Was Linz mit Sicherheit von Budweis lernen kann
Seit 30 Jahren bestehende Partnerschaft mit der größten Stadt Südböhmens wird intensiviert.
Nicht einmal zwei Autostunden sind sie voneinander entfernt, Linz und die südböhmische Stadt Budweis.
Seit 30 Jahren verbindet sie eine Städtepartnerschaft.
Der bisher eher lose Kontakt soll nun intensiviert werden. Erste sichtbare Zeichen sind Kooperationen in der Bewerbung kultureller Festivals und ein sportlicher Austausch. Budweiser sind beim Linz-Marathon am Start gewesen, Linzer werden am 3. Juni beim Budweiser Halbmarathon aktiv dabei sein.
Schon bald soll der Erfahrungsaustausch aber elementarere Themen wie etwa die städtische Sicherheitspolitik umfassen. Das wurde bei einem zweitägigen Arbeitsbesuch einer Delegation der Stadt Linz unter der Leitung von Vizebürgermeister Detlef Wimmer (FP) in Budweis vereinbart.
Mit 94.000 Einwohnern ist die größte Stadt Südböhmens nicht einmal halb so groß wie Linz. Doch die beiden Städte, einst schon durch die Pferdeeisenbahn miteinander verbunden, können voneinander lernen.
Das Wetter war’s: Die einladende Altstadt ist normalerweise nicht leer.
Problemzone Verkehr
Der Weg nach Budweis mag verhältnismäßig kurz sein, ist aber auf dem Straßenweg doch noch beschwerlich. "Das ist unser großes Problem", sagte Oberbürgermeister Jiri Svoboda beim Empfang der Linzer Delegation. Das Problem sei die nicht vorhandene Anbindung von Budweis an das tschechische Autobahnnetz.
Daran wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern. "Es gibt derzeit keine konkreten Pläne für den Ausbau der Straße zwischen Budweis und Wullowitz", sagte Svoboda. Er gehe aber davon aus, dass dieses Autobahnstück schneller errichtet sein werde als die Autobahn von Budweis nach Prag. Optimismus hört sich anders an.
Vizebürgermeister Wimmer mit Budweis’ Oberbürgermeister Svoboda
Dass die Regierung von Budweis die Stadt Linz um ihren guten Umgang mit der Verkehrsproblematik beneidet, klang da fast wie ein Scherz, war aber nicht so gemeint. Denn in Budweis staut es praktisch zu jeder Tageszeit, was nicht nur für die engen Straßen in und rund um das historische Stadtzentrum gilt, sondern für alle größeren Straßenverbindungen. Vergleichsweise steht da Linz offenbar wirklich besser da, auch wenn das die Verkehrsteilnehmer hier anders sehen werden.
Dafür kann die oberösterreichische Landeshauptstadt beim Thema Sicherheit etwas von Budweis lernen. Beispiel Videoüberwachung.
35 Kameras sind seit 2007 in Budweis installiert. Deutlich mehr als in Linz. Vier Mitarbeiter haben dort ein Auge auf das Geschehen. Die Folge: Die Sicherheit in der Stadt hat sich erhöht, die Zahl der Straftaten ist zurückgegangen, sagte ein Vertreter der städtischen Polizei. Die ist übrigens nicht mit der Linzer Stadtpolizei vergleichbar, sondern eher mit dem Ordnungsdienst.
106 Stadtpolizisten im Einsatz
Dafür arbeiten in Budweis 106 Menschen bei dieser Stadtpolizei, die jede Gemeinde installieren, aber auch bezahlen muss. Geleitet wird sie immer vom Oberbürgermeister, aktuell von Jiri Svoboda. Diese Polizisten tragen auch Waffen, dürfen bei Delikten Verdächtige festhalten, die sie dann aber an die Polizei der Republik übergeben. In erster Linie haben diese Stadtpolizisten die Aufsichtsfunktion über die öffentliche Ordnung, kümmern sich um die Einhaltung der Gemeindevorschriften und auch um Verkehrsagenden.
Für den stellvertretenden Landespolizeidirektor Erwin Fuchs sind die beiden Systeme in Budweis und in Linz nicht miteinander vergleichbar. Wie in Tschechien könne zwar auch in Österreich jede Gemeinde eine örtliche Polizei ins Leben rufen, nur sind die Städte wie Linz davon rechtlich ausgenommen. "Dabei wären sie gerade hier vielleicht notwendiger als auf dem Land", sagte Fuchs im Gespräch mit den OÖNachrichten.
Wesentlicher Unterschied ist allerdings, dass Stadtpolizisten in Budweis eine entsprechende Ausbildung durchlaufen müssen, ehe sie auf die Straße dürfen. Auch der permanente Austausch mit den Polizisten der Republik, die dem Innenministerium unterstehen, trägt dazu bei, dass Stadtpolizisten wie jene in Budweis eine wichtige Funktion übernehmen.
Wie ihr Image sei, wollte ein Delegationsteilnehmer aus Linz wissen. Antwort des Polizeisprechers: "Wir sind nicht sehr beliebt, aber wenn jemand Hilfe braucht, dann wendet er sich lieber an einen Stadtpolizisten als an einen Mitarbeiter der Polizei der Republik." Für den Linzer Vizebürgermeister Detlef Wimmer, auch Sicherheitsreferent der Stadt, gibt es in diesem Bereich noch Fragen, die mit der Budweiser Stadtregierung in den kommenden Wochen und Monaten noch im Detail erörtert werden.
Lernen könne Linz auf alle Fälle etwas. "Dass für die Vorbeugungsarbeit sieben sogenannte Assistenten der Stadtpolizei in Budweis eingesetzt werden, die Probleme in Parks und an öffentlichen Plätzen verhindern, weil sie permanent in Kontakt mit den entsprechenden Personengruppen sind, ist ein Modell, das wir auch in Linz stärker überlegen könnten", sagte Wimmer. Übrigens: Auch in Budweis gibt es ein generelles Bettelverbot an bestimmten Plätzen und Zonen der Stadt.
Nach dem zweitägigen Arbeitsbesuch, bei dem auch die Gemeinderäte Helga Eilmsteiner, Franz Leidenmühler (beide SP) und Harald Hennerbichler (FP) teilgenommen haben, will Wimmer den Kontakt zwischen Linz und Budweis weiter intensivieren. Bereits im Herbst soll es zu einem Gegenbesuch kommen.
Linz kann noch viel mehr von Budweis lernen:
preiswerte Lokale mit köstlichem Essen, tolle Ausstellungen, interessante Märkte und hervorragende Live-Musiker....
Was für ein Seitenhieb: "Auffallend ist, dass hier mitten im Zentrum die Autos parken."
In Linz haben wir dafür eine Römerberg-Tunnelphobiker-Ausweich-Ameisenstraße über den Hauptplatz und spätestens beim nächsten Sauschädelempfang ist auch alles zugeparkt.