Heimische Websites im großen Online-Check
INNVIERTEL. Die beiden IT-Experten Patrizia Faschang und Jakob Pumberger analysieren die Online-Auftritte diverser Websites aus der Region.
Der Trend der Digitalisierung greift immer weiter um sich. Ob die heimischen Website-Betreiber mit der Schnelllebigkeit der Digitalisierung noch mitkommen, haben für die OÖN zwei IT-Experten beurteilt: Patrizia Faschang, Geschäftsführerin der Altheimer Werbeagentur webdots, und Jakob Pumberger, Leiter der Web-Entwicklung bei Microlab in Tumeltsham.
"Es gibt noch Luft nach oben"
Im Großen und Ganzen sehen die Experten bei den analysierten Websites noch Luft nach oben, zeigen sich aber von einigen Aspekten beeindruckt. Die Auswahl der Websites erfolgte seitens der OÖN-Redaktion. In den Sparten Handel, Tourismus und Schulen kommt jeweils ein Online-Auftritt der drei Innviertler Bezirke Braunau, Ried und Schärding vor. Bei der öffentlichen Hand überschneiden sich die Bezirke, da etwa das Finanzamt oder die Bezirkshauptmannschaften online einheitlich auftreten.
Marketing-Profi Patrizia Faschang weiß, worauf es bei der Gestaltung von Websites ankommt. "Weniger ist mehr", empfiehlt sie. "Es dominieren Seiten mit viel Weißräumen, wo sich die farblichen Akzente im Hintergrund halten."
Smartphones, Tablets, Laptops: Die neuen Medien erlauben es den Benutzern, ständig online zu sein und Infos aus dem Internet zu generieren. Deswegen sei es besonders wichtig, dass Websites auch für die mobilen Endgeräte ausgerichtet sind, sagt Faschang. "Eine Website kann optisch noch so ein Highlight sein, wenn sie keine Inhalte hat, dann ist sie nichts wert. Damit meine ich sowohl Texte, als auch Bild- und Videomaterial."
Trends im Internet
Die Altheimerin spricht auch die vielen rechtlichen Besonderheiten an, die zu berücksichtigen sind. "Wenn weder der Betreiber noch der Entwickler der Website hier firm ist, rate ich dringend dazu, sich einen Experten ins Boot zu holen", sagt Faschang. Denn spätestens seit der Einführung der neuen Datenschutz-Grundverordnung ist mit hohen Strafen zu rechnen. Jakob Pumberger, Leiter der Web-Entwicklung bei Microlab, ergänzt: "Das Hauptaugenmerk einer jeden Website sollte auf der Startseite liegen, denn diese entscheidet, ob der Besucher auf der Seite bleibt."
Und auch die Suchmaschinenoptimierung sollte sowohl programmtechnisch, als auch inhaltlich ein Thema sein.
Auswahl der Websites
Aus Machbarkeits- und Platzgründen wurden nur zwölf Websites ausgewählt, was nur einen Bruchteil der abertausenden Websites im Innviertel ausmacht. Die Auswahl erfolgte vollkommen willkürlich. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Schulen
Analysiert wurden:
1. VS Brunnenthal in Schärding
2. NMS Ried 1
3. HTL Braunau
Patrizia Faschang über...
... Service und Aktualität: Querbeet kann man sagen, dass alle drei analysierten Schulen, die Volksschule Brunnenthal in Schärding, die NMS 1 Ried und die HTL Braunau, versuchen, tagesaktuelle Neuigkeiten wie nur möglich auf der Website zu veröffentlichen. Auch die aktuellen Termine und die Ansprechpartner sind von jeder Seite aus auffindbar.
Darüber hinaus bieten alle Schulen noch weiterführende Informationen, die je nach Schule und Schultyp angepasst und sehr umfangreich sind.
Sowohl was die inhaltliche Breite, als auch deren Aktualität betrifft, kommt man mit dem Staunen kaum hinterher.
