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Der Schatz von Istrien

Von Clemens Thaler, 09. Juni 2018, 00:04 Uhr
Der Schatz von Istrien
Schönes Fotomotiv: der Hafen und die Altstadt von Novigrad. Hier treffen sich Flaneure, Yacht-Touristen und einheimische Fischer. Bild: Thaler

Trüffel, das beste Olivenöl der Welt und Fisch vom Feinsten: Kaum wo auf der Welt lässt sich das Leben kulinarisch so genießen wie in Istrien. Eine Spurensuche zwischen Olivenbäumen, Meer und Weinreben in Novigrad.

Wer vor zehn Jahren nach Novigrad kam und sieht, wie sich die kleine Stadt an der kroatischen Küste Istriens heute herausgeputzt hat, der wird kein großer EU-Skeptiker mehr werden können. Boutique Hotels, neue Restaurants, die Altstadt ist quasi generalüberholt und strahlt. Cittanova, so der italienische Name der 4345-Einwohner-Stadt, hat sich neu erfunden und dabei den alten Kern (plus K&K-Charme) bewahrt: Fußgänger mit sehr hoher Österreich-Dichte schlendern den pittoresken Hafen entlang, Fischer kommen mit ihren alten Kähnen und dem Tagesfang zurück und die Sonne färbt das Meer dunkelrot: Kitschig und schön.

"Sie können auch mit Euro bezahlen, kein Problem!", sagt der kroatische Ladenbesitzer in perfektem Deutsch. Eines wissen die Istrianer, die zuhause oft italienisch sprechen, in dieser Ecke der Welt ganz genau: Es ist unkomplizierter, wenn man das Leben genießt. Granteln bringt nichts. Neben Schwimmen, Strandliegen und Tennisspielen (die Anzahl und Dichte an Tennisplätzen ist unglaublich und natürlich auch den deutsch-österreichischen Urlaubern geschuldet), ist das in erster Linie eine Frage des Geschmacks. Kaum wo auf der Welt lässt sich das Leben kulinarisch so auskosten wie in Istrien: Trüffel, das beste Olivenöl der Welt und Fisch vom Feinsten. Die Voraussetzungen und klimatischen Bedingungen sind hier am Mittelmeer (nördliche Adria) ideal, das wussten schon die alten Römer. Dass Istrien für Trüffel bekannt ist, weiß heute fast jedes Kind – und sie dürfen auch bei keinem wirklich guten Abendessen fehlen. "Das war Thunfisch-Tartar und jetzt kommen Crevetten mit schwarzem Trüffel und Topfen", sagt Sergio Jugovac, Wirt des Konoba Cok in Novigrad, ein ausgewiesener ÖsterreichFreund und Mitglied in einem Salzburger Radclub. Er freut sich darüber, dass nicht nur in Küche und Tourismus auf Qualität und heimische Produkte gesetzt wird. Klar, dass der Wein da ein Malvasier ist – autochthon, die Rebsorte Istriens.

Ein Cuveé und Gmunden

Wer etwas über Wein wissen will, der fragt am besten Antonella Kozlovic. Sie führt gemeinsam mit ihrem Mann in vierter Generation das Weingut Kozlovic in Buje. Von Novigrad aus in 25 Minuten zu erreichen. Die Straße schlängelt sich toskanisch die Hügel hinauf bis ins Valle-Tal, oben thront die Burg ("Castello Rotta") darunter 30 Hektar Weinreben. Es ist einer der Pionierbetriebe der neuen Qualitätsoffensive der istrischen Winzer, mit spektakulärer Architektur: Glas, Holz, Wein – modern. Auf dem Parkplatz davor stehen viele Autos mit Kennzeichen aus Wien oder Graz, heute gesellt sich noch eine amerikanische Mädchen-Polterrunde dazu. "Das haben wir jetzt öfter", sagt Antonella und lacht. Bekannt ist das Weingut vor allem wegen zweier autochthoner Rebsorten: Malvasier und Muskat Momjan. Für die Spitzenköche der Jeunes Restaurateurs wird exklusiv eine Special-Edition des Malvasier der Toplage Santa Lucia abgefüllt. Test, – ja die haben einen guten Geschmack.

