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Eine Reise ins Innerste

Von Roswitha Fitzinger, 11. November 2017, 15:00 Uhr
Eine Reise ins Innerste
Zeltplatz mit grandioser Aussicht – auf den Hängen über dem Van-See in Ost-Antaloien Bild: privat

Wenn ein Priester nach Jerusalem pilgert, klingt das wenig spektakulär. Bei Johannes Maria Schwarz aus Puchenau war diese Pilgerreise jedoch 13.969 Kilometer lang, dauerte 459 Tage und führte ihn durch 26 Länder.

Er wisse nicht, ob die Telefonverbindung halte, sagt Johannes Maria Schwarz. Um besser arbeiten zu können, hat sich der katholische Priester in eine Einsiedelei in den Cottischen Bergen im Piemont zurückgezogen.

Die Sehnsucht nach dem einfachen Leben, nach Stille waren es auch, die den Puchenauer vor dreieinhalb Jahren aufbrechen ließen – zu einer unkonventionelle Pilgerreise, die in einem Bergdorf in Liechtenstein, in dem er damals als Priester tätig war, seinen Ausgang nahm. Er ließ die schneebedeckten Alpen hinter sich, kämpfte sich durch den schlammigen slowakischen Waldboden, machte Bekanntschaft mit der Armut in der Karpatenukraine und mit rumänischen Hirtenhunden. Er rastete in georgischen Höhlenklöstern, ließ sich in kurdischen Wohnzimmern und mit jordanischen Bedouinen am Lagerfeuer nieder, staunte über die Sternenpracht der Negev, um nach 230 Tagen in Jerusalem anzukommen. Es war nicht das Ziel, es war die Halbzeit seiner Reise.

Eine Reise ins Innerste
Spontane Kurzzeitbegegnung mit „Aloysia“ auf dem 3876 Meter hohen Südgipfel des Argagat in Armenien Bild: privat

"Es wäre keine Katastrophe gewesen, wenn ich nie nach Jerusalem gekommen wäre, irgendwo aufgehört hätte." Nicht das Ziel war das Ziel, sagt er, sondern der Weg. Und so hat der 39-Jährige nicht die klassische Pilgerroute nach Jerusalem genommen, ist vielmehr durch Orte gegangen, die ihm persönlich wichtig waren, ist auf uralten christlichen Pfaden marschiert, auch wenn sie weit abseits lagen.

Bewegendes und Kurioses

Ein Weg, der gespickt war mit Herausforderungen, mit wunderschönen Begegnungen und bewegenden Erlebnissen wie jene zwei Beichten, die er unterwegs hörte. "Nur um diesen beiden Menschen mitten auf dem Weg die Lossprechung zu geben, wäre es schon wert gewesen, die 14.000 Kilometer zu gehen." Erst kürzlich hat Johannes Schwarz an eine andere Begegnung gedacht – jene mit einer isrealischen Soldatin, die er in der Wüste traf und die ihn, weil sie frei hatte, spontan zwei Tage begleitete. Ein Aufeinandertreffen der ganz anderen Art erfolgte in einem kleinen Dort in den Ukrainekarpaten. Neben den freundlichen Menschen, die ständig Essenseinladungen aussprachen ("Es war das einzige Land, in dem ich zugenommen habe"), bot man ihm als Mitfahrgelegenheit durch schwieriges Gelände einen Panzer an. "Letztendlich klingt es dramatischer als es war. Der Bürgermeister wollte einfach zeigen, dass er ein derartiges Fahrzeug besitzt. Es war ein Materialpanzer", so der 39-Jährige. Das Quietschen und Rattern des Gefährts, das lange, bevor es ins Sichtfeld rückte, zu hören war, wird er dennoch nicht so schnell vergessen. Wie vieles von dieser Reise.

Eine Reise ins Innerste
Johannes Maria Schwarz Bild: privat

Nach 13.969 Kilometern, 11.000 Fotos, neun Paar Schuhen – wohin hat der Weg den wanderfreudigen Kaplan geführt? Zunächst sei da die Rückbesinnung auf die Schönheit des einfachen Lebens, so Schwarz: "In einer Pfarrei ist der Tag mit vielen Aufgaben ausgefüllt. Beim Pilgern ist das Leben auf das Wesentliche reduziert: Essen, Schlafen, Gehen, Beten. Das ist alles, was du machst. Alles ist ein Stück weit roher, weil du den Komfort zurücklässt." Er hätte häufig das Gefühl gehabt, sich selber unter der Haut zu begegnen, mit den eigenen Stärken, aber auch Schwächen noch intensiver konfrontiert zu werden, so der Puchenauer: "Es war eine Reise ins Innerste – wo Gott in der Seele ist, wo vieles wegfällt, das ansonsten verdeckt wird."

Vortrag beim Diafestival

Die Telefonverbindung hat gehalten. Das einfache Leben mit wenig Komfort inmitten der italienischen Bergwelt verlässt Johannes Schwarz erst kommende Woche wieder, wenn er zum "Kalkalpen Diafestival" nach Steyr aufbricht, um dort von seiner unkonventionellen Pilgerreise zu berichten.

 

Zur Person

Name: Johannes M. Schwarz, 1978 in Puchenau geboren
Beruf: Priester
Internet: www.4kmh.com
Vortrag: 18. November im Stadttheater Steyr (20 Uhr) anlässlich des Kalkalpen Diafestivals (www.kalkalpendiafestival.at)
Das Tagebuch des Johannes M. Schwarz über seine Pilgerreise ist als Buch, E-Book und DVD erhältlich: Johannes M. Schwarz: Tagebuch eines Jersualem-Pilgers, Band 1 und 2, 17,90 bzw. 16,90 Euro, 464 bzw. 384 Seiten

 

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