... Layout und Bedienerfreundlichkeit: Designtechnisch, als auch strukturell merkt man leider, dass die Websites der Schulen vor einigen Jahren entstanden sind. Keine der analysierten Websites ist für mobile Endgeräte optimiert und eine Seite basiert sogar noch auf Flash. Auch die Menüführung ist etwas gewöhnungsbedürftig - so sind die Submenüpunkte erst ersichtlich, wenn man den Hauptmenüpunkt gewählt hat. In Zeiten der Informationsüberlastung und der Schnelllebigkeit des Internets, will jeder so rasch es geht zu seiner gewünschten Information kommen.
Best Practice:
Bei den Schulen hat die HTL Braunau am besten abgeschnitten: Serviceleistungen top, Erwartungskonformität hinsichtlich Bedienerfreundlichkeit größtenteils erfüllt, QuickLinks erleichtern die Navigation.
Wer sich die Websites selber ansehen möchte, hier die LInks:
1. www.volksschule.brunnenthal.at
2. www.nms1.ried.at
3. www.htl-braunau.at
Wirte und Tourismus
Analysiert wurden:
1. Tourismusverband Schärding
2. Wirt z’Wimpling in Mettmach
3. Landhotel Moorhof in Ibm
Patrizia Faschang über...
... Service und Aktualität: Alle getesteten Seiten, der Tourismusverband Schärding, Wirt z’Wimpling und Landhotel Moorhof, haben eines gemeinsam: von jeder Seite aus sind die wichtigsten Daten, wie Öffnungszeiten und Kontaktdaten erreichbar. Das Landhotel Moorhof punktet mit einer mehrsprachigen Website, der Tourismusverband Schärding sogar mit einem Chat. Was die Aktualität der Inhalte und auch die News betrifft, so schneiden leider der Wirt z’Wimpling und das Landhotel Moorhof nicht gut ab - alte Inhalte sollten ausgeblendet werden.
... Layout und Bedienerfreundlichkeit: Alle drei Seiten bewegen sich am und bereits über dem Limit was die Anzahl der Hauptmenüpunkte betrifft. Empfohlen werden nur fünf bis sechs - denn das ist eine Textmenge, die der Besucher noch auf einmal verarbeiten kann. Gut ist, dass man bei allen drei Seiten sofort die Submenü-punkte - also die weiteren Inhalte - sieht. Alle drei Seiten haben eines gemein: die wichtigsten Leistungen sind bereits von der Startseite aus anwählbar.
Best Practice:
Im Tourismus/Wirt-Bereich hat der Tourismusverband Schärding mit Abstand am besten abgeschnitten: Die umfangreichen Inhalte stehen für sich selbst. Umrandet wird das ganze noch mit zusätzlichen Serviceleistungen, wie etwa die Anfrage von Gutscheinen oder auch Zimmer, sowie den Chat und eine eigene Hotline.
1. www.schaerding.at
2. www.wirt-wimpling.at
3. www.moorhof.com
Öffentliche Einrichtungen
Analysiert wurden:
1. Finanzamt Braunau, Ried, Schärding
2. Bezirkshauptmannschaft (Braunau)
3. Gemeinde Moosdorf
Jakob Pumberger über...
... das Finanzamt: Neben zahlreichen Informationen zu Gesetzen bieten vor allem Formulare und Berechnungsprogramme einen großen Nutzen.
Das Layout ist geradlinig. Bilder lockern die textlastige Seite auf und haben ein gutes Größenverhältnis, damit die Seite übersichtlich bleibt.
Dank der guten Strukturierung behält man trotz der vielen Informationen den Überblick. Die wichtigsten Services sind zusätzlich noch hervorgehoben und leiten den Benutzer an die richtige Stelle.
Bei der Aktualität gibt es aber noch Verbesserungspotential. Leider fehlt etwa das Datum der Beiträge, wodurch der Besucher nicht nachvollziehen kann, wie aktuell diese sind.
... die Bezirkshauptmannschaft: Die zugehörigen Themen sind gut dokumentiert und dennoch in einer überschaubaren Länge vorhanden. Die wichtigsten Serviceleistungen sollten aber auf der Startseite mehr Platz finden.
Das Layout besteht aus vielen Boxen in unterschiedlichsten Farben und ist daher keine optische Augenweide.
