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Die Tabakfabrik: Nährboden für Genieblitze

19. Mai 2018, 00:04 Uhr
Nährboden für Genieblitze
Nährboden für Genieblitze Bild: Weihbold

Die Linzer Tabakfabrik vollzieht in flottem Tempo ihre Wandlung von der ehemaligen Tschickbude zum Zentrum für Start-ups und kreative Köpfe. In fünf Jahren sollen dort bis zu 3000 Menschen arbeiten. Martin Roithner hat sich umgesehen.

Bewegungsmuffel sind hier fehl am Platz. Wer weder das richtige Schuhwerk noch körperliche Fitness mitbringt, gelangt schnell an seine Grenzen: 80.000 Quadratmeter umfasst das Areal der Tabakfabrik an der Linzer Donaulände. Chris Müller ist keine Fläche fremd und kein Schritt zu viel. Der Direktor der Tabakfabrik führt Besucher durch das Gebäude, als ob es sein Wohnzimmer wäre. Zieht man den Vergleich weiter, könnte man verleitet sein zu sagen: Das Wohnzimmer ist noch nicht fertig, aber es nimmt Gestalt an.

Die Linzer Tabakfabrik vollzieht ihre Wandlung von der ehemaligen Tschickbude zum Zentrum für Start-ups und kreative Köpfe. Dass sie das tut, ist für Außenstehende längst nichts Neues mehr. Aber in welcher Geschwindigkeit das passiert, beeindruckt Beobachter der Szene. 2023, in fünf Jahren, sollen in der Tabakfabrik täglich 3000 Menschen ihrer Arbeit nachgehen. Derzeit sind es knapp 900 in 133 Firmen und Organisationen. Am Ende dieses Jahres soll die 1000-Mitarbeiter-Marke fallen. Wo bis vor neun Jahren pro Minute und Maschine rund 8000 Zigaretten von den Austria-Tabak-Werken produziert wurden, rauchen nun die Köpfe.

Nährbodenfür Genieblitze
Chris Müller, Direktor der Tabakfabrik, und Start-up-300-Chef Bernhard Lehner Bild: Weihbold

Die ehemalige Produktionsanlage soll das oberösterreichische Zentrum für kreative und innovative Jungunternehmer werden. Das ist das Ziel von Landeshauptmann-Stellvertreter und Wirtschaftsreferent Michael Strugl und dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger. "Eine europäische Antwort auf die Gründerkultur im Silicon Valley" – so bezeichnete Luger seine Vorstellungen für die Linzer Tabakfabrik im Vorjahr. Lugers Interesse kommt nicht von ungefähr: Die Tabakfabrik gehört der Stadt Linz. Müller hat ähnliche Ansätze wie der Bürgermeister, lehnt sich aber nicht ganz so weit aus dem Fenster: "Wir sind zwar ständig im internationalen Austausch mit dem Silicon Valley oder Chengdu in China, aber natürlich müssen wir in kleineren Dimensionen denken. Gegen die Großen haben wir kein Leiberl."

Eine Straße für Start-ups

185 Millionen Euro flossen und fließen bis 2023 in den Ausbau der früheren Tschickbude. 25 Millionen kommen von der Stadt Linz, 110 Millionen von privaten Investoren. "Den Rest steuern wir aus laufenden Einnahmen selbst bei", sagt Müller. Entstehen soll ein eigenes Viertel in der Stadt mit Arbeitsplätzen, Wohnungen, Geschäften und Restaurants – und damit ein Nährboden für Genieblitze.

Viele Visionen sind derzeit noch Zukunftsmusik. Die Gegenwart gleicht einer riesigen Baustelle. Ein Teil des zweiten Stocks im Bau eins ist für Besucher gesperrt. Bauarbeiter stemmen, schleifen, hämmern und sägen. Beton bröckelt von der Wand, Staub wirbelt durch die Luft. Gearbeitet wird hier an der "Strada del Start-up", also einer Straße für Jungunternehmer. Sie erstreckt sich über eine Länge von 260 Metern und verläuft zwischen dem Business-Angel-Netzwerk Start-up 300 und einem Produktionsbereich für Prototypen. Unternehmer können für 500 Euro Miete im Monat eine Büroparzelle beziehen – WLAN, Besprechungsräume, Ausstellungsräume und Gemeinschaftsküchen inklusive.

In wenigen Wochen, Anfang Juni, sollen die ersten Firmen und Jungunternehmen einziehen, Ende des Jahres alle Flächen vergeben sein. Wie viele Firmen hier tätig sein werden, stehe noch nicht fest, sagt Müller. Fix sei hingegen, dass das Konzept der Strada del Start-up auf Interesse stoße. "Du bekommst im vorderen Teil der Straße bei Start-up 300 Geld, kannst im Mittelteil deine Ideen erdenken und im letzten Teil das Produkt entwickeln."

