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Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten

Von Roswitha Fitzinger, 24. April 2017, 00:04 Uhr
Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
KKL – das Konzert- und Kongresszentrum, moderne Architektur, umgeben von historischen Bauten am Ufer des Vierwaldstättersees. Die Glasfassade und die Aluminiumplatten des weit in Richtung See ragenden Daches spiegeln das Wasser. Bild: rofi

Vom Wasser geprägt, von Bergen und Türmen umgeben, die Häuserfassaden wunderschön bemalt – Sehenswürdiges gibt es in Luzern massenhaft.

Beatrice, Oliver, Markus, Doris haben im Bruchquartier von Luzern ihre beruflichen Zelte aufgeschlagen. Jeder von ihnen hat dort seinen eigenen kleinen Laden, bunt, individuell und mit Leidenschaft geführt. Oliver hat zwei Passionen: Musik und Wein oder "Vine & Vinyl", wie sein Geschäft heißt. Neue Schallplatten in Kombination mit neuen, etwas in Vergessenheit geratenen Weinen stehen in seinen Regalen und wandern über den Ladentisch. Im Raum nebenan arbeitet Beatrice, verpasst alten Sachen einen neuen Anstrich. Schöne Dinge für die eigenen vier Wände, Möbel, Textilien, alles ist Vintage im "Beatrice", alles im so genannten Shabby-Chic-Style. Den Traum vom eigenen Lokal lebt auch Doris, einige Häuser weiter. Sie mag es bunt und süß. Genauso sind auch ihre Cupcakes – außerdem köstlich, allesamt selbst gemacht, einige Törtchen auch vegan, darüber hinaus aus biologischen und regionalen Zutaten. Nie ohne meine Hosenträger, ist das Motto von Markus. Weil er nie wirklich schöne Modelle fand, begannen er und seine Frau Anna, eine Schneidermeisterin, in der Wohnung selber welche zu nähen. Mittlerweile werden in dem Nähatelier von drei Schneiderinnen 43 verschiedene Modelle gefertigt, aus elastischen Bändern oder Stoff, mit Lederlaschen oder Klemmen.

Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Rathaussteg mit Blick auf die historischen Altstadt-Häuser Bild: rofi
Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Fassadenmalerei: An die 200 Häuserfassaden in der Stadt sind kunstvoll verziert, einst auch ein Zeichen für Reichtum. Bild: rofi

Nichts erinnert hier in der Bruchstraße im Bruchquartier mehr daran, dass sich 60 Jahre lang immer dienstags die Viehhändler des Kantons trafen. Bis zu 200 Tiere wechselten dann die Besitzer, Dreck und Gestank inklusive. Namensgeber des Viertels ist allerdings ein ehemaliger Steinbruch, einer von vielen in der Stadt. Noch heute bezeugen viele Straßennamen den einstigen (Sand-)Stein-Reichtum. Ohne ihn gebe es keine Stadtmauer, und auch eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Luzerns, das Löwendenkmal von 1821, befindet sich in einem ehemaligen Steinbruch.

Serienweise Wahrzeichen

Steinerne Gestalten der Vergangenheit sind auch die neun Museggtürme, Teil einer einstigen Stadtbefestigung. In der Nacht stimmungsvoll beleuchtet, hat jeder seine eigene Geschichte. Der zentralste und bekannteste ist der achteckige Wasserturm. Wenn im April die Alpensegler aus ihren Winterquartieren in Afrika zurückkehren, bauen sie in seinem Dachraum ihre Nester und dann ist der Frühling da, heißt es in Luzern. Um 1300 erbaut, diente er wechselweise als Wachturm, Stadtarchiv, Schatzkammer, Kerker und Folterkammer. Heute ist er eines der meistfotografierten Wahrzeichen der Stadt, so wie die Kapellbrücke selbst, in deren Mitte er steht. Als älteste noch erhaltene mittelalterliche Holzbrücke Europas strotzt auch dieses Bauwerk mit seinen 110 dreieckigen Bildtafel im Inneren vor Geschichte. Dem nicht genug, hat Luzern mit der Spreuerbrücke ein zweites, nicht minder schönes Bauwerk dieser Art. Beide führen sie über die Reuss, trennen die Neustadt von der Altstadt am rechten Flussufer, die die Luzerner Großstadt nennen. An beiden Uferseiten gibt es dienstags und samstags kein Durchkommen. Die Luzerner erledigen dann ihre Wocheneinkäufe. Boten früher die Bauern der Region ausschließlich Obst und Gemüse feil, findet man nun alles was das kulinarische Herz begehrt – von der Belper Knolle, einer der außergewöhnlichsten Käsesorten der Schweiz, bis zu den unterschiedlichsten Strudelvariationen. An manchen Käseständen soll der Andrang gar so groß sein, dass Nummern ausgegeben werden. Wer seinen Einkauf erledigt hat, gönnt sich in einem der Cafés an der Unteren Egg einen Espresso oder genießt direkt am gepflasterten Ufer die Sonne.

Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Weltberümt: die Kapellbrücke mit dem Wasserturm; einer von neun Türmen, drei sind öffentlich zugänglich Bild: rofi
Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Bildertafeln: in Spreuer- und Kapellbrücke Bild: rofi

Sonnenbaden auf dem Wasser

Egal, wo man sich bewegt, stets hinterlässt die Stadt einen herausgeputzten Eindruck. "In Luzern ist alles rüüdig" (schön), heißt es nicht umsonst, auch wenn dem Begriff eigentlich etwas Negatives, weil von räudig kommend, anhaften soll. Ohne jegliche Einschränkung schön sind hier auch die Häuserfassaden, die nicht bloß in irgendeiner Farbe erstrahlen. Kunstvolle Malereien schmücken mehr als 200 von ihnen, als Ausdruck von Reichtum und als sichtbares Zeichen ihres früheren Bestimmungszwecks, etwa als Zunfthäuser.

Der Wettergott meint es gut. Die Sonne wärmt die noch frühlingshaft kühle Luft an Deck der St. Gotthard, einem Ausflugsschiff, das immer sonntags zu einer Rundfahrt auf dem Vierwaldstättersee aufbricht, und schafft perfekte Bedingungen für ein morgendliches Sonnenbad. Man kann nicht anders, als das Gesicht ihren Strahlen entgegen zu strecken, auch wenn das Glitzern an der Wasseroberfläche die Augen blendet. Noch ziehen vereinzelt feine Dunstschleier über den See, machen die Kulisse perfekt. Das Bergpanorma dahinter erhebt sie zum Kitsch. Sonntagsidylle auf dem Vierwaldstättersee – fast vergessen ist das angerichtete Buffet im Schiffsinneren. Es muss noch warten.

Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Der verzweigte Vierwaldstättersee Bild: rofi

Keine Frage, Wasser prägt die Stadt in der Mitte der Schweiz. Wer den Bahnhof verlässt, die Straße quert, kann auch schon einsteigen auf eines der vielen Schiffe und aufbrechen zu einer der zahlreichen Rundfahrten. Bis nach Beckenried geht die zweieinhalbstündige Fahrt beim Sonntagsbrunch. Aus- und eingestiegen wird in der Nähe des KKL. Hinter der nach einem Einkaufscenter klingenden Abkürzung verbirgt sich das Kunst- und Kulturzentrum. Der imposante Bau mit seiner grünen Glasfront, der herausragenden Dachgeraden aus Aluminium und den Wasserkanälen, die bis ins Innere führen, ist alljährlich der Mittelpunkt des international bedeutenden Luzern Musik-Festivals. Das Osterfestival ist vorüber, mit dem Sommerfestival von 11. August bis 10. September steht die nächste Großveranstaltungsreihe bereits fest: vier Wochen mit mehr als 100 Konzerten und einem Motto das "Identität" lautet. Mittendrin eine Österreicherin als Festivalleiterin. 2004 kam Gabi Marker nach Luzern, um einen Monat zu bleiben, inzwischen sind es 13 Jahre. Der Festival-Kalender der Stadt ist umfangreich. Nicht nur Klassik findet darin Platz, auch Blues und Jazz sind fixe Größen.

Schau aktueller Comic-Kunst

Alljährlich in Luzern zu Gast sind auch Comic-Künstler aus aller Welt. Immer im April begeistern sie mit ihren gezeichneten Geschichten die Stadt, zeigen ein anderes Gesicht. Da kann im Foyer der Fünf-Sterne-Herberge Schweizerhof während der Festivalzeit einem Comic-Künstler beim Zeichnen über die Schulter geschaut werden. Neun Haupt- und mehr als 50 Satelliten-Ausstellungen, in denen die Künstler ihre Werke in Cafés, Geschäften, Hotels zeigen, sind über das gesamte Stadtgebiet verstreut. Dazu gibt es einen Markt, auf dem die Künstler ihre Werke verkaufen können, und einen Comic-Wettbewerb. Mit ihm hat vor 26 Jahren alles begonnen. Mittlerweile gehen 1000 Einsendungen von Teilnehmern aus mehr als 50 Ländern und im Alter zwischen vier und 76 Jahren ein.

Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Comic-Kunst: seit 26 Jahren mit eigenem Festival Bild: rofi

Vom See auf den Berg

Am besten erkundet Luzern, wer sich zu Fuß auf den Weg macht. Doch auch die Umgebung, vor allem die höhere, sollte nicht links liegen gelassen werden. "Wer nicht auf dem Pilatus war, war nicht in Luzern", heißt es etwa. Der Weg auf den 2132 Meter hohen Hausberg kann ab Kriens in gut fünf Stunden erwandert werden. Als Alternative gibt es die steilste Zahnradbahn der Welt oder andernorts eine Gondel samt anschließend eigens konstruierter Luftseilbahn mit Panoramablick.

