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Prozess nach tödlichem Auffahrunfall: Drogenlenker will Anfall erlitten haben

Von OÖN, 18. Jänner 2018, 00:04 Uhr
Prozess nach tödlichem Auffahrunfall: Drogenlenker will Anfall erlitten haben
Bei dem Unfall kam ein 54-Jähriger aus Slowenien ums Leben. Bild: fotokerschi.at

LINZ. Anklage wirft 27-Jährigem vor, tödlichen Unfall in Traun unter Drogeneinfluss verursacht zu haben – der Epileptiker behauptet hingegen, er habe einen Krampfanfall gehabt.

Mitten im Frühverkehr kam es am 3. Mai des Vorjahres auf der B1 an der Trauner Kreuzung zu einem verheerenden Unfall. Ein Audi TT, der auf der mittleren Fahrspur unterwegs war, geriet plötzlich auf die linke Spur und touchierte mehrmals ein vorbeifahrendes Auto. Daraufhin wurde der Audi auf den rechten Fahrstreifen geschleudert und prallte ungebremst gegen die Autokolonne, die vor der auf Rot stehenden Ampel angehalten hatte.

Vier Menschen wurden dabei teils schwer verletzt, für einen der Beifahrer, einen 54-jährigen Slowenen kam jede Hilfe zu spät. Er starb noch an der Unfallstelle.

Gestern musste sich der Lenker des Audi, ein 27-jähriger Kranfahrer aus Leonding wegen grob fahrlässiger Tötung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit vor Gericht in Linz verantworten.

Staatsanwalt Reinhard Steiner warf dem Mann vor, den Unfall unter Einfluss von Cannabis verursacht zu haben. Denn die Gerichtsmedizin habe einen hohen THC-Wert im Blut des 27-Jährigen festgestellt. Der Beschuldigte behauptete hingegen, während der Fahrt einen epileptischen Anfall erlitten zu haben.

Auf Tabletten "vergessen"?

"Meine Freundin war damals hochschwanger und ich stand unter Stress, habe kaum geschlafen. Daher habe ich vergessen, meine Neuroleptika zu nehmen", beteuerte der Angeklagte. Die Einnahme der Medikamente sei mit Nebenwirkungen verbunden. Ohne die Arznei sei es ihm "weit besser gegangen".

"Sie steuern einen Kran, Sie fahren Auto und Sie sagen, Sie fühlen sich ohne Medikamente besser?", reagierte Richter Clemens Hödlmoser verblüfft. Und wieso habe er als Epileptiker überhaupt Cannabis konsumiert? "Mir hat ein Arzt gesagt, dass das gegen Epilepsie eingesetzt wird, weil Marihuana beruhigt und Anfälle verhindert", antwortete der Beschuldigte. Er habe aber nur einmal pro Woche geraucht. "Ich nehm’s wirklich nur medizinisch", beteuerte der Angeklagte.

Dass er während des Unfalls durch die Droge beeinträchtigt gewesen sei, verneinte er vehement.

Der "Büffel" kam als Zeuge

Als Zeuge kam im Prozess auch der ehemalige Fußball-Profi Christian Stumpf zu Wort. Der als "Büffel" bekannte frühere Voest-Spieler stürmte im Jahr 1996 für Rapid bis ins Europacup-Finale. Heute trainiert er die Union Edelweiß Linz.

Stumpf saß am Steuer jenes Autos, das der Angeklagte plötzlich touchiert hatte. Er kam dem Leondinger, der nach dem Unfall in seinem Audi lag, zu Hilfe. "Ich hab’ ihn aus dem Auto geholt. Er hat geröchelt und sich übergeben. Dass er Krämpfe gehabt hätte, wäre mir aber nicht aufgefallen", sagte der ehemalige Stürmer-Star. "Dass der Unfalllenker gar keine Reaktion gezeigt und nicht gebremst hat, hat mich schon gewundert."

Der Prozess wurde gestern vertagt. Das Gericht will den Gerichtsgutachter laden, um mehr über die mutmaßliche Cannabis-Beeinträchtigung des Angeklagten zum Zeitpunkt des Unfalls zu erfahren. Verteidiger Manfred Arthofer beantragte zudem die Anhörung eines Facharztes für Epilepsie. Ein neuer Prozesstermin steht noch nicht fest. (staro)

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