Steyrs bekanntester Wissenschafter war auch als Maler talentiert
STEYR. Der bekannteste Wissenschafter Steyrs, Ferdinand Jakob Redtenbacher, war auch künstlerisch überaus begabt. Erst kürzlich wurden von Mitarbeitern der Redtenbacher-Gesellschaft Steyr hervorragende Aquarelle mit Bergpanoramen entdeckt.
Am 27. Juli 1809 in Steyr als Sohn eines Eisenwarenhändlers geboren, gilt Redtenbacher in Technikerkreisen als Begründer des technisch-wissenschaftlichen Maschinenbaues. In Steyr erinnert die Redtenbachergasse an sein Wirken, in Karlsruhe ein Denkmal. Hier war er ab 1841 als Professor für Mechanik und Maschinenlehre an der Großherzoglichen Badischen Polytechnischen Schule, ab 1857 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1863 sogar als Direktor tätig.
Der Steyrer war wegen seines anschaulichen und lebendigen Vortrages bei Studenten beliebt, wobei ihm sein Zeichentalent eine große Hilfe war. Er schaute "über den Tellerrand hinaus" und predigte seinen Schülern, den Einfluss und die Auswirkungen der Technik auf die Gesellschaft immer zu beachten. Zu seinen bekanntesten Schülern zählten der spätere Lokomotiv-Fabrikant Oscar Henschel, der Erfinder des von einem Verbrennungsmotor angetriebenen Dreirades, Carl Benz, der Mitschöpfer der Gaskraftmaschine Eugen Langen, Emil Skoda aus Böhmen und nicht zuletzt der Begründer der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (heute MAN), Heinrich Buz.
Die 2010 in Steyr gegründete Redtenbacher-Gesellschaft beschäftigt sich mit der industriellen Historie Steyrs. Ein Mitglied dieser Gruppe, HAK-Professorin Katharina Ulbrich, arbeitet schon seit Jahren an einer Biografie von Ferdinand Jakob Redtenbacher. Im Zug ihrer Recherchen entdeckte sie einen Hinweis über seine Malerei. Redtenbachers Tochter Marie hatte 1891 einige Rollen mit Gebirgspanoramen aus den Alpen an das OÖ. Landesmuseum übergeben. Der Linzer Alpenverein stellte die Bilder anlässlich seiner Jahreshauptversammlung 1891 in den Vereinsräumen aus, wo sie große Aufmerksamkeit und Anklang erregten.
Begnadeter Autodidakt
Eine Recherche an der Akademie der bildenden Künste in Wien ergab, dass Redtenbacher während seines Wien-Aufenthaltes neben seiner Technikerausbildung keine künstlerische Ausbildung genossen hatte, sondern ein begnadeter Autodidakt auf dem Gebiet der Malerei war. Diese Begabung spiegelte sich an den Lehrtafeln der Hörsäle wider, wie die Zeichnungen in den erhalten gebliebenen Mitschriften seiner Schüler bezeugen. In späteren Jahren hatte sich Redtenbacher auch der Ölmalerei zugewandt.