Rösslsprung ins Familienglück
Es gibt Hotels und es gibt Familienhotels. Und dann gibt es noch das "Cavallino Bianco" in St. Ulrich. Laut TripAdvisor das weltbeste Hotel. Philipp Braun ist nach Südtirol gereist und hat die Pferdestärken untersucht.
Ralph A. Riffeser, der blond-gelockte General Manager und CEO vom Familienhotel Cavallino Bianco (das weiße Pferdchen) aus St. Ulrich in Gröden, wirkt ein wenig sentimental und nachdenklich, wenn er über seine Familienzeit vor mehr als 20 Jahren spricht. "Ich wollte mit meiner Frau und meinen zwei Kindern Urlaub machen und mir verschiedene Hotels anschauen. Einzig, nirgendwo waren Kinder gern gesehen und wir wurden immer an andere Hotels verwiesen."
Der erste Schrei
Ralph Riffeser ließ sich in seinen Bestrebungen nicht davon abhalten, lernte daraus und fasste damals die ersten Gedanken für ein Familienhotel. "Ich war erpicht, einen Platz zu schaffen, wo man Kinder nicht pikiert anschaut, wenn diese einmal schreien. Für mich steht die Familie im Vordergrund."
Während der CEO vom Vorbild und Ideal der italienischen Familie mit einem mittlerweile gütigen Lächeln parliert, stößt sich die zweijährige Annika den Kopf am Tisch an, die dreijährige Emilia greift nach Eiswürfeln im Sektkübel und der siebenjährige Tristan knipst das Licht der Stehlampe ein und aus. Bei vielen familienunerprobten Gästen würde spätestens jetzt der Blutdruck steigen und die Lippen schmaler werden. Nicht so bei Ralph Riffeser, der früher Eishockeyspieler war und eigentlich Wirtschaftsanwalt werden wollte, ehe ihn sein Großvater für die Übernahme des Hotels vorgesehen hatte. Unbeeindruckt von den Spompanadeln der Kinder setzt Riffeser fort, dass vor 16 Jahren am Umbau gearbeitet wurde, ohne jedoch ein "Businessmodell auf dem Reißbrett" zu entwickeln. "Wir sind kein Kinderhotel im klassischen Sinn, welches nur mit Hardware betört und letztendlich oberflächlich ist", sagt der CEO, der viel lieber Linus-Papa genannt werden möchte. Der adulte Linus will Werte und Sinn vermitteln, und Wohlbefinden für die ganze Familie schaffen. Dazu bedient sich das Hotel, welches auf TripAdvisor das vierte Jahr in Folge zum weltbesten Familienhotel gekürt wurde, eines einfachen aber wirkungsvollen Prozederes: dem Lebensbaum.
Verwurzelt
Viele Familienhotels bieten ein Rumdum-Wohlfühlpaket an, einzig die individuellen Wünsche werden vernachlässigt. Im Cavallino Bianco steuert man dem bewusst entgegen, und stellt in jedes der geschmackvoll eingerichteten Zimmer einen Baum mit vier verzweigten großen Ästen und Blättern. Jeder Ast steht für andere Bedürfnisse. "My time" fokussiert auf die Zeit, die man für sich alleine nutzen soll, "two time" hebt das Partnerglück hervor, "family time" setzt den Schwerpunkt auf die Familienzeit, und "kids time" berücksichtigt die Vorlieben der Kinder. Je nach Aktivität kann man Blätter sammeln und den Baum zum Leben erwecken. Und das gelingt sehr einfach, sogar ohne großen finanziellen Einsatz. Im 1250 Quadratmeter großen Lino-Kinderparadies ist man als Erwachsener fast ein wenig neidisch, diese Annehmlichkeiten damals nicht gehabt zu haben, und wünscht sich in die Kindheit zurück, um das Piratenschiff zu besteigen, ins Kugelbad zu springen, oder im Heidi-Haus Almspezialitäten zu backen. Alles unter Aufsicht von 20 mehrsprachigen Kinder-Animateuren.
Da man aber den Kinderschuhen entwachsen ist, nimmt man auch gerne die anderen Angebote in Anspruch: einen 2900 Quadratmeter großen Spa mit In- und Outdoorpool, oder den Beauty-Spa wo es – vom Baby aufwärts – Wohlfühlbehandlungen für alle gibt. Wer frische Luft schnappen will, flaniert entweder durch das schmucke St. Ulrich oder setzt sich in die Gondel zur Seiseralm. Die größte Hochalm Europas bietet neben einem faszinierenden Rundum-Blick auch hervorragende Bedingungen zum Skifahren im Winter.
Zurück im Hotel wird Genuss auf höchster Stufe offeriert und bringt die kulinarischen Herzen erneut zum Glühen, was folgende Frage aufwirft: Wurzelt der Baum auch in einer anderen Region? Linus-Papa gibt sich bedeckt und sagt: "Die Cavallino-Mama ist schwanger. Ihr Kind wird anders heißen und beim Gardasee auf die Welt kommen, und eine bezaubernde Stätte für alleinerziehende Mütter werden, die im Familienleben Pech hatten."
Sparpreis (5. bis 18.2.), Großfamilien (2 Erw. + 3 Ki.) zahlen bei Wochenaufenthalten ab So. nur 1 Euro Aufpreis/Tag in Family Suiten. cavallino-bianco.com