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In 144 Tagen um die Welt

Von Bernhard Lichtenberger, 21. Oktober 2017, 00:04 Uhr
In 144 Tagen um die Welt
Bild: Karl Freilinger

Mit einer BMW Baujahr 1995 umrundete der 58-jährige Linzer Manager Karl Freilinger in sieben Etappen in acht Jahren den Globus – um die Welt zu verstehen.

Karl Freilinger gehört nicht zu den Menschen, die sich schnell zufriedengeben. Setzt er eine Idee um, hat die nächste herausfordernder zu sein. Er sei getrieben "vom Wunsch, die Welt zu verstehen. Ich habe stets alles hinterfragt, um so viel zu wissen, dass man sich die Dinge erklären kann", sagt der Linzer, der sich als umtriebiger Manager bei Andritz Hydro verdingt. Da die Welt die beste Universität sei, gelte es, diese zu bereisen.

Am liebsten macht der 58-Jährige dies einspurig. Mit 21 Jahren rollte er auf seinem Motorrad, dessen Erwerb er vor den Eltern geheim hielt, auf die Halbinsel Sinai. "Das war meine erste Bekanntschaft mit der Wüste. Seither bin ich von ihr gefesselt." Folglich führte ihn drei Jahre später ein Trip mit zwei Freunden nach Afrika, wo sie in zwei Monaten die Sahara durchquerten. Diese Fahrt in eine lebensfeindliche Umgebung empfand Freilinger als bedeutsame Erweiterung seiner physischen wie psychischen Fähigkeiten: "Im Kopf war das Abenteuer, aber in der Realität merkt man schnell, dass das Leben an einem seidenen Faden hängt. Es ist leicht, sich in der Wüste zu verirren, aber noch leichter findet man darin zu seinem Ich", sagt der leidenschaftliche Motorradfahrer.

Dann machte das Abenteuer Pause. 27 lange Jahre. In diesen arbeitete der studierte Jurist und Absolvent der Diplomatischen Akademie an seiner Karriere, gründete eine Familie, wurde Vater von zwei Söhnen. Ein Traum ließ ihn in dieser Zeit nie los – den Spuren der Seidenstraße zu folgen, dieser legendären Verbindung zwischen Ost und West, auf der Waren wie Kulturen ausgetauscht wurden.

Eine kleine Erbschaft brachte den Gedanken im Jahr 2010 schließlich ins Rollen. Freilinger erwarb eine BMW R 100 GS Paris-Dakar Classic, Baujahr 1995, "das beste Motorrad für so eine Reise, weil es die letzte BMW ist, die elektrisch-mechanisch funktioniert, viel toleriert, jedes Benzin schluckt und von jedem Dorfschmied repariert werden kann". Um nicht bis zur Pension warten zu müssen, legte er die Tour in Etappen an, die sich mit dem jährlichen Urlaub ausgingen. Mit dem Entschluss, endlich aufzubrechen, stellte sich ein seltsames Gefühl der Furcht ein. "Die Neugierde und die Lust zu reisen waren immer größer als die Angst. Aber der schwerste Moment war das Abschiednehmen. Da merkt man in den Gesichtern der Anderen, dass sie denken, der kommt vielleicht nicht mehr zurück", erinnert sich Freilinger.

Auf dem ersten Abschnitt ging es über die Türkei und Syrien ("57 Grad in Palmyra waren verdammt heiß") bis in den Iran, "wo ich auf die gastfreundlichsten Menschen getroffen bin, die mir im Geschäft etwas zu essen gaben

und mir sogar Geld zusteckten, da ich keine persische Währung bei mir hatte". Unterwegs fand er für sich eine Antwort, wie aus der Seidenstraßen-Region, die einst Beschleuniger für die Menschheit war, eine politische Erdbebenzone geworden ist, in der es keinen Frieden mehr gibt: "Die vielen Stämme, die hier eingewandert sind, haben sich eine Ideologie verpasst, und die heißt: die eigene Kultur erhalten, nicht vermischen. Und wenn zur Ideologie auch noch die Religion kommt, dann wird es gefährlich."

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Öffentlich durch China

Mit seiner robusten Maschine rumpelte Freilinger über die mongolischen Prügelpisten und durchquerte reißende, kalte Flüsse. In Kirgistan ließ er das treue Gefährt in der Scheune eines Bauern zurück, um 300 Kilometer per Lkw-Stopp nach China zu gelangen und dieses mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bereisen – mit dem eigenen Motorrad war das nicht erlaubt.

Bei seinen Etappen durch die USA und Kanada begeisterten den polyglotten Weltumrunder "die einzigartigen Nationalparks" und die Begegnungen mit den gealterten "Revolutionären der Flower-Power-Zeit, die nun Halt bei Jesus gefunden haben".

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Im kalifornischen Santa Monica endet die Route 66.

 

Nach insgesamt 144 Tagen und 30.607 Kilometern ist Karl Freilinger mit "einer Perlenkette an erlebten Freuden" Anfang September wieder in der Heimat angekommen. "Jetzt brauche ich erst einmal ein paar Jahre Pause", sagt er. Aber: "Afrika und Südamerika sind noch offen. Das mach’ ich vielleicht nicht mehr mit dem Motorrad, dafür mit Gesellschaft. Dann ist es lustiger." Und was passiert mit seiner BMW, Baujahr 1995? "Die werde ich als Leihgabe dem Linzer Landesmuseum anbieten. Sie ist per se schon ein Liebhaberfahrzeug, weil es davon nur 2000 Stück gibt, und außerdem bin ich damit um die Welt gefahren."

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