Asturien: Die grüne Küste Spaniens
Wer im Urlaub Abwechslung sucht, sollte in den Norden Spaniens, in die Region Asturien reisen. Thomas Streif hat sich die grüne Küste, die Berge, die lebendigen Städte und einen kleinen Teil des Jakobsweges genauer angesehen.
Wälder, grüne Hügel, Windräder und Anhöhen. Ganz plötzlich taucht der blaue Atlantik im Blickfeld auf. Schon beim Anflug auf den Flughafen Asturias, dem nördlichsten Flughafen Spaniens, bekommt man in wenigen Augenblicken einen Eindruck von der spanischen Region Asturien. Dem Urlauber eröffnen sich hier facettenreiche, wunderschöne Seiten Spaniens.
Nach einer halbstündigen Fahrt vom Flughafen erreicht man die größte Stadt Asturiens – Gijon. 280.000 Einwohner leben in der Metropole am Atlantik. Bis Anfang der 1990er Jahre war Gijon in erster Linie Industriestadt. Mittlerweile spielen der Tourismus und der Handel eine immer stärker werdende Rolle in der größten autonomen Region.
Die Strände der Stadt sind nicht nur bei den Gästen beliebt, Reiseführerin Liliana lässt uns wissen, dass die Einwohner Gijons das ganze Jahr über im Meer baden.
Die Schande von Gijon
Möglicherweise haben sie beim Namen Gijon nicht zuerst an den Atlantik oder an den schönen Hauptplatz der Stadt gedacht? Richtig, da war doch etwas. Wenn von der "Schande von Gijon" die Rede ist, dann erinnert man sich auch 35 Jahre danach noch an das Skandalspiel zwischen Österreich und Deutschland bei der Fußballweltmeisterschaft 1982. Beim Stand von 1:0 für Deutschland, der beiden Teams zum Aufstieg in die nächste Runde reichte, schoben die Nachbarn den Ball nur noch lustlos hin und her. Darauf angesprochen, beginnt Busfahrer Nacho laut zu lachen. Er war 1982 als Elfjähriger im Stadion. ",Que se besen, que se besen‘, haben die Zuschauer damals gerufen", erzählt der sympathische Spanier. Übersetzt heißt das "Küsst euch, küsst euch" und beinahe so intim agierten die beiden Mannschaften damals in Gijon.
Auf den Spuren der Pilger
Nach etwa 45 Minuten erreichen wir Llastres in der Gemeinde Colunga. Als wir den Aussichtspunkt "San Roque" ansteuern, zieht ein Gewitter auf. Wind, Regen, Donner tauchen das idyllische kleine Fischerstädtchen über der Küste in ein mystisches Licht.
Ribadesella mit der imposanten Meerespromenade ist ein idealer Ort, um vor einer Radfahrt entlang der Küste von Llanes Entspannung zu finden. Mit dem Fahrrad, zum Teil entlang des Jakobsweges, kann man sich auf die Spuren der Pilgerer heften. Die Aussicht auf grüne, steile Klippen und das blau-türkisfarbene Meer lassen einen die sportlichen Anstrengungen im Nu vergessen.
Meeresrauschen und Kuhglocken
Abkühlung findet man im kühlen Atlantik. Beobachtet nur von einigen Kühen, die auf den steilen, grünen Hängen ihr Dasein in freier Natur genießen. Das Rauschen des Meeres und der Klang der Kuhglocken machen auch Asturien aus.
Die beim Radeln verbrannten Kalorien sind am Nachmittag ganz schnell wieder auf den Hüften. Im Fischrestaurant El Bálamu in Llanes sitzt man im ersten Stock mit Blick auf den Fischerhafen. Eine Etage tiefer verkaufen die lokalen Fischer ihre Fänge an Gastronomen und Händler aus der Region. Shrimps, Seehecht, Seeteufel, frischer als in diesem Restaurant geht es nicht.
Vor den edlen Fischen kommen die beliebten "Croquetas de jamon" als Vorspeise auf den Tisch. Das Lokal ist um 15 Uhr bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Asturier lieben gemeinsames Essen, und das kann schon einmal drei Stunden und länger dauern. Am Abend wird selten vor 21 Uhr gespeist. Am Wochenende kann es auch zwei, drei Stunden später sein.
Die "Schweiz Spaniens"
Warum Reiseführerin Liliane zu Beginn des Trips sagte, dass Asturien auch die "Schweiz Spaniens" genannt werde, wird einem bei einem Besuch der Seen von Covadunga bewusst. Hier in den Bergen hört man fast ausschließlich den Klang der Kuhglocken.