"Hier im Valle-Tal kühlt es in der Nacht mehr ab und es ist feuchter. Das ist ein Vorteil für die Trauben und den Wein", sagt Antonella, die zuhause italienisch spricht. "Das ist bei vielen so und hat natürlich historische Gründe." Die Mehrsprachigkeit in Istrien zwischen Italien, Slowenien und Kroatien sieht sie als großen Vorteil, den sie auch ihren Kindern weiter gab. Sie sind dabei in der nächsten Generation zu übernehmen und wissen: Wein ist harte Arbeit. Im Frühjahr werden die Reben geschnitten und jetzt mit einem ausgeklügelten Wassersystem bewässert – die große Ernte ist dann im Frühherbst. "Jetzt Ende August, früher war das nie vor September". Bis zu 30 Mitarbeiter sind dann im Weingut beschäftigt. Im modernen Weinkeller lagern die guten Tropfen in Edelstahlbehältern. Neu in diesem Jahr ist der Rotweincuveé Santa Lucia, "den musst du probieren." Sehr gut. Exportiert wird vom Weingut Kozlovic in die ganze Welt. 30 Prozent macht der Export aus. Auch Antonella schaut sich gerne in der Welt um. "Vor kurzem war ich in Gmunden, da bin ich am Traunsee gelaufen. Wunderschön.

Der Schatz von Istrien
l Die Altstadt von Vodnjan Bild: Thaler

Vom Wein zum Öl

Neben Trüffel und Wein ist Olivenöl mittlerweile das Aushängeschild Istriens. Behördlich und international zertifiziert gibt es hier das "beste Olivenöl der Welt". Warum das so ist, kann Silvano Puhar von der Olivenöl-Manufaktur Brist in Vodnjan erklären. Und sein irischer Schwiegersohn Paul, eigentlich Architekt. "Die Luftfeuchtigkeit ist ideal, dazu kommt der Nordwind." 2000 Olivenbäume hat die Familie Puhar auf ihrem Land gepflanzt. Auf sieben Hektar, jeder Baum GPS-vermessen. "Das ist einzigartig, glaub ich", sagt Paul und lacht. Der perfekte Abstand zwischen den Bäumen sei sechs Meter, so hätten bereits die Römer ihre Olivenbäume gepflanzt. Die Bäume werden 5 Grad gegen Norden gesetzt, "denn der Nordwind richtet sie dann automatisch auf."

Alte, kranke Bäume werden bei den Puhars gepflegt und nicht umgeschnitten wie bei Massenproduktionen in Spanien. Geerntet wird im Oktober – natürlich per Hand. "Wenn es gut läuft, kommen ca. 8000 Liter Olivenöl heraus". Das man diesen Unterschied schmeckt und dass ein 30 Jahre alter Olivenbaum seinen eigenen, alten Charakter hat, lernt man bei einer Tour in den Olivenhainen. Verkostet wird das Öl dann im Shop in Vodnjan – wie Wein, nur in kleinen Stamperln. Man erkennt die Milde ("St. Margherita") oder schärfere Note ("Delicato", für Fischgerichte). "Das mögen die Italiener." Eines ist jedenfalls sicher: Schlecht ist hier kein Öl. Prost! Am Rückweg nach Novigrad muss man unbedingt in der Konoba Buscina in Umag Station machen. Völlig unscheinbar, mitten im Nirgendwo taucht plötzlich das, kleine, charmante Lokal auf, das zurecht regelmäßig in Gastronomieführern als Geheimtipp angeführt wird. Heute gibt es Trüffel, Scampi und gegrillten Fisch. Vom Essen verstehen sie hier in Istrien was. Keine Frage.

Eines der schönsten Dinge auf der Halbinsels bleibt das Meer und Baden, besonders mit Kindern. Wer lieber etwas für die Bildung tun will, dem sei ein kulturhistorischer Abstecher in die UNESCO-Weltkulturerbestadt Porec empfohlen. Ansonsten: Leben genießen!, alte irisch-istrische Weisheit.

Info und Service

 

  • Istrien: Mit einer Fläche von etwa 3500 km² ist Istrien die größte Halbinsel an der nördlichen Adria zwischen dem Golf von Triest und der Kvarner-Bucht vor Rijeka. Der weitaus größte Teil Istriens gehört zu Kroatien, ein Teil des Nordens zu Slowenien und ein kleiner Landstrich um die Ortschaft Muggia zu Italien.
  • Hotel Villa Cittar: Das Boutique Hotel liegt sehr günstig mitten in der Altstadt Novigrads und in der Nähe des Hafens. Schöne Zimmer, etwas für Genießer. http://cittar.hr/villa/de
  • Wer mit Kindern oder lieber sportlich unterwegs ist, für den ist das Vier-Sterne-Hotel Aminess Maestral ein Tipp. www.aminess.com/de/aminess-maestral-hotel
  • Tourismus: Alle Informationen für einen schönen Urlaub in Istrien finden Sie im Internet unter www.istra.hr. Wer sich schon zuhause informieren möchte, es gibt Istrien-Magazine: www.istrienmagazin.at
  • Weingut Kozlovic Vale 78, in 52460 Buje www.kozlovic.hr
  • Olivenölmanufaktur Brist, Trgovavaca ul. 40, 52215 Vodnjan, brist-olive.hr
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