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Als ein Stacheldraht aus Freunden Fremde machte

Von (polzer), 10. August 2017, 03:26 Uhr
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Eine Gruppe Tschechen posiert um 1960 für ein Foto. Hinter dem Stacheldraht baden Kinder in Österreich.    Bild: Friesenecker

WINIDHAAG BEI FREISTADT. Kein anderer Ort an der südböhmisch-oberösterreichischen Grenze spiegelt die gemeinsame Geschichte mehr wider als Cetviny/Zettwing (CZ) an der Maltsch.

Sechs politische Systeme drückten im 20. Jahrhundert dem einst blühenden Markt mit 120 Häusern ihren Stempel auf. Diesen Samstag und Sonntag bieten zwei Veranstaltungen Gelegenheit, den Erinnerungsort zu besuchen.

Das Zukunftsforum Freiwald koordiniert aktuell in einem tschechisch-deutsch-österreichischen Gemeinschaftsprojekt die Beseitigung der Nässeschäden in der gotischen Maria-Geburt-Kirche mit ihren 600 Jahre alten Fresken. Gleichzeitig wird die wechselhafte Geschichte in einem Forschungsprojekt aufgearbeitet: Fast 400 Jahre bildete in der Monarchie die Maltsch lediglich eine Verwaltungsgrenze zwischen Böhmen und Österreich. Die Menschen heirateten „herüber und hinüber“.

Nach 1918 verhandelte man die Staatsgrenze. Die wirtschaftliche Situation entwickelte sich ab 1918 in Südböhmen stabiler als im Mühlviertel, Zettwing wurde zu einem beliebten Ausflugsziel und auch der Schmuggel blühte auf.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich intensivierte sich die Nazi-Hetze gegen die damalige Tschechoslowakei. Im September 1938 entführten das sudetendeutsche Freikorps und die SA 29 tschechische Grenzbeamte samt Frauen und Kindern von Zettwing nach Salzburg. Feuergefechte an der Maltsch forderten Verletzte und Tote. Am 10. Mai 1945 kam die Rote Armee nach Zettwing und die bisher deutsche Gemeindeverwaltung wurde den tschechischen Behörden übergeben. Der provisorische Bürgermeister Josef Chyle schützte jedoch die deutschsprachige Bevölkerung vor Übergriffen und etwa ein Drittel konnte zu Verwandten in das benachbarte Mühlviertel flüchten. 1946 wurden schließlich die zu staatenlos gewordenen Deutschen ausgewiesen und 1951 erfolgte die Erklärung zur „Verbotenen Grenzzone“. 1955/56 wurden die 120 Häuser dem Erdboden gleich gemacht. Ein Sprengversuch der Kirche endete für den Sprengmeister tödlich. 50 Grenzsoldaten kontrollierten den „Eisernen Vorhang“, 14 Flüchtende wurden erschossen.

Nach der „Wende“ 1989 schockierte die als Stall und Wachturm zweckentfremdete Zettwinger Kirchenruine. Diese konnte dann 2003 auch mit Unterstützung des Landes Oberösterreich restauriert werden. Betreut wird die Zettwinger Kirche seither vom Zukunftsforum Freiwald und einer Plattform der umliegenden Gemeinden. Ziel der grenzüberschreitenden Aktivitäten ist neben der Erhaltung der Bausubstanz auch die Reflexion der gemeinsamen Vergangenheit. „Gerade das Geschehen um Zettwing ist so spannend und vor allem lehrreich für das Heute“, sagt Freiwald-Obmann Hubert Roiß. 
 

Fest in Cetviny

12. August: Festgottesdienst, Kirchenchor Grünbach bei Freistadt (14 Uhr)
13. August: Gemeinsames Singen bei Familie Talir in Cetviny (14.30 Uhr). Zufahrt über Leopoldschlag / Hammern – Holzbrücke Lexmühle – 300 m Fußweg. Reisepass!

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3  Kommentare
3  Kommentare
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jago (57.723 Kommentare)
am 12.08.2017 11:47

Dass die doofen Patrioten in Österreich nichts von den doofen Patrioten aus CZ lernen, ist die große Schande traurig

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Harbachoed-Kater (4.909 Kommentare)
am 10.08.2017 20:56

+
Grenzturm?
Du meinst, nach der Befestigung der Grenze gab es viel Natur dort?

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felixh (4.876 Kommentare)
am 10.08.2017 20:11

Ich habe dort in der Nähe meine Kindheit verbracht. Es war toll. Himbeeren, Schwimmern, Arnika in Massen gab es überall. Baden in der Maltsch. Abends gab es eine Beleuchtung von Grenzturm Bus zur Haustüre

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