Als Friedrich Jahn und seine Brathendl den Urfahraner Jahrmarkt eroberten
LINZ. Brathendl im Bierzelt: Ihre Österreich-Premiere feierten sie auf dem Urfahraner Markt – Wienerwald-Chef Jahn blieb seinen Verwandten der Festwirtfamilie Hofstetter verbunden.
Herzhafte Bratwürstel, aromatisches Gulasch und fein soufflierte Schnitzel. Bis in die späten 1950er-Jahre dominierte dieser kulinarische Dreiklang die Speisekarten der Bierzelte des Urfahraner Jahrmarkts, der heuer sein 200-jähriges Bestehen feiert. Bis Friedrich Jahn mit seinem Gastroimperiums Wienerwald begann, den Festwirt zu beliefern, und so eine Alternative zu bestehenden Gerichten bot.
Das Leben des Piccolo
Der gebürtige Linzer Friedrich Jahn – verwandt mit der langjährigen Festwirtfamilie Hofstetter – startete als Piccolo (Kellner-Lehrling) seine berufliche Laufbahn. "In den Jahren 1952 und 1953 hat er bei meinem Vater im Bierzelt gearbeitet, bevor er sein erstes Lokal in München in der Amalienstraße eröffnet hat", erinnert sich Hans-Lothar Hofstetter, Festzeltbetreiber bis 2010, der sich mittlerweile aber aus der Gastronomie zurückgezogen hat.
Friedrich Jahn, der "Hendlkönig", wollte "jedem Bürger sein Huhn im Topf" ermöglichen und machte aus dem sonntäglichen Braten, eine tägliche Konkurrenz zu "Burenhaut und Knackwurst". Schnell wurde aus "Fritzl, dem Piccolo" ein internationaler Gastronom, der mit Wienerwald die damals größte Restaurantkette des Kontinents schuf. Das Prinzip war einfach. Alles war genormt und einheitlich. Von der Schulung der Mitarbeiter bis zur Einrichtung, den Speisekarten, der Kleidung, hin zum Gewicht und den Preisen der Geflügel. Selbst vor aromatischen Tricks schreckte Jahn nicht zurück und stellte Ventilatoren in seinen Restaurants auf, die den Grillgeruch auf die Straße bliesen, um Passanten anzulocken.
Anstoßen in Urfahr: Wienerwald-Chef Jahn (ganz rechts) bei Besuch im Jahr 1972
Über die Hofstetter-Verwandtschaft kamen die Brathühner ins Festzelt auf dem Urfahraner Jahrmarkt – und gehören seither zum Fixprogramm österreichischer Bierzelte.
In Erinnerung ist manchen der Oktober 1972: Medienwirksam wurde Kommerzialrat Jahn per Hubschrauber zum Jahrmarktbesuch angeflogen. Einzig als auf dem Urfahraner Markt "ein Hubschrauber auf der Wiese neben der Eisenbahnbrücke landete und zwei bezaubernde junge Damen – ,Münchner Kindln‘ vom Oktoberfest –, Bürgermeister Franz Hillinger und Münchens Fremdenverkehrsdirektor Otto Hiebler entstiegen", fehlte der von der Prominenz, Schaulustigen und Paparazzi erwartete Gast, wie die OÖNachrichten damals berichteten.
Mit verschmitztem Lächeln stand der Geflügelbaron mit Hans Hofstetter am Rande des Felds und beobachtete interessiert die Hubschrauberlandung. Jahn war bereits in Hörsching ins Auto seines Vetters Hofstetter umgestiegen. Die gelungene Aktion wurde mit Münchner Bier aus Krügen begossen und endete mit dem traditionellen Feuerwerk.
Machen Sie mit!
Ab 29. April feiert der Urfahranermarkt seinen 200. Geburtstag. Zuckerwatte, die Duftnoten von Langos und Bratwürsteln sowie verrückte Fahrgeschäfte wecken wohl bei uns allen viele Erinnerungen. Wenige Tage, bevor die Linzer Lustbarkeiten wieder beginnen, bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre ganz persönlichen Geschichten. An welche Erlebnisse auf dem Urfahranermarkt erinnern Sie sich? Teilen Sie uns Ihre Anekdoten rund um den Jahrmarkt mit oder schicken Sie uns Fotos von einst und jetzt.
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Soufflierte Schnitzel, Piccolo - na der Autor wollte wohl auch die Wortwahl der 50iger wiederbeleben
ja der Herr Fritz einst Oberkellner im Stadtkeller.
er hat seine gute Idee viel zu sehr aufgeblasen bis sie platzte, schade