"Ich möcht’ mein Badewasser schlürfen"
Königin Kleopatra soll in Eselsmilch gebadet haben. In Südböhmen fließt Bier in den Bottich und tut der Haut gut.
Den Gerstensaft, der so angenehm den Bauch, die Füße und Hände umspült, hat Martin Hrubes in den Kesseln der Kleinbrauerei "Glokner" im Dorf Mirkovice bei Krumau gesotten. In dem Wellness-Gasthof steigt der geneigte Biertrinker zur externen Anwendung in einen Bottich mit auf Körpertemperatur erhitzten Biersud. Das große Heilungswunder will Hrubes, der schon auf der ganzen Welt bis nach Australien Bier gebraut hat, nicht behaupten. Aber der Gast spürt selbst: Bier geht mit seiner entspannenden Wirkung auch durch die Haut.
Für Hrubes scheint das eine Nebenwirkung des Bieres zu sein, dessen Nutzung als Badetinktur er gewissermaßen duldet. "Das Problem ist, dass viele Menschen zu wenig Bier trinken und wenige Menschen zu viel Bier trinken", sagt der Braumeister mit Hang zum Philosophen. Bekanntlich sind ja die Tschechen mit ihrem Pro-Kopf-Verbrauch vor den Österreichern Weltmeister beim Bierkonsum. "Aber das ist immer eine Frage der Perspektive", sinniert Hrubes, der nur Malz und Hopfen aus Tschechien in den Sudkessel füllt.
Bei einer Führung durch die Brauerei von "Budweiser Budvar" wird klar, dass in Budweis nach den Maßstäben der Welt nur ein "male pivo", ein kleines Bier, gezapft wird. Von 1,6 Millionen Hektoliter Jahresausstoß geht die Hälfte in den "Export", großteils nach Deutschland und Österreich. Im Vergleich mit den globalen Konzernen schmeißt "Budweiser Budvar" mit den 800.000 Hektolitern gerade einmal eine Wirtshausrunde für die Nachbarn. Eliska, die die Besucher durch Sudhalle, Flaschenabfüllung und Keller samt Kostprobe führt, wird häufig zu dem noch immer nicht beigelegten Markenstreit mit dem amerikanischen "Budweiser" gefragt. Sie gibt ehrlich zu, dass böhmische Emigranten schon 1876 in den USA eine Art Pilsner brauten, bevor in Ceske Budejovice im Jahr 1895 eine von tschechischen Aktionären gegründete "Pivovar" gleichen Namens in Betrieb ging. Zum Überdruss kaufte der US-Konzern Anheuser-Busch 2014 die Budweiser-Brauerei "Samson" auf, die einst Deutschböhmen in der Stadt gegründet hatten. Die Konkurrenz hat "Budweiser Budvar", die dem Staat gehört, ohnehin vor der Haustür. In Südböhmen blühen die Kleinbrauereien auf, wie sie Martin Hrubes leitet. Der bewahrt die Ruhe: "Es gibt für verschiedene Anlässe das passende Bier. Ich würde im Fußballstadion wohl kein Craft-Beer trinken."
Südböhmen-Tipps
Trebon: Unter den letzten Rosenbergern entstand im 16. Jahrhundert ein riesiges Teichsystem. Die Karpfen aus Trebon sind weltberühmt.
Cesky Krumlov: Trotz Massentourismus aus Fernost sind Läden mit Holzspielzeug (Hracky), Schallplattengeschäft und Buchhandlung Geheimtipps!
Holasovice: Das im böhmischen Bauernbarock erbaute Dorf ist bewohnt, unversehrt und UNESCO-Weltkulturerbe.
Ceske Budejovice: Die Brauerei und das zu „Budweiser Budvar“ gehörende Restaurant „masne kramy“ in der Halle des ehemaligen Fleischmarktes sind echte Pflichtfelder