Die Jörgers schickten Briefe, Geld und Lebensmittel an Martin Luther
ATZBACH. Herrschaften vom ehemaligen Schloss Köppach waren glühende Anhänger der neuen Lehre.
Der evangelische Reformator Martin Luther, dessen Thesenanschlag sich heuer zum 500. Mal jährt, fand in der Familie Jörger Anhänger seiner neuen Lehre. Die unter anderem in Köppach ansässige Herrschaft schickte dem großen Reformator Lebensmittel und Geld nach Wittenberg. Das geht aus der jahrelangen Korrespondenz hervor.
Insgesamt 27 Briefe hat Luther an die Familie Jörger in Tollet und Köppach geschrieben, davon zehn nach Köppach, wo die Herrschaft ein Schloss besaß, das 1962 nach einem Hagelunwetter abgetragen wurde. Heute erinnert nur noch ein Mausoleum an das ehemalige geschichtsträchtige Gebäude.
Am 1. Jänner 1533 schickt Luther seinen ersten Brief direkt nach Köppach, wie der Vöcklabrucker Historiker und verstorbene Stadtpfarrer Franz Leitner 1984 in einem Artikel über "Luthers Briefe an den Bezirk Vöcklabruck" schreibt. Adressatin war Dorothea Jörger, die nach dem Tod ihres Mannes Wolfgang (bis 1521 Landeshauptmann) die Besitzerin des Schlosses Köppach war. Die Gönnerin schickte ihm 500 Gulden. Ihre Spende sei wohl angelegt und habe "vielen Armen geholfen" – nicht zuletzt war es armen Studenten "Labsal und Erquickung".
Einige Originale der Luther-Briefe sind in Archiven erhalten geblieben. "Sie geben einen guten Einblick in die Zeitsituation von damals und zeigen sehr konkret die menschliche Seite Luthers", schreibt Leitner. So bittet er nicht nur immer wieder um die Gebete aus Köppach, sondern jammert über seine Armut. Sie zeugen von seinen Sorgen, Krankheiten und Freuden und geben auch Aufschluss über sein Leben als Familienvater.
Der Atzbacher Heimatforscher Fritz Strohbach berichtet davon, dass die Jörger auch 1599 die Pfarre Atzbach mit dem Prädikanten Joachim Müller aus Steyr besetzten. "Es war dies eine reine Eigenmächtigkeit des Jörgers." Denn das Patronat über die Pfarrkirche hatten seit jeher die Bischöfe von Passau. Dazu passt, dass heuer bei der Innenrenovierung der Pfarrkirche 15 Zentimeter unter dem Boden des Presbyteriums die Gruft von Wolfgang Jörger V. entdeckt wurde. Dies war in Atzbach über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten.