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Reizüberflutung mit Steinen im Heiligen Land

Von Volker Weihbold, 15. Juli 2017, 15:10 Uhr
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Bildergalerie Besuch in Jerusalem
Bild: Weihbold

Es ist ein unwirkliches Gefühl, an Plätzen zu stehen, die Teil der Weltgeschichte sind. Noch unwirklicher wird es, wenn Jesus an derselben Stelle gestanden sein könnte: Israel für Geschichtshungrige.

Ganz sicher ist nie, was und wie es war. Vor ein paar tausend Jahren zum Beispiel in Megiddo im heutigen Israel, dem Harmagedon des Neuen Testaments, Ort der Endschlacht zwischen den Mächten Gottes und des Bösen. Geschickt gewählt an zwei Handelsrouten, auf einem Hügel, war der Ort immer umkämpft: "Jeder wollte hier Chef sein", sagt Reiseleiter Danny Tamuz. Die Ausgrabungen zeichnen Bilder der Epochen, vieles ist wissenschaftlich erwiesen, manches muss vermutet werden. "Es herrscht ein dauernder Disput zwischen Archäologen und den ultraorthodoxen Juden, weil Glaube und Archäologie grundsätzliche Parallelwelten sind", sagt Danny. Als Beispiel nennt er Tiberias, eine ab dem Jahr 17 von Herodes Antipas erbaute und im Jordantal am Westufer des Sees Genezareth gelegene römische Stadt. Nach urchristlichen Quellen wurde Johannes der Täufer um 30 hier hingerichtet. Um Platz zu schaffen, überbaute Herodes einen jüdischen Friedhof – strenggläubige Juden mieden die Stadt seither. Ausgrabungen seien schwierig, weil jüdische Friedhöfe nicht versetzt werden dürfen und Archäologen von den Strenggläubigen in die (Glaubens-)Pflicht genommen werden, erklärt Danny. "Wegen solcher Streitereien wird es in zwei, drei Jahrhunderten bei uns nur noch Friedhöfe und Autobahnen geben."

Israel ist ein Land der Gegensätze. Ein Land der Vorsicht, Land des Konsenses und Konfliktes. Historische Aufzeichnungen zeugen davon, dass es in diesem Gebiet zu keiner Zeit ruhig war. Heute noch sind die Menschen argwöhnisch – kaum ein Archäologe oder Taxifahrer, der keine Pistole an der Hüfte trägt. 5000 Jahre Geschichte prägen – so oder so. Angst braucht dennoch niemand zu haben.

Israel, Land der Bibel, des Glaubens, der Völker. Und immer wieder Jesus mit seinen Jüngern, Predigten, Wundern. Scharen von christlichen Gruppen lassen sich durchs Heilige Land kutschieren, "God’s Army" aus den USA, Christen aus Indien, China, Afrika. Sie besuchen Orte der Bibel, die Reiseführer sprechen von "Gottes Willen", die Gläubigen nicken die göttlichen Informationen ab, ziehen weiter.

Danny treibt an, die Hitze scheint ihm nichts anhaben zu können. Von Haifa im Norden des Landes geht es nach Tel Dor, eine antike Stadt an der Karmelküste. Zu sehen ist kaum etwas, ein paar Grundmauern der römischen Hafenanlage geben einen Eindruck von der Größe der alten Siedlung. Weiter nach Caesarea.

