Übung: Miliz wehrt Terrorangriff auf Innviertler Strom-Umspannwerk ab
SANKT PETER AM HART. Terroranschläge auf Stromnetz hätten weitreichende Folgen, so Experten.
Die Anspannung war den Soldaten des Jägerbataillons Oberösterreich deutlich anzusehen. Langsam fährt ein VW Golf auf den Eingangsbereich des Umspannwerks der Austrian Power Grid AG in St. Peter zu. Noch ist die Situation am Kontrollposten unklar, zwei unbekannte Personen sitzen in dem Fahrzeug.
Schnell eilen mehrere Soldaten mit schussbereiten Waffen auf das Fahrzeug zu, da letztlich bei den Kontrollen immer eine Überzahl an Soldaten vorherrschen muss, um eine 1:1-Situation zu vermeiden. Die Fahrzeuginsassen folgen genau den Anweisungen des Milizsoldaten, der nach einer Berechtigung für die Einfahrt in das Umspannwerk nachfragt. Es scheint alles in Ordnung zu sein.
Es kann eine Berechtigung vorlegt werden, und nach Rückversicherung beim Gruppenkommandanten per Funk kann das Fahrzeug den Checkpoint passieren. Zuvor erfolgt noch eine penible Fahrzeugkontrolle. Welcher Sinn steckt hinter solchen Übungen? "Leider haben die vergangenen zwei Jahre in Europa gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für terroristische Anschläge enorm gestiegen ist. Dabei dürfen wir nicht glauben, dass wir in Österreich eine Insel der Glückseligen sind. Schließlich sind wir auch Teil Europas und damit im gefährdeten Bereich. Mit solchen Übungen bereiten wir uns auf den Anlassfall vor, um entsprechend gerüstet zu sein. Dies gilt für alle Bereiche, in denen es um die Zusammenarbeit mit den Behörden und der Infrastruktur geht", so Oberösterreichs stellvertretender Militärkommandant Oberst Johann Hehenberger.
Nicht unerwähnt blieb die Sicherung von Industrieanlagen über den Grenzen. Gemeint waren hier neben dem Chemiewerk in Burghausen auch die Atomkraftwerke in Landshut und Temelin. Laut Hehenberger denkt das Militär in diesen Bereichen nicht an Grenzen: "Wenn es um Strahlung und Chemiebetriebe geht, dann gibt es bei der Vergiftung keinen Halt an der Grenze, dafür gibt es zu allen Nachbarn hervorragende Kontakte." Als wesentlich brenzliger stellt sich die zweite Übung heraus, als ein Ford Transit sich dem Kontrollpunkt nähert und die beiden Fahrzeuginsassen überhaupt keine Papiere vorweisen können. Nach intensiver Personenkontrolle kann sogar noch eine scharfe Waffe sichergestellt werden. Die beiden Unbekannten werden von den Soldaten sofort dingfest gemacht.
Bei der Übung in St. Peter wirkte ein Zug von Milizsoldaten von über 30 Mann mit. Sicherheits-Landesrat Elmar Podgorschek, der vor Ort war, bezeichnete die Einbindung der Soldaten in eine große Übung mit allen Blaulichtorganisationen als eine besonders herausfordernde realitätsnahe Situation. Das Jägerbataillon Oberösterreich sei im Ernstfall ein wichtiges Element, um die Bevölkerung zu schützen und dieser im Katastrophenfall zu helfen. So etwa während des Katastropheneinsatzes nach dem Hochwasser im Jahr 2013.