Schon auf dem Weg auf 1200 Meter Höhe macht man mehrfach Bekanntschaft mit Kühen, Ziegen und Schafen, die auch seelenruhig auf der Straße herumschlendern.
Vor der Ankunft in Cangas de Onís mit der sehenswerten romanischen Brücke und der lebendigen Innenstadt, wird noch die Wallfahrtsstätte von Covadonga, das spirituelle Wahrzeichen der Asturier, besucht. Besonders beeindruckend ist dabei die in einem Felsvorsprung errichtete Grotte.
Oviedo, die Stadt mit Flair
"Oviedo ist wie eine Märchenfee", soll Woody Allen laut Reiseführerin Liliana vor einigen Jahren einmal über die Hauptstadt Asturiens gesagt haben. Auf dem Samstagsmarkt sind Tausende Menschen unterwegs. In der Markthalle deckt man sich mit fangfrischem Fisch, Gemüse oder Fleisch ein.
Die Sonne scheint auf den großen, schönen Plätzen der 220.000-Einwohner-Stadt. Man sitzt im Freien, genießt ein Glas Wein oder einen Café Bombón – das ist ein Espresso mit gezuckerter Kondensmilch – während Kinder Fußball spielen und eine Kapelle musizierend durch die Innenstadt zieht und die Ohren mit traditionellen asturischen Klängen erfreut.
Auch am Abend ist in Oviedo viel los. Man trifft sich in den zahlreichen Sidreriás und trinkt den traditionellen Apfelwein Sidra. Das Einschenken dieses mostähnlichen Getränks ist ein wahres Ritual und eine weitere Besonderheit der der Region Asturien.
Ehe es über Madrid wieder zurück nach Wien geht, gehen wir noch eine kurze Etappe des ursprünglichen Jakobsweges, des "Camino primitivo." Für große spirituelle Gedanken bleibt zu wenig Zeit, aber darüber, Asturien wieder besuchen zu wollen, wird man sich in den eineinhalb Stunden sehr wohl bewusst.
Essen und Trinken in Asturien
Sidra: Wohl kaum ein Produkt Asturiens ist so bekannt wie der Sidra, ein Apfelwein mit einem Alkoholgehalt von rund sechs Prozent. Ein Muss ist der Besuch einer „Sidrería“. Hier wird das Einschenken des Apfelweines regelrecht zelebriert. Der Wirt oder der Kellner hält in einer Hand die Flasche, in der anderen, so weit unten wie nur möglich, das Glas. Dann wird der Sidra aus rund einem Meter Höhe ins Glas geleert. Nasse Böden in den urigen Lokalen sind somit unvermeidbar.
Roter Drachenkopf: Der Speisefisch, der bis zu 50 Zentimeter lang werden kann, gilt in Asturien als absolute Spezialität. Besonders gut schmeckt er im Restaurante Gloria in Gijon.
Fabada: Der Eintopf mit den großen weißen Bohnen ist ein Nationalgericht der Asturier. Oft wird er mit Blutwurst und Chorizo (Paprikawurst) zubereitet.
Über Asturien
Im Fürstentum Asturien leben rund 1,1 Millionen Einwohner. Von der Gesamtfläche von 10.600 Quadratkilometer stehen mehr als 30 Prozent unter Naturschutz. 78 Gemeinden gibt es in der nördlichen spanischen Region. Hauptstadt ist Oviedo, weitere wichtige Metropolen Asturiens sind Gijón und Avilés.
Anreise: Direktflüge zum Flughafen Asturias in der Nähe der Hauptstadt Oviedo gibt es nicht. Von Wien aus besteht die Möglichkeit über Madrid nach Asturien zu fliegen.
Gleich fünf Höhlen mit Malereien aus der Jungsteinzeit wurden von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Dazu gehören die Höhlen Tito Bustillo (Ribadesella) oder Covaciella (Cabrales).
Sehenswert ist auch „San Miguel de Lillo“, die Kapelle (Foto oben) gehört ebenso zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Genügend Zeit sollte man sich für die Besichtigung Oviedos, der Hauptstadt Asturiens, nehmen. Auf den schönen Plätzen der Innenstadt versammeln sich vor allem beim Samstagsmarkt die Einheimischen.
Mehr zu Asturien unter www.spain.info oder unter www.turismoasturias.es
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Das wärs, für die Zeit nach dem Hackeln ...