo Bills Villa in North Platte willkommen. Bild: Dworzak

1883 verwirklicht "Buffalo Bill" Cody einen lang gehegten Wunsch, der aus seiner Liebe zum Showbusiness entsteht. Er gründet eine Theatertruppe der ganz besonderen Art, die "Buffalo Bill Wild West Show", mit der er das Fernweh und das Abenteuer in die damals schon zivilisierten amerikanischen Großstädte des ausgehenden 19. Jahrhunderts bringt.

Besonderen Zuspruch findet sein Zirkus aber in Europa. München, Berlin, Hamburg, Dresden, Köln, Wien sind nur einige Städte, in denen Buffalo Bill gastierte. So berichtet die Braunschweiger Chronik 1890 von einer Heerschar an Akteuren, die mit 30 Eisenbahnwaggons und Hunderten Indianern, Cowboys, Pferden und Bisons ankam. Mr. Cody konnte sogar den legendären Indianerhäuptling Sitting Bull für seine Show gewinnen – den Mann, der 1876 in der Schlacht am Little Big Horn in Montana die US-Kavallerie des General Custer bis auf den letzten Mann aufrieb. Weit über 200 Bleichgesichter mussten in diesem Kampf damals ihr Leben lassen.

1906 in Linz

Im "Historischen Jahrbuch der Stadt Linz von 1959" ist auf Seite 249 zu dem Thema Buffalo Bill unter anderem zu lesen:

"Eindrucksvoll war das Buffalo Bill ,Wild West Gastspiel‘ am 24. Mai 1906 auf dem Südbahnhof und den anschließenden Reitbahngründen. Dem Publikum schien es wie ein Wunder, innerhalb weniger Stunden die gewaltige, viereckige, von überdachten Sitztribünen umschlossene Arena samt den zahlreichen Nebenzelten und einem richtigen Indianerdorf entstehen zu sehen ... Die beiden Vorstellungen waren gänzlich ausverkauft."

Bekannte Menschen sollen standesgemäß residieren. Das hat sich Mr. Cody um 1886 bestimmt gedacht, denn er ließ in der Stadt North Platte im Bundesstaat Nebraska eine 18-Zimmer-Villa mit ausgedehnten Stallungen errichten. Das Anwesen ist heute im Besitz des Landes, wurde mustergültig renoviert und ist Besuchern zugänglich. Auch wir machen uns auf den Weg nach Nebraska, von Dodge City den Highway Nr. 83 North entlang, kreuzen die Interstate 80, biegen etwas später links in den Highway Nr. 30 ein, bis nach insgesamt 300 Meilen Fahrstrecke die Buffalo Bill Avenue erreicht ist.

Zehn Jahre nach seinem Hausbau ist Codys Tatendrang nach wie vor nicht gestillt. Er tut etwas, was Menschen selten machen. Er gründet eine Stadt, im Bundesstaat Wyoming am Shoshone River, und gibt ihr seinen Namen – Cody. Heute noch ist die Stadt eine Westernstadt, vieles wird mit seinem Namen in Verbindung gebracht.

In den Jahren 1900 bis 1910 investiert Buffalo Bill große Summen in Bewässerungsprojekte, in Bergwerke, in den aufkeimenden Tourismus. Er finanziert Freunde und Verwandte. Doch nicht alles lief nach Plan, und viele seiner Besitztümer musste er wieder verkaufen. Letztendlich zieht er in die Stadt, die er vor 17 Jahren selbst gründete.

Grabstätte mit Prärieblick

Sein bewegtes Leben, das 1846 begann, endet am 10. Jänner 1917 in Denver (Colorado) im Hause seiner Schwester. Dem Wunsch, am nahegelegenen "Lookout Mountain" begraben zu werden, der den Blick auf die endlosen Prärien freigibt, wurde stattgegeben. Vom kleinen Städtchen Golden nahe der Interstate Nr. 70, kurz nach Denver, führt die Straße hinauf zu seinem Grab und zum Buffalo Bill Museum, das in der Hauptreisesaison nach wie vor Besucher anlockt. Der Blick von hier oben, hinunter ins weite Land, auf seine Great Plains, die endlosen Prärien, ist wirklich grandios, wenn auch heute einige Funkmasten und Stromleitungen das Bild etwas trüben.

Sinngemäßer Nachruf seiner roten Brüder, für die er sich schon seit längerem unermüdlich einsetzte: "Groß ist der Verlust, doch bleibt uns der Trost – wir werden uns vor Wakan Tanka, unserem Schöpfer, in den ewigen Jagdgründen wiedersehen."

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1  Kommentar
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mitreden (28.669 Kommentare)
am 04.02.2017 12:13

mein großvater hatte die show noch gesehen, und ich konnte nicht genug von seiner erzählung bekommen....

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