Iranisches Flugzeug bei Schneetreiben und Sturm an Berg zerschellt: 66 Tote
TEHERAN. Aseman Airlines steht in Europa auf schwarzer Liste unsicherer Fluggesellschaften.
Bei einem Flugzeugunglück im Südwesten des Iran haben am Sonntag 60 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder ihr Leben verloren. Die zweimotorige Maschine vom Typ ATR-72 der privaten Fluggesellschaft Aseman Airlines war von Teheran nach Jasudsch unterwegs gewesen. Jasudsch liegt rund 500 Kilometer südlich von Teheran.
Bei Schneetreiben und heftigen Winden prallte die Maschine gegen den 4359 Meter hohen Mount Dena, der in der Einflugschneise zum 30 Kilometer entfernten Flughafen der iranischen Stadt liegt, und zerschellte. Die Behörden versetzten alle Rettungskräfte in Alarmbereitschaft, wie der Chef des Katastrophenschutzes, Pirhossein Kuliwand, der Nachrichtenagentur Fars sagte. Weil die Absturzstelle in einem schwer zugänglichen Gebiet in den Bergen liegt, wurde auch ein Rettungshubschrauber losgeschickt. Er konnte wegen des rauen Wetters aber zunächst nicht landen, wie unter Berufung auf den örtlichen Leiter des Katastrophenschutzes berichtet wurde.
Krisenstab eingerichtet
Andere Suchtrupps versuchten den Angaben zufolge, die Absturzstelle über Straßen zu erreichen. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond schickte ebenfalls 120 Rettungskräfte in die Region und stellte für die Suche nach dem Wrack auch eine Drohne bereit, berichtete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf einen örtlichen Vertreter. Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei sprach den Familien der Passagiere bereits sein Beileid aus. Präsident Hassan Rouhani wies das Verkehrsministerium an, einen Krisenstab einzurichten, um die Unglücksursache zu klären und die Bergungsarbeiten zu steuern.
Aseman Airlines gehört einem Pensionsfonds der Regierung und steht auf der schwarzen Liste unsicherer Fluggesellschaften der EU-Kommission. Die gestern abgestürzte Maschine war fast 25 Jahre alt und lag damit noch über dem Durchschnittsalter iranischer Flugzeuge, das bei knapp 23 Jahren liegt.
Wegen der im Zusammenhang mit dem Atomstreit gegen den Iran verhängten Sanktionen ist es dem Land erst seit der endgültigen Einigung am 14. Juli 2015 gestattet, neue Flugzeuge zu kaufen.
Von den bei Airbus, Boeing und ATR bestellten mehr als 400 Maschinen wurden bisher aber nur 14 ausgeliefert. Weitere 30 werden im Laufe des Jahres erwartet. Angesichts der massiven Lieferschwierigkeiten und der daraus resultierenden Probleme macht die iranische Regierung häufig die USA für die verhältnismäßig vielen Flugzeugabstürze und Bruchlandungen in der Islamischen Republik verantwortlich.
Letzter Absturz vor vier Jahren
Erst am Freitag musste eine Fokker 100 der iranischen Fluggesellschaft Queshm Air auf dem Flughafen von Mashad notlanden, weil das Fahrwerk nicht ausgefahren werden konnte. Der letzte Absturz liegt vier Jahre zurück. Kurz nach dem Start in Teheran war eine Antonow 140 der Sepahan Airline verunglückt. 37 Menschen kamen dabei ums Leben.