Nährbodenfür Genieblitze
Die Tabakfabrik - im steten Wandel Bild: Weihbold

Die Tschickbude und ihr Luxusproblem

Die Tabakfabrik zieht aber nicht nur mit der Strada del Start-up Unternehmen an. Platz ist im gesamten Gebäudekomplex begehrt. Das führt zu einem Luxusproblem. Denn nicht jeder, der in die Tabakfabrik einziehen will, bekommt auch die Möglichkeit dazu. Derzeit stehen rund 600 Unternehmen auf der Warteliste. Ausgewählt werden sie je nach Branche. "Wir achten auf einen gesunden Mix", sagt Müller. Das bedeutet: Keine Unternehmen, die sich gegenseitig auf die Füße treten, sondern solche, die sich ergänzen. Die Palette reicht von Technologie- und Softwarefirmen über Werbe- und Digitalagenturen bis zu Handwerksbetrieben. Ist man drin, stehen alle Türen offen. Müller: "Jeder hat Zugang zu Geld, Kollegen, Technik und Öffentlichkeit."

Nährbodenfür Genieblitze
Seit Oktober 2017 hat der „Charmante Elefant“ in der Tabakfabrik geöffnet. Bild: Weihbold

Mit dem Ausbau werde es auch mehr Ruhezonen geben, versichert der Direktor. Möglichkeiten zur Verpflegung haben die Unternehmer ebenso: Seit Oktober 2017 hat der "Charmante Elefant" seine Pforten geöffnet, auch im "Aroy Thai" sind Essen und Trinken erhältlich. Der Plan zur Zukunft der Tabakfabrik enthält ebenso eine Anbindung an die Straßenbahnlinie 4 mit eigener Haltestelle.

Obwohl die Tabakfabrik als Magnet für die oberösterreichische Start-up-Szene gilt, gibt es auch andere Plätze in Linz, die Jungunternehmer anziehen. Ein weiterer Hotspot ist die Neue Werft im Hafenviertel. Nur unweit davon, im Techcenter, hat der Start-up-Inkubator Tech2b seinen Sitz. In den Räumen sind einige bekannte Start-ups groß geworden: Runtastic, Tractive oder Rudy Games. Dass ein neues Runtastic in der Tabakfabrik entsteht, ist also nur eine Frage der Zeit.

Die Geschichte der Tabakfabrik

Die Tabakfabrik in Linz wurde 1850 gegründet, um die negativen Folgen durch die Produktionseinstellung der Wollzeugfabrik abzufedern. Während des Ersten Weltkriegs wurden jährlich eine Milliarde Zigaretten hergestellt.
Das heutige Areal entstand in den 1930er-Jahren in Etappen. 1997 übertrug die Republik Österreich ihre Anteile an den Austria-Tabak-Werken, und damit auch an der Tabakfabrik Linz, an die ÖIAG (Österreichische Industrieholding AG, heute ÖBIB). Ab 1997 erfolgte die Privatisierung der Austria-Tabak-Werke durch die ÖIAG. 2001 wurde die Tabakfabrik an den britischen Gallagher-Konzern verkauft, der sie weiter an Japan Tobacco International veräußerte. Die Japaner stellten 2009 den Betrieb ein. Zum Schluss waren 284 Menschen beschäftigt.
2010 kaufte die Stadt Linz das Areal samt Gebäuden um 20,4 Millionen Euro auf.

 

 

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4  Kommentare
4  Kommentare
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cicero_linz (59 Kommentare)
am 04.09.2018 07:54

Dampfplauderer Müller. Hier wird unfassbar viel Geld versenkt, das der Stadt Linz an allen anderen Ecken und Enden bitter fehlt. Und das für ein paar Bobos, die einmal auf Unternehmer machen. 3000 Beschäftigte? Lange Liste von Firmen, die rein will? Geh komm. Hören wir schon seit Jahren. Der Aufschlag wird hart, wenn die Start Ups reihenweise zu Start Downs werden, wenn die subventionierte Anfangsphase wegfällt..

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herbstwind1 (82 Kommentare)
am 29.05.2018 09:46

lt Müller wären das 50 Mio. € die die Tabakfabrik aus den laufenden Einnahmen in den nächsten 5 Jahren beisteuert - also 10 Mio € pro Jahr.
Das scheint mir doch "etwas" überzogen.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 21.05.2018 13:29

ich habe mir das Areal 2015 im Herbst angesehen , da war " noch nicht " viel Los betreffend Gewerbebetriebe und soo..
die aktuelle Entwicklung finde ich hervorragend und gut für Linzer startup .
BRAVO an die Macher ! zwinkern

Linzer silicon valley grinsen grinsen

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jago (57.723 Kommentare)
am 21.05.2018 10:03

Nur ja keine Details über die Details! grinsen

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