Eine Suchfunktion mit Text-Vervollständigung macht das Auffinden des gesuchten Inhalts einfach. Die Seite ist auf mobilen Geräten gut bedienbar.
Aktuelle Beiträge sind Mangelware. Wer nicht etwas Bestimmtes sucht, hat keinen Anreiz die Seite regelmäßig zu besuchen.
... die Gemeinde: Inhaltlich bietet die Gemeinde viele wissenswerte Infos an. Das geht vom aktuellen Veranstaltungskalender über Müllabfuhrtermine und Immobilien. Auch ein eigener Login-Bereich mit Müllinfoservice wird bereit gestellt.
Das Layout ist, wie auf vielen anderen Websites von Gemeinden, nicht mehr zeitgemäß. Einige der Inhalte können auf mobilen Geräten nicht richtig dargestellt werden. Neuen Besuchern wird es schwer fallen die richtigen Inhalte zu finden. Und wer sich schlecht zurecht findet, verliert schnell das Interesse an der Seite.
Dafür bietet die Startseite viele Infos zu aktuellen Schwerpunkten. Auch die Termine sind chronologisch aufbereitet, hier findet sich jeder schnell zurecht.
(Anm. d. Redaktion: Es gibt eine zweite, von einem externen IT-Experten betreute Website der Gemeinde Moosdorf: www.moosdorf.net; diese wurde nicht analysiert)
www.bmf.gv.at
www.land-oberoesterreich.gv.at
www.moosdorf.ooe.gv.at
Handel und Gewerbe
Analysiert wurden:
1. Textil Auzinger in Enzenkirchen
2. Buchhandlung Dim in Ried
3. Austrian-Foodbox in Aspach
Jakob Pumberger über...
... das Bekleidungsgeschäft: Die Kollektionen werden mit Bildern beworben und machen Lust auf mehr. Schade, dass man nicht erfährt wo es die Stücke zu kaufen gibt. Die Firmen- und Produktbeschreibung ist kurz, aber aussagekräftig. Das Layout wirkt etwas in die Jahre gekommen. Die Inhalte werden zu klein dargestellt für die immer größeren Bildschirme der Besucher. Auf der Startseite wäre mehr Aktuelles wünschenswert. Die Fotos der Bekleidungen bringen Schwung hinein. Die Menüführung ist klar, der Benutzer findet sich schnell zurecht. Wer die Website mit einem Smartphone besucht, braucht viel Fingerspitzengefühl.
... die Buchhandlung: Die wichtigsten Infos sind auf der Startseite ersichtlich. Neben dem Online-Shop findet man auch Buchtipps der Mitarbeiter. Das Layout ist schlicht und beschränkt sich auf wenige Elemente. Der Büroartikel-Shop ist nicht sehr benutzerfreundlich und auf vielen mobilen Geräten nicht nutzbar. Aktuelle Aktionen werden auf der Startseite angepriesen. Im News-Bereich wird man über Buchpräsentationen und Bücher informiert.
... die Austrian Foodbox:
Heimische Spezialitäten liegen voll im Trend. Mehr Infos zu den regionalen Erzeugern könnten noch mehr Besucher auf die Seite locken. Ein tolles Feature wären Genussboxen, die man online individuell zusammen stellen kann. Die Menüführung könnte auf mobilen Geräten optisch schöner gestaltet sein. Durch den überschaubaren Inhalt findet sich der Benutzer schnell zurecht. Nicht alle Elemente führen dorthin, wo man es sich erwartet. Aktuelle Beiträge sind leider nicht vorhanden.
www.auzinger.com
www.dim.at
www.austrianfoodbox.com
Glücklicherweise hat die OÖN die eigene Seite nicht testen lassen, denn in einem Punkt hätte sie ein glattes NICHT GENÜGEND geschafft: USER-ID und Passwort werden nach wie vor nicht verschlüsselt übertragen. Schwach, schwächer, am schwächsten...
Sind die Ausgewählten mit der Auswahl und der Bewerterei überhaupt einverstanden?
Der Datenschutz dreht ulkige Pirouetten