Mit 89 Jahren hat sie ihr Wirtshaus noch immer voll im Griff
LENGAU. Lebensbejahend, voller Energie und Schwung: Gastwirtin Elisabeth Miglbauer aus Heiligenstatt wird im September 89 Jahre alt. Ein Interview.
Sie sieht bestimmt zwanzig Jahre jünger aus und hat vom Wirtsleben noch lange nicht genug. 1959 kam die Pöndorferin der Liebe wegen nach Heiligenstatt. Seit ihr Mann 1999 starb, leitet sie das Wirtshaus alleine. Im Interview erzählt die rüstige Wirtin über ihre große Leidenschaft und wie das "Wischen" in die Registrierkasse bisher funktioniert.
In Ihrem Alter sind die meisten Leute schon 20 Jahre in Pension. Wie schaffen Sie die ganze Arbeit?
Ich bin eben eine, die gerne alles selber macht. Früher gab es gar keinen Ruhetag, dafür aber viele Hochzeiten und Bälle und nebenbei betrieben wir noch eine Landwirtschaft. Mittlerweile habe ich schon zweieinhalb Ruhetage: am Donnerstag, Samstag und am Dienstagnachmittag. Da kann ich dann ein wenig sauber machen und vorbereiten. Ich will mich ja nicht verausgaben. Ich teile es mir so ein, dass es nicht zu viel wird. Für meine fünf Gästezimmer und die Wohnung habe ich auch eine Putzhilfe. Betriebsurlaub gibt es keinen, mir reichen die Ruhetage völlig.
Was gefällt Ihnen so an Ihrer Arbeit?
Ich habe hier die Erfüllung gefunden und bin so gerne mein eigener Chef. Die Leute sagen immer: "Mit dem Anschaffen bist net schlecht." Ich weiß eben, was ich will. Mir liegt das Wirtsgeschäft und solange ich arbeiten kann, werde ich das Gasthaus führen. Außerdem mag ich die Leute und die Gespräche und im Wirtshaus bist du nie allein.
Wer sind Ihre Gäste und kommen auch Touristen vorbei?
In den 60er und 70er Jahren haben viele deutsche Touristen bei uns genächtigt. Heute freue ich mich vorwiegend über meine Stammgäste. Die sind so brav, kommen rein, schenken sich gleich selber das Bier ein und räumen spätabends auch wieder ihre Gläser ab. Das Reden und Kartenspielen mit den Männern macht mir große Freude. Mit den Frauen kann ich nicht so gut.
Gibt es auch etwas zu essen in Ihrem Gasthaus?
Kochen tue ich nicht mehr. Aber eine Jause gibt es natürlich schon. Mit den Stammgästen mache ich auch manchmal eine Grillerei. Das freut mich dann ganz besonders.
Haben Sie sich auch eine Registrierkasse angeschafft?
Natürlich. Das muss man ja! Sogar eine ganz teure um 3000 Euro. Ich schreibe immer alles auf und eine Nachbarin wischt mir das dann in die Kasse. Das könnte ich vielleicht schon noch erlernen, aber manchmal wische ich wieder irgendwo drüber, wo man nicht darf.
Wie haben Sie Ihre Kindheit in Pöndorf erlebt?
Früher konnten sich die Knechte nicht leisten, ins Wirtshaus zu gehen. Da sind immer alle bei uns zu Hause zusammengekommen. Das hat mir als Kind schon getaugt. Die Bettelleute – Böhmen und Zigeuner – die sonst keiner aufgenommen hatte, durften immer bei uns nächtigen. Da waren auch viele Musikanten dabei und haben aufgespielt. Das hat mir damals sehr gefallen.
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Wer halt nett gewesen, wenn im Artikel auch die Anschrift und die Öffnungszeiten erwähnt wären.
5211 Lengau, Heiligenstatt 8
https://goo.gl/maps/yGoBKTdJWZp
Frau Miglbauer ist halt Wirtin aus Berufung. Unsere Junggastronomen wollen aber keine Wirte sein sondern möglichst schnell Kasse machen. Daher sperren auch immer mehr Wirte zu und finden kaum Nachfolger - schnelle Kasse ist halt mir einem guten Wirtshaus kaum möglich. Ein zufriedenes und glückliches Leben schon eher.
Ja was sagt den da die Gewerkschaft dazu?
Gar nichts, sie ist ja selbständige Unternehmerin
ohne 40-Stundenwoche, Urlaub usw.
Bemerkenswerte Frau. Viel Glück!!!
Am auffälligsten am ganzen Artikel ist , das Frau Miglbauer nicht über die Registrierkassenpflicht jammert.
Auch das ist ein Grund, warum Frau Miglbauer es so glücklich und zufrieden ins hohe Alter geschafft hat.
Bei dieser Dame könnte der bücherschreibende Landstraßenwirt mit all seinen Suderantengenossen etwas lernen. Hut ab vor dieser Persönlichkeit. Hoffentlich lesen möglichst viele junge Leute, die eine Tourismusschule besuchen, dieses Interview.
So viel Weltoffenheit schon in der Kindheit erlebt!
Da bleibt eben was übrig, was eine echte Wirtin ausmacht.
Schöne Geschichte.
Der lebensbejaenden Frau möchte ich herzlich gratulieren!
im Artikel :
Wie haben Sie Ihre Kindheit in Pöndorf erlebt?
Früher konnten sich die Knechte nicht leisten, ins Wirtshaus zu gehen. Da sind immer alle bei uns zu Hause zusammengekommen. Das hat mir als Kind schon getaugt. Die Bettelleute – Böhmen und Zigeuner – die sonst keiner aufgenommen hatte, durften immer bei uns nächtigen. Da waren auch viele Musikanten dabei und haben aufgespielt. Das hat mir damals sehr gefallen.
ja ja das waren noch andere Zeiten als die Leute NICHT ALLES hatten , und doch zufrieden waren ...nicht wie heute wo sie ALLES haben und doch noch unzufrieden sind !
WER schwierigen Zeiten wie damals mitgemacht hat , denkt und lebt anders ... genügsam und zufriedener glaube ich . oder ?
Was mir besonders