Cyrano, Lumpazi und Robin Hood im Mühlviertel
MÜHLVIERTEL. Amateurtheater: Das Mühlviertel ist im Sommer vielerorts eine Freiluftbühne – hunderte Laiendarsteller hoffen daher auf gutes Wetter.
Freiluft, Stadl, Ruinen beziehungsweise überhaupt ein ganzer Ort: Das Mühlviertel verwandelt sich heuer zu einer riesigen Theaterbühne, auf der Klassiker von Nestroy, Sagen wie jene von Robin Hood und historische Stücke aus der Region wie in Schönau und Putzleinsdorf, wo mehr als 300 Menschen aus der 1600-Seelen-Gemeinde auf den Beinen sind, aufgeführt werden.
"Diese besonderen Kulissen machen auch das Sommertheater aus", sagt Gerhard Koller, Obmann des Amateurtheaters Oberösterreich. "Es können Stücke aufgeführt werden, die auf einer normalen Bühne schwer umzusetzen sind. Es können mehr Darsteller mitspielen, und das stärkt wiederum die Gemeinschaft innerhalb der Gruppe."
Die Bedeutung der Laienbühnen als kulturelle Nahversorger kann Koller gar nicht stark genug betonen: "In jedem zweiten Ort gibt es eine Gruppe. Zigtausende Besucher kommen zu den Aufführungen in ganz Oberösterreich. Davon profitiert die lokale Wirtschaft ebenso wie die Gruppen und jeder Einzelne." Und: Vom Bühnenbildner über die Maske bis zum Darsteller – jeder setzt sich mit der Zeit, in der sein Stück spielt, auseinander.
Ergänzung zu den Profis
"Freilich geht es auch um den Spaß, aber bei den Gruppen geht es sehr ernsthaft zu, die Qualität in Oberösterreich ist hoch. Jede Gruppe hat den Anspruch, dass dabei etwas Gutes herauskommt", sagt Koller.
Es sind vor allem die Unverfälschtheit und das Herzblut, mit der jede Gruppe an einem Projekt arbeitet, was Koller, der heuer in Altenberg Regie führt, am Amateurtheater fasziniert. "Was nicht heißt, dass das bei den Profis nicht der Fall ist." Denn eines will Gerhard Koller auf keinen Fall: den Eindruck erwecken, dass das Amateurtheater in Konkurrenz zu den Profis steht. "Wir verstehen uns als Ergänzung."
Für Einsteiger: "Alles Theater" heißt ein Seminar des Amateurtheaterverbandes, das sich speziell an Einsteiger richtet. Infos unter: ooe-theaterverband.com
Burg Reichenstein: Robin Hood
Die Theatergruppe Tragwein verwandelt diesen Sommer die Burg Reichenstein in den Wald von Sherwood Forest, wo Robin Hood gegen die Machenschaften von Prinz John von England kämpft. Nach vier Jahren inszeniert die Theatergruppe Tragwein wieder auf der Burg in Reichenstein – diesmal unter der Regie von Daniela Wagner.
Premiere: 2. Juni; Termine: theatergruppe-tragwein.at
Aiserbühne Schwertberg: Der Verschwender
Ein Stück über Reichtum, Verschwendung und Großherzigkeit, bei der Flotwell all diese Erfahrungen durchmacht. Gespielt wird auf der beeindruckenden Aiserbühne.
Premiere: 2. Juni; Termine: aiserbuehne.at
Mimusbühne Waldhausen: Der Weibsteufel
Zum Hochzeitstag kauft ein Schmuggler mit dem ergaunerten Geld für seine Frau ein Haus. Doch dann taucht ein junger, ehrgeiziger Grenzjäger auf. Er soll sich an die Frau heranmachen, um dem Schmuggler das Handwerk zu legen ... Gespielt wird im Stadl des Gasthofs Reutner am Schlossberg.
Noch bis: 9. Juni; Termine: mimusbuehne.at
Theatergruppe Alberndorf: Der Meineidbauer
Mit einem Meineid erlangt der Kreuzwegbauer den Hof seines Bruders, vertreibt die Erbin samt Kindern und stürzt sie in Not und Elend. Mit Frömmelei versucht der Bauer sein Gewissen zu beruhigen. Er zwingt seinen Sohn zum Theologiestudium und erhofft sich damit Vergebung. Doch eines Tages kommen die alten Sünden wieder ans Tageslicht. Gespielt wird im Hammer-Stadl.