Aber auch der Blick von oben kann sich sehen lassen. Grandios ist das Wort, das einem einfällt, wenn die Augen über die schneebedeckten Gipfel der Berner Alpen wandern, allesamt Drei- oder Viertausender. Die Wanderwege und -steige rund um den Pilatus sind noch nicht ganz schneefrei. Als Entschädigung nimmt ein Alphornbläser Aufstellung und entlockt dem langen Instrument ein "Amazing Grace" bevor er traditionellere Töne anschlägt.

Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Der Hausberg von oben: Wer auf dem Pilatus steht, genießt einen grandiosen Ausblick, entweder auf die Gipfel der Berner Alpen oder auf den verzweigten Vierwaldstättersee. Bild: rofi

Hier oben kann man übernachten (zwei Hotels), Workshops, Tagungen und Sitzungen abhalten, Muttertag feiern, auf Steinbock-Safari gehen oder einen Astronomieabend verbringen – "2132 Möglichkeiten über dem Meer" haben sich PR-Leute als Slogan für den Luzerner Hausberg ausgedacht. Ob es wirklich so viele sind, ist den Schweizern glatt zuzutrauen. Wenn nicht, gibt es in und um Luzern noch immer allerhand zu entdecken.

 

Alt- und Neustadt

Bruchquartier: Einst Steinbruch, dann Viehmarkt, heute angesagtes Viertel aufgrund seiner individuellen Lokale und Geschäfte – wie das Nähatelier von Markus, der Hosenträger mit Stil herstellt oder das Crazy Cup Cake Cafe

Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Markus stellt Hosenträger mit Stil her Bild: rofi
Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Das Crazy Cup Cake Cafe Bild: rofi

 

Luzerner Wochenmarkt: Zweimal wöchentlich werden beiderseits der Reuss regionale Produkte verkauft. Gab es früher nur Obst und Gemüse, findet man heute zahlreiche Spezialitäten wie Gitzi
(Ziegenfleisch) oder für jedes „Persönli ein Stückli“ – Apfelstrudel.

Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Am Luzerner Wochenmarkt Bild: rofi
Berg, Land, See und 2132 Möglichkeiten
Im Strudelhaus Bild: rofi

In und um Luzern: 385.000

Über Luzern: Die Stadt zählt 83.500 Einwohner und ist die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, liegt in der deutschsprachigen Zentralschweiz und am nördlichen Ende des Vierwaldstättersees.

Wechselkurs: 1 EUR = 1,0678 Schweizer Franken (CHF)

Swiss Travel Pass: In der Schweiz empfiehlt es sich, sich öffentlich fortzubewegen. Das Verkehrsnetz ist bestens ausgebaut. Mit dem Swiss Travel Pass etwa (3, 4, 8 oder 15 Tage) kann das gesamte Bahn-, Bus- und Schifffahrtsnetz der Schweiz benützt werden, auch Straßenbahnen, der Nahverkehr in 75 Städten sowie eine 50-prozentige Ermäßigung auf die meisten Bergbahnen und Gratiseintritt in mehr als 500 Museen sind im Preis inkludiert. Ein 3-Tages-Pass (2. Klasse) etwa kostet 216 CHF. www.mystsnet.com

Tell-Pass: gilt für die Region Luzern-Vierwaldstättersee für Fahrten mit Bahn, Bus, Schiff und zahlreichen Bergbahnen. Ein Zwei-Tages-Pass kostet 180 CHF, weiters erhältlich für drei, vier, fünf oder zehn Tage.

Wandergebiet: Die Umgebung von Luzern ist auch als Wandergebiet hervorragend erschlossen. Eines der beliebtesten Ausflugsziele ist die knapp 1800 Meter hohe Rigi mit einem 120 Kilometer langen Netz an Wanderwegen. Wer es bequemer mag, wählt vielleicht die „Klassische Rigi-Runde“, die in Luzern mit dem Schiff beginnt und dann mit der Zahnrad- und Panorama-Bahn auf den Gipfel führt.
Auch das 160 Kilometer lange Ufer des Vierwaldstättersees kann umwandert werden.

Tourismus: Haupteinnahmequelle der Stadt ist der Tourismus. Im Vorjahr verzeichnete man 385.000 Nächtigungen, in diesem Jahr soll die 400.000er-Marke geknackt werden. Vor allem bei asiatischen Touristen steht die Stadt derzeit hoch im Kurs, aber auch bei Österreichern wird sie immer beliebter, mit 30.000 Nächtigungen/Jahr.

Informationen: Schweiz Tourismus: erreichbar unter der kostenlosen Tel.-Nr. 00800 100 200 30, MySwitzerland.com, www.luzern.com/festival
www.pilatus.ch
www.rigi.ch

 

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