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Die Wahlurne

14. Oktober 2017, 00:04 Uhr
Die Wahlurne
Die wohl schönste „Wahlurne“ der Welt: der Kremsmünsterer Tassilokelch.

Das Wiener Haus der Geschichte Österreichs, das recht holprig in die Gänge kommt – immerhin soll in einem Jahr eröffnet werden –, hat vor wenigen Tagen über die APA stolz den Erwerb des ersten Sammlungsstücks verkündet und ihm die Inventarnummer 1 gegeben: eine Wahlurne.

Sie ist ein Geschenk Großhofens, der mit 95 Einwohnern kleinsten Gemeinde Niederösterreichs, deren schlauer Bürgermeister so eine Fußnote in der Geschichte Österreichs ergattern will. Auch wenn diese simple Metallschachtel einige hämische Kommentare von Museologen erzeugt hat und man damit sicher nicht die erwarteten zweihundertfünfzigtausend Besucher in die Ausstellung locken wird, ist klar, dass Wahlurnen zentrale Objekte unserer Demokratie und ihrer Geschichte sind.

Das lateinische "urna" bedeutet Krug oder Topf. Eingefüllt wurden Wein, Olivenöl oder Getreide, aber auch die Asche der Toten. Und schon aus der Antike ist die Verwendung als Lostopf und Wahlgefäß belegt. Das Wort wurde zweimal ins Deutsche entlehnt, im Mittelalter als Bezeichnung für ein Hohlmaß: Eine Tiroler "Yhrn" fasst etwa 80 Liter Wein, was bei den 65 Großhofener Wahlberechtigten für ein ordentliches Besäufnis reichen würde.

Im 18. Jahrhundert dann nochmals im Zusammenhang mit Brandbestattungen und als Stimmbehälter bei Wahlvorgängen jeglicher Art. Und sicher gibt es da schönere und bedeutungsschwerere als die Großhofener Blechkiste. Denn Wahlurnen haben eine lange Tradition, etwa bei der Papstwahl, wo es gleich drei verschiedene Wahlurnen gibt, in Freimaurerlogen und auch in der Politik.

Die schönste Wahlurne Österreichs, ja wahrscheinlich der ganzen Welt ist der Kremsmünsterer Tassilokelch, der bei Abtwahlen immer noch Verwendung findet. Wir kennen Wahlurnen von den ersten allgemeinen Wahlen 1848, von den ersten mit allgemeinem und gleichem Wahlrecht im Jahr 1907, natürlich von 1919, als erstmals auch Frauen das Wahlrecht zugestanden war, und von den wieder freien Wahlen im Jahr 1945, aber auch von der Kärntner Volksabstimmung 1920 und von der nicht sehr geheimen Anschlussabstimmung am 10. April 1938.

Wahlurnen sind zwar bisweilen auch manipuliert, vertauscht und gestohlen worden. Aber zu Recht sind sie zum Inbegriff einer freien und geheimen Wahl geworden. Häufig wird daher das Geschehen vor und an einem Abstimmungs- oder Wahltag als "Urnengang" bezeichnet, auch wenn man dem Handbuch des Journalismus zustimmen muss, dass das "unter allen Synonymen eines der dümmsten" sei.

Mit der immer häufiger werdenden Briefwahl und der sicher bald kommenden digitalen Abstimmung wird die Wahlurne wirklich zum Museumsstück werden. Umso wichtiger wird sein, das freie und geheime Wahlrecht auch für die Zukunft als demokratisches Grundrecht mit aller Kraft zu verteidigen.

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