Premiere: 22. Juni; Termine: theater-alberndorf.at
Bruckmühle Pregarten: Lumpazi
Zum zweiten Mal finden unter der Regie von Georg Mittendrein heuer die Pregartener Aistfestspiele statt – ein Zusammenspiel von fünf Theatergruppen aus der Region Pregarten. Gespielt wird eine von Mittendrein adaptierte Version von Nestroys "Lumpazi". Die Glücksfee Fortuna wettet, dass sie dem bösen Geist Lumpazi drei seiner verlotterten Gesellen – Zwirn, Knieriem und Leim – entreißen und bekehren könne.
Premiere: 23. Juni; weitere Termine: bruckmuehle.at
Theatergruppe Altenberg: Der Bockerer
Im Katzjaga-Stadl nahe Altenberg wird heuer nach 20 Jahren wieder die Posse vom Fleischhauer Karl Bockerer erzählt. Grundsätzlich unpolitisch, steht dieser den Ereignissen und dem ihm absurd erscheinenden Führerkult verständnislos gegenüber. Als Ochs vorm Berg, naiv – aber zutiefst menschlich – schätzt er sein "Glaserl" beim Heurigen und eine gute Tarockpartie mit seinem jüdischen Freund Dr. Rosenblatt. Auch die turbulenten Ereignisse, in die er sich verstrickt, tun seinem Schmäh dabei keinen Abbruch. Da kann ein herzliches Lachen schon mal im Hals stecken bleiben.
Premiere: 30. Juni; Termine: kultur.altenberg.at
Burgfestspiele Reichenau: Cyrano de Bergerac
Regisseur Anatoli Gluchov inszeniert das Liebesdrama "Cyrano de Bergerac". Cyrano, der sich ob seiner Nase nicht traut, seiner Angebeteten Roxane seine Liebe zu gestehen, leiht sein dichterisches Talent seinem Kameraden – der ebenfalls in Roxane verliebt ist.
Als Kinderstück wird Hans Christian Andersens "Des Kaisers neue Kleider" aufgeführt. Ein Stück über die Welt der Eitelkeiten, des Scheins und der Betrüger. Kindgerecht in Szene gesetzt von Andrea Schnitt.
Premiere: 13. Juli (Cyrano) beziehungsweise 18. Juli (Des Kaisers neue Kleider); Termine: burgfestspiele.at
Kulturhof Perg: Dinner für Spinner
Auch wenn hier keine Laien spielen, das Theater im Stadl beim Schloss Auhof soll erwähnt sein: Freunde treffen sich regelmäßig zum Abendessen. Zur Unterhaltung bringt jeder einen "Spinner" mit. Der mit dem unterhaltsamsten Außenseiter gewinnt.
Premiere: 19. Juli; Termine: kulturhof-perg.at
Kultur am Pienkenhof, Kefermarkt: Williams Traum
William Shakespeare hadert – mit dem Leben und der Liebe. Doch dann passiert etwas Wunderbares: In einem Sommernachtstraum begegnen ihm Puck und das Feenvolk und inspirieren ihn dazu, eines seiner berühmtesten Stücke zu schreiben. Geträumt wird im Pienkenhof bei Kefermarkt.
Premiere: 21. Juli; Termine: pienkenhof.at
MusikTheater in Putzleinsdorf: Die Leinenhändler-Saga
Ein ganzer Ort wird Bühne ... und das ist nicht untertrieben: Knapp 300 Menschen sind bei der Uraufführung des Stücks "Die Leinenhändler-Saga" in Putzleinsdorf dabei. Das Musiktheaterstück spielt Ende des 19. Jahrhunderts und greift historische Begebenheiten des Ortes, aber auch wirtschaftliche Veränderungen auf. Gespielt wird an zwei Schauplätzen.
Premiere: 22. Juli; Termine: leinenhändlersaga.at
Grenzlandbühne Leopoldschlag: Jacobowsky und der Oberst
Heuer wird die Turnhalle der Schule ins Frankreich des Jahres 1940 verwandelt. Für den polnischen Juden Jacobowsky ist es an der Zeit, zu fliehen. Mit seinem Landsmann Oberst Stjerbinsky, der eine geheime Mission hat und zudem keine Juden mag, verlässt er Frankreich ...
Premiere: 29. Juli; Termine: grenzlandbuehne.at
Theater Schönau: Der Eierhändler
Nach den tragischen Verlusten durch den Ersten Weltkrieg und der darauffolgenden Spanischen Grippe herrscht endlich Aufbruchstimmung in Schönau – und das soll gefeiert werden. Doch dabei geschieht ein Unglück. Ein Stück Ortsgeschichte vor der beeindruckenden Kulisse der Ruine Prandegg.
Premiere: 4. August; Termine: theaterschoenau.at
Cyrano de Bergerac und Lumpazivagabundus sind auch dem Kürzungsvirus zum Opfer gefallen