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"Mein Mann hat seine Träume gelebt - aber wirklich"

Von Julia Evers, 23. Juni 2017, 00:04 Uhr
"Mein Mann hat seine Träume gelebt – aber wirklich"
Im Cowboymuseum in Linz-Pichling bewahrt Ilse Ratzenböck auch das Erbe ihres verstorbenen Mannes "Fatsy". Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Wie "Fatsys" Witwe Ilse Ratzenböck um ihr gemeinsames Cowboy-Museum in Linz-Pichling und gegen die Trauer kämpft.

Mehr als ein Jahr ist seit dem Tod von Hans-Jörg "Fatsy" Ratzenböck, des letzten Cowboys von Linz, vergangen. Morgen wird sein Leben in seinem Cowboymuseum in Pichling gefeiert. Tausende kleine und große Dinge geben darin Zeugnis vom harten Leben der Cowboys, von den Wänden lacht immer wieder Fatsys Gesicht auf Plakaten herunter. Seine Witwe Ilse spricht im OÖN-Interview darüber, wie schwer es ist, ohne ihren Lebensmenschen weiter zu machen.

 

OÖN: Warum führen Sie das Museum weiter?

Ilse Ratzenböck: Für ihn und auch für mich. Noch drei Wochen vor seinem Tod hat er gesagt: Bitte, das Museum geht eh weiter. Als er dann im Februar gestorben ist, war ich im Schockzustand, ich habe nur funktioniert. Ich weiß gar nicht, wie ich das vergangenes Jahr geschafft habe. Wir waren viel in Amerika, 42.000 Kilometer sind wir gefahren, um all die Sachen zu sammeln, die man hier sieht. In 40 Jahren haben wir rund 5000 Exponate zusammengetragen. Meine Aufgabe ist es, den Besuchern zu zeigen, wie der Cowboy wirklich gelebt hat.

Wie hat der Cowboy gelebt?

Anders, als dies in den Hollywood-Filmen gezeigt wird. Auf Menschen geschossen haben sie nicht. Und den Revolver hatten sie nicht so lässig am Holster hängen, sondern unter der Jacke. Sonst wäre das in diesen vielen Stunden am Pferd ja auch ganz unbequem gewesen und bei schlechtem Wetter wären die Zündhütchen nass geworden und die Revolver wären nicht mehr zu verwenden gewesen. Die meisten sind überrascht zu erfahren, dass es fast keine weißen Cowboys gegeben hat. Diese schwere Arbeit haben vor allem Farbige, Mexikaner und Indianer gemacht.

Ihr Mann war weit bekannt als der "letzte Cowboy von Linz". War das auch Ihr Traum?

Mein Mann ist in der Besatzungszeit in der Nähe des US-Stützpunktes aufgewachsen, er hat die Amerikaner bewundert und vergöttert, dort hat er diesen Virus bekommen und mich damit angesteckt. Ob Rock’n’Roll, Pferde oder Cowboys – er hat seine Träume gelebt, aber wirklich. Ich habe ihn beim Fortgehen im Rosenstüberl kennengelernt. Ich war 18, er 20, und er hat dort Musik gemacht. Mein Kindheitstraum war das Cowboymuseum nicht, aber ich bin hineingewachsen. Jetzt bin ich froh, dass ich es gemacht habe. Ich liebe Amerika, diese Weite, nicht die Städte.

Wie hat seine Amerika-Leidenschaft denn Ihr tägliches Leben geprägt?

Es gab in jedem Urlaub nur noch Amerika. Wir sind gemeinsam mit unserem Sohn Markus (Radiologe in Wels, Anm.) und leeren Koffern und Seesäcken hin. Zum Tauschen hatten wir speckige Lederhosen und Hüte mit Gamsbart mit. Mit 200 Stücken sind wir von so einer Reise zurückgekommen. Ich habe normalerweise Flugangst, aber nach Amerika, da habe ich mich jedes Mal gefreut. Ich meine, manchmal war es schon so, dass man denken hätte können – was machen die da im Nirgendwo, alleine in der Einsamkeit (lacht)? Wir haben uns halt 150 Jahre zurückversetzt und sind den Vieh-Trails gefolgt.

