"Das war keine Amokfahrt, er wollte einfach nur heim"
LINZ. Ein Psychiatrie-Patient war im Pkw seiner Schwester durch die Linzer Innenstadt geflüchtet – Auslöser war vermutlich eine Panikattacke.
Er hatte Angst und wollte nach Hause. Angst, die sich zur Panik steigerte, als er plötzlich hinter sich ein Polizeiauto bemerkte.
So begann die Verfolgungsjagd durch die Linzer Innenstadt, die am Donnerstagnachmittag die Polizei in Atem hielt. Wie berichtet, konnte ein 57-jähriger Psychiatrie-Patient aus St. Martin im Mühlkreis erst nach 20 Minuten auf der B127 im Ortsgebiet von Puchenau von einer Sondereinheit der Exekutive gestoppt werden.
Er wurde in die geschlossene Abteilung am Neuromed Campus der Linzer Uniklinik zurückgebracht. "Das war keine Amokfahrt, er wollte einfach nur heim", fasst Kliniksprecher Clemens Kukacka zusammen.
Ob die Staatsanwaltschaft Linz Festnahme und "vorläufige Anhaltung" des Fahrers in der Abteilung für geistig abnorme Straftäter beantragt, wird sich erst nach seiner Befragung klären. "Derzeit ist er aber nicht vernehmungsfähig", sagt Sprecher Philip Christl.
"Wir wissen noch nicht, ob er bei seiner Flucht mit dem Pkw andere Personen gefährdet hat oder ob er sogar bewusst auf jemanden zugefahren ist", sagt Christl. Anhaltspunkte dafür gibt es aber nicht, der 57-jährige Frühpensionist soll mit "normalem Tempo" unterwegs gewesen sein.
Vor einigen Wochen war er auf richterlichen Beschluss in die geschlossene Abteilung der früheren Landesnervenklinik eingewiesen worden: wegen Selbst- und Fremdgefährdung.
Zur Pflege von Sozialkontakten wird solchen Patienten nach einiger Zeit ein "therapeutischer Ausgang" gewährt: Mit seiner 84-jährigen Mutter und seiner 59-jährigen Schwester durfte er am Donnerstag ein paar Stunden am Pichlinger See verbringen. Doch als die drei im Pkw der 59-Jährigen zum Spital zurückkehrten, wurde er aggressiv, drängte die Frauen aus dem Fahrzeug, setzte sich ans Steuer und fuhr los – durch die Fußgängerzone Landstraße, über den Hauptplatz, die Nibelungenbrücke und die B127 – immer in Richtung seines Heimatortes St. Martin.
Gegen Leitschiene geprallt
Eine Polizeistreife heftete sich in der Innenstadt an seine Fersen. Der 57-Jährige ließ sich nicht stoppen und versuchte schließlich im Gemeindegebiet von Puchenau, den Streifenwagen abzudrängen. Dabei kam er ins Schleudern und prallte gegen eine Leitschiene. Erst als weitere Polizeistreifen eintrafen, konnte er festgenommen werden.
Die Konsequenzen für den 57-Jährigen? Der "Vorfall" werde intern besprochen, möglicherweise müsse die medikamentöse Behandlung des Patienten umgestellt werden, hieß es seitens der Uniklinik: "Und er wird länger keinen Ausgang mehr bekommen."
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