"Ohne Risiko nur lauwarme Ideen"
LINZ. Autorin Anja Förster ermutigt Firmen zum Scheitern. Nur wer sich zu experimentieren traue, könne innovativ sein.
Wer innovativ sein will, müsse seine Überzeugungen in Frage stellen. Das riet die deutsche Autorin Anja Förster gestern, Donnerstag, Unternehmern beim diesjährigen Industrietag in Linz. Der Schlüssel zu Innovation sei nicht weniger, sondern schneller zu scheitern.
OÖN: iPad, Alexa, autonomes Fahren – die Innovationsgeschwindigkeit ist rasant. Wie sollen Firmen damit umgehen?
Förster: Es ist tatsächlich ein bisschen beängstigend. Wofür sie früher ein Jahr Zeit hatten, ist heute eine Frage von Wochen. Für Firmen ist es wichtig, sich von dieser Geschwindigkeit nicht irre machen zu lassen. Zurücktreten vom Alltag und fragen: Was ist mein wertschöpfender Beitrag?
Schrittmacher für Innovationen sind US-Firmen. Was machen die besser als die europäischen?
Sie sind in vielen, aber nicht in allen Schlüsseltechnologien voraus. Bei Künstlicher Intelligenz zum Beispiel sind wir dabei. Innovationen sind Hochrisiko-Bereiche: Man investiert viel und weiß nicht, ob es etwas bringt. Was die USA besser können: Geld und Gehirne zusammenzubringen. In Deutschland und Österreich haben hochambitionierte Gründer noch immer Probleme mit der Finanzierung.
Tun sich Konzerne mit großen Budgets also leichter?
Das Tankersyndrom macht es den Konzernen schwer, in eine neue Richtung zu steuern. Es gibt Konzerne, denen das gelingt, wie zum Beispiel Daimler. Die arbeiten im Hintergrund stark an einem Kulturwandel. Wenn Sie in einer eigentümergeführten Firma einen Chef haben, der in die Tasche greift und Gas gibt, finden Sie aber im Mittelstand wahnsinnig innovative Firmen. Der Fisch stinkt zuerst am Kopf, es hängt immer an der Spitze.
Wie muss sich eine Unternehmenskultur ändern?
Es braucht den Willen, Überzeugungen in Frage zu stellen. Nur, weil wir es seit 25 Jahren machen, muss es nicht richtig sein. Und man muss Experimentierfelder schaffen: Aus tausend Ideen bleibt am Ende eine goldene übrig. Oft hat der Einzelne keine Chance, mit einer Idee durchzudringen, die vom Mainstream abweicht. Er scheitert an der Lehmschicht.
Dazu bräuchte es eine Kultur des Scheiterns.
Viele wollen ja gar nicht, dass Fehler passieren. Deshalb bügeln sie im Vorhinein alle Risiken aus. Was bleibt, sind lauwarme Ideen. Nicht alle Fehler sind blöd. Es gibt clevere Fehlschläge beim Experimentieren, beim Betreten von Neuland.
Aber wie lernt man das?
Tata, ein indischer Mischkonzern, macht das sehr gut. Der Konzern ist hoch innovativ, weil er Fehler als Teil des Weges betrachtet. Sie loben einen Preis mit dem Namen "dare to try" (Anm.: Wage es zu versuchen) aus. Die Teams mit den cleversten Fehlern werden ausgezeichnet. Davon können die anderen lernen, und es sendet die Botschaft: Wir wollen, dass ihr etwas probiert. Der Schlüssel zu effizienter Innovation ist nicht, weniger zu scheitern sondern schneller.
Zur Person: Anja Förster (52) ist eine deutsche Autorin und Vortragsrednerin. Nachdem sie Erfahrung beim Handelskonzern Rewe gesammelt hatte, machte sie sich mit ihrem Mann Peter Kreuz selbstständig. Ihr aktuelles Buch heißt "Zündstoff für Andersdenker".
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Risikomanagement kann viele vor dem Scheitern bewahren.
es scheitern genug auch ohne ihren Rat
die studierten Klugscheißer werden immer mehr
und sie zahlt dann das Scheitern, oder wie?