Wie viel haben Sie die Exponate gekostet?

Sehr viel Geld. Um das Finanzielle habe ich mich nie gekümmert. Das Jahr, in dem Fatsy gestorben ist, war für mich auch deshalb schwer, weil ich alles nachlernen, mich einarbeiten musste. Da habe ich oft Blut geschwitzt. 200.000 Dollar waren es aber sicher, und dazu noch viele Tauschobjekte.

Wie haben Sie Fatsy angesprochen?

Als Hans-Jörg eigentlich nicht. Als Fatsy nur, wenn er nicht dabei war. Meistens Schatzi und in der Zeit, als unser Sohn klein war, hab ich mir angewöhnt ihn auch manchmal Vati zu rufen (lacht).

Ist das nicht schwer, hier immer wieder herzukommen, wo alles an Ihren Mann erinnert und Plakate mit seinem Gesicht hängen?

Das fragen mich viele. Für mich ist es mit Freude verknüpft, hierherzukommen, nicht mit Trauer. Am meisten fehlt er beim Frühstück und am Abend, da bin ich alleine. Die Bilder von ihm, die da hängen, beruhigen mich, dann ist er da. Nur eines ist ganz schwierig für mich. Wir haben ein Tonband, auf dem er die Besucher begrüßt. Wenn ich seine Stimme höre, gibt es mir einen Stich, das war beim ersten Mal in der Saison ganz fürchterlich. Als ich heuer den ersten Tag das Museum aufgesperrt habe, war ich sehr traurig. Ich habe bitterlich geweint. Jetzt geht es schon wieder.

Fatsy hat auch Harley-Treffen organisiert. Bei dieser Begeisterung für alles Amerikanische: warum sind Sie nicht ausgewandert?

Ich muss ehrlich sagen, es gab Zeiten, als wir in Wyoming waren und dort die Ranches gesehen haben, die zum Verkauf standen, da habe ich gesagt: bitte, kauf’ die Ranch, ich bleib gleich da. Ich wäre gerne ausgewandert, aber er war bodenständig, ein richtiger Linzer Bua. Außerdem war er realistisch: Er hat sich Gedanken gemacht: Wovon würden wir dort leben, was wäre, wenn wir älter würden?

 

Ein Fest für Fatsy

Mit einem Sommerfest wird Fatsys Leben am 24. Juni, ab 15 Uhr, in der Traundorfer Straße 266 in Linz-Pichling gefeiert. Die Musik steuern „John TC and the Troubleshooters“ bei.

www.cowboymuseum.at oder Tel. 0680 / 14 040 77

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2  Kommentare
2  Kommentare
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landlinzer (656 Kommentare)
am 23.06.2017 10:59

Er war ein Linzer Original welches uns mit seiner lebensbejahenden Ausstrahlung immer positiv in Erinnerung sein wird.

Werde nie vergessen, als damals Wolfgang Schüssel (noch vor seiner Kanzlerzeit) in Linz als Ehrengast beim Harley Treffen anwesend war. Sein Zwickmühlen-Gesichtsausdruck auf der Bühne am Urfahrmarkt, als Fatsy in bester Biker Manier neben ihm ins Mikrofon brüllte "Hängt die Grünen, solange es noch Bäume gibt!", war unbezahlbar grinsen

Des weiteren noch sein Standard-Spruch: "Gott fährt Harley - der Teufel fährt Japaner!"

Fatsy, mögest Du auf ewig auf der Route 66 des Himmels in den Sonnenuntergang fahren!

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Vollhorst (4.973 Kommentare)
am 23.06.2017 09:19

Schönes Foto und positive Einstellung, beides freut mich.

Für Fans ist der 10 Jahre alte Film empfehlenswert:
"Fatsy - Der letzte Cowboy von Österreich"
http://www.youtube.com/watch?v=Z0XhQ7rWPxc

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