Reizüberflutung mit Steinen im Heiligen Land
Mann bedrohte in Rudolfsheim-Fünfhaus seine Ehefrau mit einer Waffe. Bild: Weihbold

Ebenfalls von Herodes gegründet, war diese 2000 Jahre alte Stadt der Inbegriff von römischem Luxus: Theater, Hippodrom, Bäder und Palastanlagen, ein künstlicher Hafen. Die Residenz des römischen Statthalters wurde gezielt ausgebaut und gehörte zu den wichtigsten Stätten des römischen Orients. Beeindruckend, auch bei 42 Grad Celsius und starkem Westwind. "Bisher haben wir fünf Prozent ausgegraben", sagt Chefarchäologe Peter Gendelman. Er gräbt hier seit 25 Jahren, macht einen gelangweilten Eindruck. Je länger der Mittfünfziger aber von seiner Stadt spricht, umso begeisternder wird er; vergleicht Caesarea mit Thessaloniki in Griechenland, erzählt vom Prunk der riesigen Anlage, von Mosaiken und Badehäusern, und von der bisher einzigen Steininschrift, die Pontius Pilatus als historische Figur belegt; vom einst zwölf Kilometer langen, auf sechs Kilometern tadellos erhaltenen Aquädukt, das Caesarea mit Wasser versorgte.

Reizüberflutung mit alten Steinen, Reiseleiter Danny lässt nicht locker: Ausgrabungen in Bet Shean, einer der ältesten bewohnten Städte Israels, riesengroß – ein Traum für Reisende, die sich für das römische und byzantinische Erbe des östlichen Mittelmeerraumes interessieren. Das Thermometer steigt auf 45 Grad Celsius. Der Anstieg hinauf nach Hippos, eine ebenfalls römische Siedlung auf einer Bergspitze über dem See Genezareth, wird zum Aufguss. Oben erneut Geschichte, vollständig ausgegraben in knapp zehn Jahren.

Reizüberflutung mit Steinen im Heiligen Land
Bet Shean – größte Römerstadt in Israel. Zur Blütezeit um 750 lebten hier bis zu 50.000 Menschen. Bild: Weihbold

Wieder hinunter ans Seeufer nach Betsaida ("Das Haus des Fischers”), wo Jesus als Prediger und Heiler wirkte, weiter zur Brotvermehrungskirche. Dann nach Magdala, in jenen Ort, in dem Jesus seine Maria Magdalena kennenlernte. Ausgrabungschef Pater Eamom Kelly führt durch die ausgegrabene jüdische Synagoge; auf jenen Steinplatten, auf denen Jesus gegangen und gesessen sei, wie er sagt.

Dann Jerusalem ...

Abkühlung gibt es im Jordan für jene, die sich dort taufen lassen wollen, wo Johannes der Täufer Jesus getauft hat. Mit der Seilbahn hinauf nach Massada, zum riesigen Tempel des Herodes, am Toten Meer. Westbank, Qumran mit jener Höhle, in der die "Rollen vom Toten Meer" gelegen sind, nach Jericho. Vorbei an schwerbewaffneten Soldaten am Checkpoint ins Westjordanland zum Herodium, einer Palastanlage des oft genannten Herodes. Dann Jerusalem: unterirdische Grabungen, jahrhundertealte Kirchen, Synagogen, die Tempelanlage, Klagemauer, Jesus’ Leidensweg, die Via Dolorosa, quer durch das arabische Viertel mit seinem Basar. Bei der Grabeskirche am Ende des Kreuzweges ist Schluss. Nach 950 Kilometern und 5000 Jahren quer durchs Heilige Land.

Reizüberflutung mit Steinen im Heiligen Land
Reiseleiter Danny Tamuz auf der Hauptgeschäftsstraße des antiken Bet Shean. Bild: Weihbold

24.000 Touristen aus Österreich besuchen jährlich das Heilige Land, knapp 300.000 sind es aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. 15 Prozent davon sind Pilger. Um den steigenden Anfragen gerecht zu werden, investieren die Touristiker Israels viel Geld in die Infrastruktur.

Viermal pro Tag gibt es Direktflüge von Wien/Schwechat nach Tel Aviv/Ben Gurion. Fürs Einchecken und auch für die Ausreise sollte man sich relativ viel Zeit nehmen, die Sicherheitsbestimmungen sind streng, die Befragungen durch israelische Sicherheitsbeamte penibel.

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